Es gibt so Reparaturen… II

…die glaubt einem zu Recht kein Mensch.
Hatte ich doch ganz frech behauptet, einen Fertigungsmangel am Scheinwerfer des Gerontengolfes gefunden zu haben. War natürlich alles erstunken und erlogen.
Knapp zwei Wochen nach der Reparatur des linken Scheinwerfers fiel plötzlich der Rechte aus.
Hmm, Glühwendel sieht noch gut aus:

Glühwendel intakt

Aber achtet mal auf den Kontakt auf der gegenüberliegenden Seite:

Verfärbter Kontakt

Der ist aber dunkel…
Natürlich hatte das Glühobst auch noch Durchgang.
Da lugen wir doch mal mit dem Winkelspiegel in den Scheinwerfer:

Blick mit dem Winkelspiegel

Ja, der Kontakt sieht auch komisch aus.
Ok, also wieder den Kühlergrill samt Scheuerleiste demontieren.
Dann kann ich bei der Gelegenheit wenigstens meine Kühlerpappe entfernen.
Beim Blick auf den Kontakt fällt auf, dass auch hier wieder der „Produktionsfehler“ vorliegt:

Kontakt verschmort

Insgesamt ist der Kontakt aber zu dunkel und das Schwarze sieht nach geschmolzenem Plastik aus.
Also frei gepopelt und beide Kontakte (Fassung und Scheinwerfer) mit einem feinen Schmirgelpapier attackiert:

Kontakt gereinigt

Danach alles wieder zusammen werfen und schon leuchtet der Hase wieder.
Da die Leuchtmittel 08/15 und keine 100Watt-Monster sind, vermute ich, dass der Ausfall auf beiden Seiten der Korrosion an den Kontakten geschuldet war. Dadurch wurde der Widerstand zu groß und schmolz im Laufe der Zeit das Plastik. Irgendwann war der Widerstand so groß, dass kein Strom mehr fließen konnte, und die Lampen fielen aus.
Dann nehme ich mal eine Reinigung der Kontakte in meine Austauschroutine mit auf.

Ladeanschluss

Da auch ich (gemächlich) aus Fehlern lerne, habe ich jeden Monat einen fixen Termin im Kalender stehen, der da lautet „Batterien laden“.
Ab diesem Datum tingel ich immer mit meinem Bosch C3-Ladegerät durch die Garage und klemme nach und nach jede Batterie an. Bei Fahrzeugen mit Motorhauben klappt das auch ganz wunderbar. Ein Problemfall war bisher immer der JZR, dessen Batterie sich im Beifahrerfußraum an der Spritzwand befindet.
Da musste man also entweder akrobatisch im Fußraum abtauchen oder die ganze Front demontieren.
Abhilfe tat Not.
In einem ersten Schritt stellen wir fest, dass auch bei ausgeschalteter Zündung Strom am Zigarettenanzünder anliegt:

Spannung am Zigarettenanzünder

Wo Strom raus kommt, kann auch Strom rein gehen.
eBay lieferte Ringkabelschuhe mit passendem Stecker für das C3-Ladegerät und im Fundus fand sich noch der Rest vom 12V-Aschenbecher (Scheiße, das ist 10 Jahre her!):

Bauteile

Um da offen für spätere weitere Adapterlösungen zu sein, habe ich den Zigarettenanzünder-Stecker nicht direkt an das Adapterkabel gelötet, sondern Kabelschuhe angecrimpt:

Kontakte vercrimpen

Um eine Verpolung auszuschließen, habe ich Männchen und Weibchen immer abwechselnd vercrimpt und auch das schwarze Kabel zum Stecker mit rotem Schrumpfschlauch markiert.
Fertig:

Adapter fertig

Links original, rechts Ziggi-Adapter.
Ah, welch ein Komfortgewinn:

Ladeadapter funktioniert

Let the rope be free III

Die Winde samt Adapterplatte war fertig und auch die Laufkatze modifiziert. Nun fehlte nur noch ein passender Kettenzug.
Wie schon eingangs geschreiben, wollte ich gerne ein Exemplar haben, dass 2t heben kann. Zum Vergleich: Der Demag-Trümmer am Minikran durfte lediglich 500 kg heben!
Entspechend groß und schwer ist auch der Kollege, den Vevor mir vor die Haustür kullerte:

Kettenzug ist angekommen

Ohne Motorkran bewege ich da nix. So hing er aber schnell am Haken:

Kettenzug am Haken

Jemand technische Daten?

