Die Fahrt gen Heimat am Freitag fand überraschenderweise bei strahlendem Sonnenschein und geschätzten 28°C Außentemperatur statt. Eine schöne Gelegenheit sich mal wieder ohne Türen den Fahrtwind um den Bauchnabel streichen zu lassen.
Getrübt wurde die Fahrt jedoch durch die Temperaturanzeige:
Ich hatte gehofft, dass sich das Thema eigentlich mit meinem geniösen Umbau auf den Alu-Hochleistungskühler erledigt hätte. Pustekuchen. Wenigstens ist die Anzeige über diesen Punkt nicht hinaus gegangen.
Ca. 30 Sekunden Eine verblüffend kurze Zeitspanne nach dem ersten Foto stand ich am Fuß der Autobahnabfahrt an einer Ampel und die Anzeige gab folgendes Bild von sich:
Sehr strange. Sollte nach meinem Verständnis doch eigentlich anders rum sein…
Also so recht weiß ich nicht, wem ich trauen soll.
Ok, ja, der Motor war echt verdammt heiß, aber warum soll die Temperatur bei Standgas so schnell wieder sinken?
Hat eventuell die Anzeige nen Schlag weg? Geeicht waren die Dinger nie. Wer weiß, welcher Temperaturbereich bei der zwischen „N“ und „H“ liegt?!
Als ich später in kaltem Zustand den Kühlwasserstand gecheckt habe, war ich erstaunt, wie viel da noch drin war. Trotz der angezeigten Hitze fehlten nur ca. 200ml. Ich werde mir wohl mal ein Infrarot-Thermometer borgen müssen, um der Sache auf den Grund gehen zu können.
Die zwingende Revision der Elektrik wird wohl auch einen elektrischen Lüfter mit sich bringen.
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Arterienverkalkung II
Nachdem der Reinigungsschlick ca. fünf Betriebsstunden im Kühlsystem zirkulieren durfte, habe ich den Kühler und den Block mal gespült.
Eigentlich wollte ich das Zeug da ja noch ein paar Stunden länger drin lassen, aber auf der Rückfahrt von Osnabrück wurde Sir Edward doch sehr heiß. Erst bei 70-80 km/h war die Temperaturanzeige wieder im zumindest schwer erträglichen Bereich:
Zwischen durch musste ich eine Zwangspause auf einem Rastplatz einlegen, um dem Motor Zeit zum abkühlen zu geben:
Die Pfütze vor dem Wagen ist glücklicherweise nicht von ihm.
Allerdings war der Druck im Kühler so groß, dass es aus dem Überlauf raus drückte:
So kroch ich dann gemächlich nach hause.
Dort angekommen, habe ich erst mal die Masse der Batterie abgeklemmt und den Verteiler und die Zündspule in Plastiktüten gesteckt:
Als Anleitungen dienten mir mal wieder Fifers Reliant Hints and Tips und dieses Video:
Der Reliant 850ccm-Motor hat neben/unterhalb dem Krümmer übrigens eine separate Ablassschraube für das Kühlwasser:
Der kam raus und schon lief die Suppe in ein Schälchen:
Die Färbung stammt von dem Reinigungsschlamm. Vorher war das Kühlwasser normal grünlich.
Den Kühler habe ich separat abgelassen und gespült.
Wenn der Gartenschlauch das Wasser durch den Block drückt sollte man mit einem Draht etwas in der Öffnung der Ablassschraube rum stochern:
Dort lagert sich nämlich reichlich Sediment ab, dass man so gut raus bekommt.
Der blaue Müllsack auf dem Bild ist übrigens auch ratsam! Ansonsten verwandelt der kräftige Strahl aus der Bohrung den Innenraum in eine Fußbadewanne…
Während das so vor sich hin plätscherte hab ich mal das Thermostatgehäuse ab genommen:
*Mjam*
Die Dichtung zu entfernen war eben so lecker:
Das Thermostat war so mit seinem Sitz verklebt, dass wir es mit einem Maulschlüssel „losdrehen“ mussten. Zum Glück ist es recht stabil konstruiert, so das es dies unbeschadet überstanden hat.
Als der Schlick aus dem Bereich raus war, sah das Gehäuse sogar wieder ganz ansehnlich aus:
Auf dem Bild erkennt man auch schön den Temperaturfühler.
Auch das Innere des Kühlers sieht nach der Schlickbehandlung wieder ganz schick aus:
Interessanterweise ist das Thermostat ein 82°C-Thermostat:
Laut Forum hatten die Rialtos normalerweise 88°C-Thermostate. Allerdings waren das auch die späteren Modelle mit Ausgleichsbehälter.
Um seine Funktion zu testen, habe ich es mal zusammen mit zwei Thermometern in einen Kochtopf geworfen:
Ich hab zwei Thermometer dazu getan, da sie sich vorher nicht einig waren, wie hoch die Raumtemperatur ist. Auf dem Weg Richtung kochen haben sie sich aber geeinigt. Mit Befriedigung habe ich feststellen können, dass das Thermostat wie gewünscht funktionuckelt.
