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Magerkur II

Da momentan Zuhause einige nicht-automobile Renovierungsarbeiten anstehen, habe ich diese Woche mal bei meinem Vater verbracht.
Das gibt mir auch die Gelegenheit nach den vermuteten Ventilschäden zu gucken.
Aber erstmal standen einige Vorarbeiten an. Erstmal gabs auf der Rückfahrt Sprit mit 100 Oktan auf den halb leeren Tank (Oktanbooster hatten sie nicht). Danach war das Hochgeschwindigkeitsklingeln auch weg, der Wagen zog gefühlsmäßig besser an und ich behaupte auch, dass er geräuschtechnisch ruhiger läuft. Gibts also in Zukunft nur noch das leckere Super +. Die 6 Cent lassen sich verschmerzen. Zumal ich Sir Edward nach der 450km-Ostertour auch mal wieder ausgelitert habe und auf sehr schöne 4,3l/100km gekommen bin. Zumal es auch reiner Autobahnbetrieb mit 100-120 km/h war. Damit kann ich sehr gut leben.
Unterwegs haben wir zwei hübschen auch ein rundes Jubiläum gefeiert:
20.000 meilen überschritten
Damit habe ich bald meine ersten 1000 Meilen Reliant fahren hinter mir.
Bisher sehr unterhaltsam und lehrreich.
Zuhause angekommen habe ich mich erst mal wieder dem Auspuff zugewandt, da die Auspuffmumpe natürlich nicht gehalten hatte und er dort wieder raus pustete.
Beim Blick unters Auto fiel mir die vordere rechte Motorhalterung auf:
defektes Motorlager
Ich glaube, da muss ich mich mal um Ersatz kümmern. Die vom Land Rover sollen passen und (weil wegen verstärkt und so) länger halten. Muss ich mal ein paar Maße erforschen.
Dann weiter Richtung Auspuff. Dort erwartete mich schon das nächste Grauen.
Die Dichtschellen, mit denen ich die einzelnen Rohrsegmente abgedichtet habe, sehen aus, als hätte Sir Edward den Winter über in der Ostsee geparkt:
rostige Dichtschelle
Das muss ganz hochwertiges chinesisches Blechimitat sein, aus dem Holts diese Schellen klöppeln lässt.
Naja, wenigstens scheint der Ruß dafür gesorgt zu haben, dass die Rohre dicht sind.
Ich muss übrigens mal ganz besserwisserisch anmerken, dass es total schlau von mir damals war, den Auspuff auch gegen alle Widerstände von euch nicht schweißen zu lassen….jawohl, ja!
So konnte ich einfach den vorderen Teil abziehen und zum planen fort schaffen.
Ich hatte nämlich die Vermutung, dass nicht der Krümmer-, sondern der Auspuffflansch der Übeltäter war.
Die sollen bei den Nachfertigungsteilen gerne schief sein.
Also Schleifpapier auf eine glatte Platte gelegt und schön gleichmäßig den Auspuffflansch drüber geschoben:
Flansch planen
Erste Bestandsaufgabe ergab: So krumm ist der gar nicht. Sollte eigentlich überall aufliegen:
unebener Flansch
Da ich aber schon mal dabei war, habe ich gleich weiter geschliffen. Viel hilft viel.
Jetzt ist er so weit plan:
Flansch plan geschliffen
Ich habe ihn jetzt (in Ermangelung einer neuen Dichtung) mit der alten Dichtung und einem gaaanz dünnen Film Dichtmumpe zwischen den Dichtflächen wieder montiert. Scheint bisher dicht.
Da ich ja schon mal unterm Auto war, bekamen auch die Schmiernippel ne Runde Abdeckkappen, damit der Dreck draußen bleibt:
Schmiernippel mit Abdeckkappe
Da ich Angst hatte, die alten Nippel abzureißen, wenn ich versuche, sie raus zu schrauben, bekamen sie Kappen ohne Fangband:
Schmiernippel Kardanwelle
Da kümmere ich mich drum, wenn ich mehr Zeit habe und vor allem neue Schmiernippel. Die Kappen sitzen auch so bombenfest.

Entscheidend ist, was hinten rauskommt III

Nach dem Tank habe ich auch den vorher schon mal probeweise zusammengesteckten Auspuff unter Sir Edward geworfen.
Natürlich bekam er vorher eine Runde hitzebeständigen Lack, damit das Dingen nicht wieder so schnell vergammelt:

Wie ihr seht, gebe ich zwei Dichtschellen (auch von Holts), gegenüber der von euch propagandierten Schweißung, den Vorzug. Schreit „Pfusch!!“ so viel ihr wollt, ich werde es erstmal testen (Is ja schließlich keine Demokratie hier, so wie beim Landcruiser-Experiment). Die Schellen hatte ich da und sie sitzen schön fest. Wenn da nix vorbei pustet, bleibt das so. Sollte es undicht sein, kann ich es immer noch schweißen lassen.
Die Gewinde der verbogenen Bolzen am Krümmer und den Flansch habe ich in ermüdender Feinarbeit gereinigt und per Gewindeschneider repariert, so gut es ging. Neue und vor allem passende UNF-Muttern samt Federscheibe und neuer Dichtung pressen nun das Rohr auf den Krümmer:

Mit dem bloßen Auge sieht es schön dicht aus. Mal sehen, wie es im Betrieb hält.
Der Auspuff hat am Rohr lediglich einen Aufhängungspunkt (am Getriebe). Hinten wird er über zwei Gummibänder am Schalldämpfer gehalten. Da der alte Auspuff recht dicht am versetzten Nebelschlusslicht saß, haben Vaddern und ich die Rohrstücke etwas verdreht montiert und nicht so, wie die Krümmung im original war. Das brachte uns mehr Abstand zum Handbremskabel (welches vorher bedrohlich nah am Rohr verlief) und auch mehr Abstand zur Nebelschlussleuchte.
Allerdings machte es die Neuanfertigung eines der Gummi-Haltebänder notwendig, da der Schalldämpfer nun etwas steiler nach unten zeigt. Passender Ersatz fand sich in Form eines alten Stücks Förderbands:

Ich bin immer wieder beeindruckt, was wir alles im Fundus haben….
Fix einen sauberen Schnitt dranne lang:

Und fertig war der Ersatz.
Das Förderband qualifizierte sich, da es ebenso wie das alte Halteband eine Metalleinlage im Gummi hat. Im folgenden Bild schön zu erkennen (oben das alte Band unten das Förderband):

Nun sitzt auch der Schalldämpfer wieder schön in Position: