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We do Scooters

Nette Menschen dachten an mich, als sie in einer 1970er Ausgabe der AMS einen Bericht über den Reliant Scooter Ski fanden. Guter Anlass für einen kurzen Bericht:

Reliant war bekanntermaßen immer auf der Suche nach neuen Geschäftsideen. Nachdem man nun in den 60ern neben den bekannten Dreirädern auch den Sportwagenbau für sich entdeckt hatte, hielt man es für naheliegend auch den Wassersport zu revolutionieren. Logo. Was auch sonst?!

Das war die Geburtsstunde des Scooter Ski:

Wobei die ganz genaue Entwicklungsgeschichte ein wenig nebulös ist. Der Konkurrent Bond soll da seine Finger mit im Spiel geht haben, genauso wie eine andere Firma. Egal.

Anlässlich der Präsentation gibt es auch ein Video:

Herzallerliebst.

Mehr Fotos und Infos gibt es hier. Natürlich habe ich schon ein Exemplar auf meine imaginäre Wunschliste gesetzt. Allerdings weiß ich nicht ob ich dem 70er-Lifestyle mit frei rotierendem Propeller und fehlender Sichheitsleine gewachsen bin….

mangelnde Verzögerungswerte

Was man so beim aufräumen der SD-Karte so findet…
Hatte ich doch glatt vergessen euch zu berichten:
Der Rialto hatte den Winter über angefangen zu hinken. Hinten rechts saß der Radbremszylinder fest. Anfangs reichte ein kräftiger Tritt aufs Bremspedal um ihn zu lösen, im Frühling führte das aber nur noch zum blockieren des Rades. Also einmal neu bitte.
Am Anfang gilt es zu prüfen, welchen Radbremszylinder man braucht. Im laufe der Produktionszeit gab es zwei verschiedene Varianten. Die frühe Variante stammt (im Original) von Girling die späte von Lockheed.
Am einfachsten kann man die Zylinder über ihre Befestigungen und Kolben auseinander halten.
Die Girling-Zylinder haben nur einen Kolben und werden durch zwei „hufeisenförmige“ Federbleche gehalten, die man sehen kann, wenn man die Gummimanschette auf der Rückseite der Bremstrommel anhebt.
Die Lockheed-Bremsen haben zwei Kolben und werden mit einem einzelnen runden Federblech gehalten.
Mein 1984er Reliant Rialto 2 GLS hat noch die frühen Girling Bremsen.
Folgende Teilenummern sind hier zielführend:
APEC BCY1442
BRAKE ENGINEERING WC1703BE
BRAKE ENGINEERING WC4926
DELPHI LW33049
LPR 4926
QUINTON HAZELL BWC3263
RELIANT GWC1110
ROVER SML001110EVA
VAUXHALL 06397977
VAUXHALL 6397977
ROVER 6397977
GWC1110
Motaquip: VWC281
TRW Lucas: BWC190
Trupart: CL005
Unipart: GWC1956
Veco: VQ070

Der Kolben hat folgendes Maß: 11/16″ (17.5mm)

Verbaut wurde der Hase z.B. in folgenden Fahrzeugen:
Triumph Spitfire 1500 ab 1976 (ab Fahrgestellnummern FH80001 und FM40001), GT6 MKIII, Toledo 1970-1977
sowie
Morris ITAL 1980-1984, MARINA II Station Wagon 1975-1980, MARINA III 1978-1980
Ich habe sie allerdings am günstigsten über die Opel/Vauxhall-Nummer gefunden. Fragt mich nicht, welches Fahrzeug da dahinter steckt.
Hat man das passende Ersatzteil liegen, kann’s an den Austausch gehen.
Erster Halt ist der Vorratsbehälter des Hauptbremszylinders:
Anschlüsse Hauptbremszylinder
Da muss man vorsichtig die Kontakte des Füllstandmessers abziehen und den Deckel gegen ein Stück Frischhaltefolie samt Gummiband tauschen:
Folie über Hauptbremszylinder
Die Folie verhindert (da keine Luft nach strömen kann), dass das ganze Reservoir leer lauft, wenn man die Leitung am Radbremszylinder abschraubt.
Nun geht’s an der Bremstrommel weiter. Dort muss man dann Bremsnachsteller ganz zurück drehen, um die Trommel abnehmen zu können:
Bremsnachsteller zurückdrehen
Nun kann die Trommel runter. Ich empfehle dringen ein Foto von der Anordnung der Federn und der sonstigen Bremsmechanik zu machen:
Übersicht Bremsmechanik
Danach kommen die Bremsschuhe samt Federn runter und man kann die Bremsleitung(en) abschrauben:
Alter Radbremszylinder freigelegt
Ich habe den abgeschraubten Leitungen noch kleine Verhüterli verpasst, damit keine Dreckbröselchen ihren Weg in den Kreislauf finden:
Unter der Manschette
Nun kann auch die Staubmanschette runter und man kommt an die Haltebleche. Diese sitzen wie zwei gegenläufige „U“s  in einer Nut des Radbremszylinders:
Alte Haltebleche
schwieriger als die Radbremszylinder selbst, sind die Staubmanschetten zu bekommen. Daher hier mal ein Detailfoto der Beschriftung:
Beschriftung Manschette
Ich entziffere es als:
AVON OW1578O-4
64271084
GIRLING
„Der Einbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge“.
Größte Hürde ist dabei die korrekte Montage der Haltebleche. Die kleinen Bastarde gehen A: schwer richtig übereinander und B: leicht schief übereinander. Da sollte man zweimal genau nach gucken, ob die kleinen Beulen in die Aussparungen greifen:
Neue HalteblecheDanach noch entlüften und die Chance nutzen, um die Bremsflüssigkeit auszutauschen.
Nun brems der Rialto wieder schön gleichmäßig. Nur an den veränderten Druckpunkt muss ich mich erstmal gewöhnen.