Am Ende der Spülaktion fand sich übrigens dieser kleine Sandstrand in der Schüssel unter dem Motorblock:
Die vom Kühler sah nicht wenig anders aus. Ich war schon beeindruckt, was sich da alles angesammelt hat.
Da ich meinen Dichtungssatz in Osnabrück vergessen hatte, bekam das Thermostatgehäuse ein individuell zugeschnittene Korkdichtung. Um ihre Form fest zu legen, habe ich sie mal über ein Stempelkissen gewälzt:
Eine 32er-Nuss gab den passenden Innendurchmesser:
Alles wieder hübsch:
Die Schrauben des Gehäuses darf man übrigens nur wenig mehr als Hand-warm anziehen! Die Gehäuse sind bekannt dafür, sehr leicht zu brechen wenn man die Schrauben zu fest an zieht. Also lieber bei Undichtigkeit noch mal etwas nach ziehen, als gleich zu ruinieren!
Die Wiederbefüllung des Kühlsystems ist bei Rialtos eine etwas spezielle Sache, denn leider ist der Kühler nicht die höchste Stelle des Systems und somit besteht die reelle Gefahr sich ein paar Luftblasen einzuhandeln. Höher als der Kühler liegt der Wärmetauscher für die Heizung. Kein besonders heller Tag bei Reliant als sie das konstruiert haben. Muss übrigens der gleiche Tag gewesen sein, als sie einen Ausgleichsbehälter als neumodischen Schnick-Schnack verworfen haben…
Um Luftblasen bestmöglich auszuschließen, habe ich nach eingehender Überlegung das System folgendermaßen wieder befüllt:
- Alles wieder zusammen bauen
- Kühlmittelkonzentrat in berechnetem Mischungsverhältnis (das Kühlsystem fasst 2,84 Liter) in den Kühler füllen
- Schlauch des Wärmetauscher-Ventils (Das mit dem Bowdenzug zum Innenraum) am Kasten abziehen.
- Dort Wasser einfüllen (Gartenschlauch), bis es in einem stetigen Strahl wieder am Tauscher aus tritt
- Finger auf den Austritt am Tauscher
- Den abgezogenen Schlauch mit Wasser füllen und ebenfalls Finger drauf
- Beides in katzengleicher Bewegung wieder miteinander verbinden
- Kühler bei Bedarf weiter auffüllen
- Testrunde drehen und bei Bedarf im Kühler nachfüllen
Bei Sir Edward hat das so ganz gut geklappt.
Auf der Rückfahrt blieb die Temperaturanzeige selbst bei Dauertempo 100-110 km/h bei 3/4:
Das ist ok. Die Anzeigen geben eh nur grobe Richtwerte….
Sollte sich das bei höheren Außentemperaturen verschlechtern, werde ich nochmal ne Runde Reinigungsschlamm durch jagen.
Arterienverkalkung
Seit dem die Temperaturen den zweistelligen Bereiche erreicht haben, wird Sir Edward immer etwas warm ums Herz. Ich tippe auf verkalkten Kühler bzw. Kühlwasserwege im Block. Daher habe ich mir mal so ne Dose Kühlerreiniger besorgt:
Mal sehen, ob das was kann.
Ist übrigens keine Flüssigkeit, sondern ein Pulver. Erinnert irgendwie an instant-Kaffee:
Die Dose reicht für Kühlsysteme mit bis zu 12 Litern Kühlmittel. Ich hab von dem Pulver so viel in den Kühler geschaufelt, wie ich rein bekommen habe. Allerdings war nach ca. 2/3 der Dose Schluss. Naja, soll wohl für die 5 Pints (2,84 Liter) Kühlmittel ausreichen, die da drin sind.
Anschließend soll man den Motor 20 Minuten lang fahren, ohne ihn abzustellen.
Nachdem das Kühlwasser wieder etwas abgekühlt war, habe ich den Deckel abgeschraubt und nen ersten Blick gewagt:
Mein Finger ertastete das, was ich befürchtet hatte: Külmpchen.
Mal hoffen, dass diese Klumpen sich mit der Zeit auflösen und mir nicht noch zusätzlich das System verstopfen.
Das Zeug muss jetzt für mindestens vier Betriebsstunden im Kühler verbleiben (max. 24 Betriebsstunden). Danach will ich den Kühler und den Block mal durch spülen und das Thermostat im Kochtopf testen.
Auf der Autobahn kletterte der Zeiger während der Rückfahrt bis kurz vor den roten Bereich (trotz Lüftung auf höchster Stufe). Erst als ich nur noch 70-80 km/h gefahren bin, kam er langsam wieder runter.
Ich bin skeptisch….