Arterienverkalkung II

Nachdem der Reinigungsschlick ca. fünf Betriebsstunden im Kühlsystem zirkulieren durfte, habe ich den Kühler und den Block mal gespült.
Eigentlich wollte ich das Zeug da ja noch ein paar Stunden länger drin lassen, aber auf der Rückfahrt von Osnabrück wurde Sir Edward doch sehr heiß. Erst bei 70-80 km/h war die Temperaturanzeige wieder im zumindest schwer erträglichen Bereich:
Kühlwasseranzeige heiß
Zwischen durch musste ich eine Zwangspause auf einem Rastplatz einlegen, um dem Motor Zeit zum abkühlen zu geben:
abkühlen auf einem Rastplatz
Die Pfütze vor dem Wagen ist glücklicherweise nicht von ihm.
Allerdings war der Druck im Kühler so groß, dass es aus dem Überlauf raus drückte:
übergekochtes Kühlwasser
So kroch ich dann gemächlich nach hause.
Dort angekommen, habe ich erst mal die Masse der Batterie abgeklemmt und den Verteiler und die Zündspule in Plastiktüten gesteckt:
Zündanlage abgedeckt
Als Anleitungen dienten mir mal wieder Fifers Reliant Hints and Tips und dieses Video:

Der Reliant 850ccm-Motor hat neben/unterhalb dem Krümmer übrigens eine separate Ablassschraube für das Kühlwasser:
Ablassschraube im Motorblock
Der kam raus und schon lief die Suppe in ein Schälchen:
braunes Kühlwasser
Die Färbung stammt von dem Reinigungsschlamm. Vorher war das Kühlwasser normal grünlich.
Den Kühler habe ich separat abgelassen und gespült.
Wenn der Gartenschlauch das Wasser durch den Block drückt sollte man mit einem Draht etwas in der Öffnung der Ablassschraube rum stochern:
Wasserstrahl aus dem Block
Dort lagert sich nämlich reichlich Sediment ab, dass man so gut raus bekommt.
Der blaue Müllsack auf dem Bild ist übrigens auch ratsam! Ansonsten verwandelt der kräftige Strahl aus der Bohrung den Innenraum in eine Fußbadewanne…
Während das so vor sich hin plätscherte hab ich mal das Thermostatgehäuse ab genommen:
alte Thermostatgehäuse-Dichtung
*Mjam*
Die Dichtung zu entfernen war eben so lecker:
alte Dichtung abgekratzt
Das Thermostat war so mit seinem Sitz verklebt, dass wir es mit einem Maulschlüssel „losdrehen“ mussten. Zum Glück ist es recht stabil konstruiert, so das es dies unbeschadet überstanden hat.
Thermostat im Block
Als der Schlick aus dem Bereich raus war, sah das Gehäuse sogar wieder ganz ansehnlich aus:
Temperaturfühler im Block
Auf dem Bild erkennt man auch schön den Temperaturfühler.
Auch das Innere des Kühlers sieht nach der Schlickbehandlung wieder ganz schick aus:
Blick in den Kühler
Interessanterweise ist das Thermostat ein 82°C-Thermostat:
Thermostataufdruck
Laut Forum hatten die Rialtos normalerweise 88°C-Thermostate. Allerdings waren das auch die späteren Modelle mit Ausgleichsbehälter.
Um seine Funktion zu testen, habe ich es mal zusammen mit zwei Thermometern in einen Kochtopf geworfen:
Thermostat im Kochtopf
Ich hab zwei Thermometer dazu getan, da sie sich vorher nicht einig waren, wie hoch die Raumtemperatur ist. Auf dem Weg Richtung kochen haben sie sich aber geeinigt. Mit Befriedigung habe ich feststellen können, dass das Thermostat wie gewünscht funktionuckelt.
Am Ende der Spülaktion fand sich übrigens dieser kleine Sandstrand in der Schüssel unter dem Motorblock:
Sedimente im Kühlwasser
Die vom Kühler sah nicht wenig anders aus. Ich war schon beeindruckt, was sich da alles angesammelt hat.
Da ich meinen Dichtungssatz in Osnabrück vergessen hatte, bekam das Thermostatgehäuse ein individuell zugeschnittene Korkdichtung. Um ihre Form fest zu legen, habe ich sie mal über ein Stempelkissen gewälzt:
Stempelfarbe am Thermostatgehäuse
Eine 32er-Nuss gab den passenden Innendurchmesser:
Nuss auf Korkdichtung
Alles wieder hübsch:
Thermostat wieder montiert
Die Schrauben des Gehäuses darf man übrigens nur wenig mehr als Hand-warm anziehen! Die Gehäuse sind bekannt dafür, sehr leicht zu brechen wenn man die Schrauben zu fest an zieht. Also lieber bei Undichtigkeit noch mal etwas nach ziehen, als gleich zu ruinieren!
Die Wiederbefüllung des Kühlsystems ist bei Rialtos eine etwas spezielle Sache, denn leider ist der Kühler nicht die höchste Stelle des Systems und somit besteht die reelle Gefahr sich ein paar Luftblasen einzuhandeln. Höher als der Kühler liegt der Wärmetauscher für die Heizung. Kein besonders heller Tag bei Reliant als sie das konstruiert haben. Muss übrigens der gleiche Tag gewesen sein, als sie einen Ausgleichsbehälter als neumodischen Schnick-Schnack verworfen haben…
Um Luftblasen bestmöglich auszuschließen, habe ich nach eingehender Überlegung das System folgendermaßen wieder befüllt:

  1. Alles wieder zusammen bauen
  2. Kühlmittelkonzentrat in berechnetem Mischungsverhältnis (das Kühlsystem fasst 2,84 Liter) in den Kühler füllen
  3. Schlauch des Wärmetauscher-Ventils (Das mit dem Bowdenzug zum Innenraum) am Kasten abziehen.
  4. Dort Wasser einfüllen (Gartenschlauch), bis es in einem stetigen Strahl wieder am Tauscher aus tritt
  5. Finger auf den Austritt am Tauscher
  6. Den abgezogenen Schlauch mit Wasser füllen und ebenfalls Finger drauf
  7. Beides in katzengleicher Bewegung wieder miteinander verbinden
  8. Kühler bei Bedarf weiter auffüllen
  9. Testrunde drehen und bei Bedarf im Kühler nachfüllen

Bei Sir Edward hat das so ganz gut geklappt.
Auf der Rückfahrt blieb die Temperaturanzeige selbst bei Dauertempo 100-110 km/h bei 3/4:
Temperaturanzeige 3/4-heiß
Das ist ok. Die Anzeigen geben eh nur grobe Richtwerte….
Sollte sich das bei höheren Außentemperaturen verschlechtern, werde ich nochmal ne Runde Reinigungsschlamm durch jagen.

Ein Gedanke zu „Arterienverkalkung II“

  1. Freut mich, dass ihm nun nicht mehr so warm ums Alu-Herz wird. Ich war ja zugegebenermaßen ein wenig skeptisch als ich gesehen habe, wie viel Dreck da rausgekommen war. Ich hätte vermutet, dass da noch mehr ist, wo das her kam.

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