Zündkabelsalat

Nach 30+ Jahren habe ich dem Rialto mal einen Satz neue Silikon-Zündkabel und ein elektronisches Zündmodul spendiert:
Lieferung
Das Ganze ist Teil der Strategie ihm irgendwann mal endgültig das leichte Geruckel abzugewöhnen.
Da man für den Tausch der Zündkabel am besten die Verkleidung im Fahrerfußraum entfernt, konnte ich bei der Gelegenheit auch gleich mal den Zustand der Zündkerzen inspizieren:
Zündkerzen im Motorraum
Die alten Zündkabel waren im Laufe der Jahre gut ausgehärtet. Um mit der Zündreihenfolge nicht durcheinander zu kommen, habe ich Kabel für Kabel ersetzt und die neu nummeriert:
Zündkabel alt vs. neu
Soweit, so einfach.
Der Anblick der Zündkerzen war jedoch nicht so erfreulich:
Zündkerzengesichter -1. Zylinder links-
Zylinder 1 (links im Bild) und 3 waren schön grau-braun. Nummer 2 und 4 hingegen waren deutlich verölt. Komisch, da sowohl 1&2 als auch 3&4 sich einen Ansaugtrakt teilen. Da hätte ich eher einen Zusammenhang vermutet. Außerdem verwende ich schon die etwas heißeren 5ES-Zündkerzen:
5ES-Zündkerze
Da ich aktuell nicht weiter weiß, habe ich lediglich die Zündkerzen gereinigt, die Kontaktabstände überprüft:
Elektrodenabstand überprüfen
und dann die Kerzen einmal durchgetauscht. Mal sehen, wie der Zustand der Kerzen bei der nächsten Überprüfung ist.

Hakenzeichen

Ziemlich genau zu seinem 32. Geburtstag hat der Rialto das begehrte H-Kennzeichen erhalten:
Oldtimergutachten (bearbeitet).jpg
Er ist nun offiziell ein „historisches Kulturgut“.
Das sollte mal jemand Jeremy Clarkson erzählen….
Dank des neuen Prüfers meines Vertrauens, Fred (einigen Bekannt vom monatlichen Altautotreff) war die Abnahme erfreulich schnell gegessen:
Rialto beim Oldtimergutachten
Als Freund von vielen-Fliegen-mit-einer-Klappe-Aktionen konnte ich so H-Gutachten, HU und die fällige Ummeldung anlässlich des Umzuges in einem Aufwasch erledigen.
Tschüss Osnabrück, willkommen Osten.
Der Wunschkennzeichengenerator des Landkreises stellte mich dabei vor ungeahnte Herausforderungen.
Dort kann man als Kreis nämlich BK, OK, , HDL, OC, WMS oder WZL wählen.
Diese Auswahl! Die macht einen fertig…
Als Kind der SMS-Generation habe ich mich dann für eine Liebeserklärung an den Rialto entschieden:
Rialto mit neuem Kennzeichen

Die Drückerkolonne II

Nach über 5 Jahren war es mal wieder Zeit, nach den Ventilen des Rialtos zu schauen.
Da ich vom letzten mal noch wusste, dass man diese Arbeit mindestens zu zweit angehen sollte, habe ich die Weihnachtsfeiertage genutzt um Vaddern und Tobias zu requirieren.
Die Ventile der hinteren beiden Zylinder muss man durch die Zugangsluken im Fußraum einstellen, so dass diese im nächsten Schritt geöffnet wurden:
Zugangsluke Fahrerfussraum
Als nächstes mussten die Schläuche rings um den Ventildeckel weichen und es konnte dieser dann ebenfalls abgenommen werden:
Schläuche entfernen
Damals(™) hatte ich ja die neue Ventildeckeldichtung mit Lagerfett eingestrichen um ein festbrennen am Zylinderkopf zu vermeiden. Dies hat auch vorzüglich funktioniert! Der Deckel ließ sich (im Gegensatz zu früher) leicht abnehmen und die Korkdichtung blieb unbeschädigt.
Hat man den Ventildeckel runter, sollte man unbedingt daran denken, die Benzinschläuche an der mechanischen Benzinpumpe ab zu ziehen:
Benzinpumpe
Gibt ansonsten eine schöne Sauerei! Auch die Zündkerzen zu entfernen ist keine falsche Idee. Das erleichtert das durchdrehen des Motors erheblich.
Die Einstellung selbst habe ich schon wie damals vorgenommen:
Fühlerblattlehre
Erfreulicherweise musste ich nur ein einziges Ventil nachstellen (zu lose). Bei allen anderen Ventilen flutschte die Fühlerblattlehre schön saugend durch.
Als wir damit fertig waren, habe ich auch mal meine neue Zündzeitpunktpistole rausgekramt und zum ersten mal nach dem Einbau der 1-2-3-Ignitiondie Zündung überprüft:
Zündzeitpunkt einstellen
Auch das war erfreulich schnell gegessen. Die Zündung war schon mittels der eingebauten LED haargenau richtig eingestellt.
Alles in allem, sehr befriedigend.