Technische Daten Kettenzug

Und? Erkennt ihr, warum der Hase nur etwa halb so teuer war, wie seine inländischen Kollegen?
Richtig! 3-Phasig, 220V, 50Hz (60Hz laut Handbuch)… das ist US-Drehstrom und kommt (außerhalb von US-Basen) in Deutschland aus keiner Dose.
Aber vielleicht habe ich ja Glück und kann den Motor einfach von einer Dreieck- auf eine Sternschaltung umbauen.
Da wird sich ja sicherlich irgendwo eine Klemmdose im Innern finden.
Nein:

Kabeleinführung Kettenzug

Auch nicht:

Elektrik Kettenzug

Ok, dann demontieren wir mal den Stator und gucken, wie die Wicklungen verkabelt sind.
Dazu löst ihr die von einem Sicherungsblech gehaltene Mutter auf dem hinteren Wellenstumpf:

Kronenmutter montiert

Danach schraubt ihr die vier Inbusschrauben des hinteren Lagerdeckels ab. Achtung! Hinter der „Bremstrommel“ sitzt eine gewaltige Feder! Am besten löst ihr die Schrauben Stück für Stück Reih um und ein Helfer hält den Lagerdeckel, damit er euch nicht durch die Gegend fliegt:

Bremsschild Kettenzug

Es finden sich darunter einige Distanzringe und Anlaufscheiben. Schön auf die Reihenfolge achten!
Danach könnt ihr die Schrauben des Stators lösen:

Elektromotor Kettenzug

Der lässt sich dann ein Stück Richtung Wellenstumpf ziehen. Keine Angst, da ist nicht viel nötig um für Ernüchterung zu sorgen:

Verdrahtung Windungen

Wie ihr seht, gehen die Kabel direkt auf die Wicklung über. Nix mit Klemmdose, nix mit Stern/Dreieck. Das ist stumpf fix verkabelt. Macht im westlichen Anlagenbau heute niemand mehr, aber nützt ja nix.
Damit musste ich irgendwo Strom in ausreichenden Mengen und passender Stückelung auftreiben.
Ein Gedanke führte Richtung Frequenzumrichter (FU). Die gibt es auch mit einstellbarer Voltzahl und dreiphasig. Neben dem Kostenfaktor ist dabei aber auch ein Problem, dass der Sanftanlauf eines FUs Gift für die mit Netzspannung arbeitende Bremse des Kettenzuges ist.
Was macht man, wenn man nicht mehr weiter weiß?
Richtig!
Möglichst vielen Menschen sein Problem klagen!
Und wie so oft führte dies schnurrstraks zu einer Lösung.
Davon aber mehr im nächsten Teil der Serie.

Let the rope be free II

Nachdem die Seilwinde samt Adapterplatte für die Seitwärtsbewegung des zukünftigen Hallenkranes vorbereitet war, habe ich mich der Laufkatze zugewandt:

Laufkatzenpuzzle

Diese muss ich auch modifizieren, da sie normalerweise händisch seitwärts bewegt wird und dementsprechend keine Aufnahme für ein seitliches Zugseil hat.
Üblicherweise gibt es nur die Aufnahme für die senkrechte Winde (die „blaue 8“ auf dem obigen Bild).
Um die Kraft der seitlich ziehenden Winde zu verdoppeln und die Geschwindigkeit zu halbieren, will ich eine Umlenkrolle mit einer zusätzlichen „Schleppzunge“ an der Laufkatze befestigen. Die Schleppzunge entsteht aus einer 6mm-Stahlplatte mit einem 14er-Loch für den Bolzen der Umlenkrolle und einem 30er-Loch für den Mittelbolzen der Laufkatze.
Erneuter Einsatz für die Magnetbohrmaschine:

Schleppzunge bohren

Passt schon mal:

Schleppzunge an Umlenkrolle anpassen

Der größte Kronenbohrer den ich für die Magnetbohrmaschine habe, ist leider nur ein 27er. Den Rest musste ich da mit einem Stufenbohrer rein eiern:

30er-Loch bohren

Damit mir die Eisenplatte dabei nicht um die Ohren fliegt, habe ich sie auf einem Holzstück verschraubt, welches (über einen angeschraubten Holzklotz) im Maschinenschraubstock eingespannt war. Es war mühsam, aber am Ende passte es:

Schleppzunge Laufkatzenbolzen

Zeit für einen Testaufbau an einem abgeschnittenen Stück Träger:

Laufkatze Testmontage 2

Grundsätzlich ok, aber die Schleppzunge muss schlanker, damit sie genügend Bewegungsraum hat.
Das ließ sich gut von den bestehenden Teilen übertragen:

Schleppzunge anzeichnen

Top-Tipp ist übrigens eine halbe Europalette mit einer Opferplatte drauf, die man draußen für Flex-Arbeiten nehmen kann:

Schleppzunge ausschneiden

Auch hier habe ich die Platte wieder verschraubt, damit sie mir nicht weg fliegt.
Den Feinschliff besorgte dann noch der Bockschleifer:

Schleppzunge schleifen

Das sieht schon mal gut aus:

Schleppzunge Testfit 2

Zwischen blauem „Hängeohr“ und Schleppzunge habe ich jetzt eine schmale Unterlegscheibe mit reichlich Fett gepackt, um hier die Reibung zwischen beiden Bauteilen möglichst gering zu halten.
Auch am Test-Stahlträger montiert, ergab das einen schlanken Fuß:

Schleppzunge Testfit

Jetzt noch Lack drauf und schon geht es an der größten Baustelle, dem Kettenzug weiter….