Einen einsamen Abend ohne anständiges Fernsehprogramm habe ich mal zum meditativen Zusammenbau der REMA I genutzt:
Dank penibler Beschriftung und reichlich Fotos von der Demontage, konnte ich mit relativ wenigen Fehlversuchen alles wieder zusammen setzen.
Sie funktioniert sogar wieder/immer noch!
Hier ein Foto vom aktuellen Zustand:
So speckig wie der Lack auf dem Bild rüber kommt, ist er in Wirklichkeit nicht. Eher ein leicht glänzendes Matt. Ist sogar gar nicht sooo schlecht, wie ich anfangs meinte.
Vielleicht erschnorre ich mir auch mal einen Grundkurs „Lacken mitter Dose“ von AerosolWerk, wenn ich in Zukunft bei ihm in der groben Gegend wohne…
Zu meiner Ehrrettung aber abschließend nochmal ein Foto vom Ausgangszustand:
Denke schon, dass sich die Gesamtsituation verbessert hat.
Die große Handkurbel muss ich nochmal behandeln und auch sonst gibts noch ein paar Kleinigkeiten zu machen. Die Beschriftung muss ja auch wieder drauf.
Ist also nicht der letzte Artikel.
Momentan hat sie aber erstmal einen prominenten Platz auf meinem Schreibtisch bekommen und darf ein paar leichte Aufgaben berechnen.
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REMA I Restaurierung V
Das schöne Wetter am Samstag habe ich mal genutzt um bei der REMA I Restaurierung ein wenig weiter zu kommen.
Letzter Stand war ja, dass ich die Abdeckungen mit Fertan eingepinselt hatte.
Die Reste soll man vorm lackieren gründlich abwaschen, was ich auch getan habe:
Nachdem die Sonne die Teile getrocknet und angewärmt hatte, habe ich sie in mehreren Durchgängen mit schwarz glänzend eingedeckt:
Der Lack zeigt leider deutlich die vernarbten Stellen im Blech. So richtig gefällt mir das nicht. Mal sehen, ob ich mich da nochmal dran begebe.
Während der Lack trocknete habe ich den letzten Schwung Chromteile mit der Silikonscheibe und Nevrdull angegangen.
Vorher:
Nachher:
Mal sehen, wie lange sich auch hier der Glanz hält.
Sobald der Lack nun ausgehärtet ist, werde ich die Maschine wieder zusammen setzen.
Das obere Abdeckungsblech ist schnell wieder demontiert, wenn ich die weiße Beschriftung nachziehen will.
REMA I Restaurierung IV
Nachdem die Abdeckungen der REMA I nun blank waren, habe ich mich mal an den Lackaufbau begeben:
Ich habe die Teile mit Aceton abgewischt und anschließend mit Fertan eingepinselt. Man kann quasi zusehen, wie das Fertan mit dem Metall reagiert. Nach zwei Stunden habe ich das ganze nochmal mit Wasser angefeuchtet und dann 24 Stunden ruhen lassen:
In der Zwischenzeit habe ich den Verriegelungsmechanismus des Schlittens gefunden und konnte ihn aus seiner Führung ziehen:
Das ermöglichte mir, die Wippe der Verrastung des Schlittens zu demontieren. Die muss ich auch dringend mit der Silikonscheibe angehen:
Ich habe auch versucht, den geschweißten Hebel des linken Rückstellmechanismusses zu lösen. Den Sicherungssplint konnte ich relativ problemlos entfernen. Allerdings sitzt der Bastard trotzdem noch bombenfest auf der Welle. Da muss ich mir was einfallen lassen:
REMA I Restaurierung III
Auch bei der REMA I bin ich ein wenig weiter gekommen.
Ich habe mal den Tipp von dieser Seite ausprobiert und habe mir ein paar Silikon-Schleifscheiben für den Dremel besorgt.
Damit habe ich sowohl die verrosteten Abdeckungen, als auch die mitgenommenen Chrom-Teile angegriffen:
Auf dem obigen Bild sieht man schon, wie ich den Kommaschieber behandelt habe. Der weiße Belag kommt von der anschließenden Behandlung mit „Nevr-Dull“. Verrostete Stellen, bei denen sich der Chrom schon gelöst hatte, wurden „eingeschliffen“ und sind nun etwas dunkler erkennbar.
Auf dem nachfolgenden Bild könnt ihr schön den Behandlungsverlauf sehen:
So wie das linke Ende sah das ganze Teil aus. Poliert man nun die Abdrücke meiner Griffel weg, erstrahlt es wieder in nahezu altem Glanz.
Um die Vorderseite der oberen Abdeckung abschleifen zu können, musste ich noch den Sperrschieber für die Trommel entfernen:
Dabei muss man besonders auf die winzigen Federn achten, welche sich in dem festen „Lager“ befinden:
Eines dieser kleinen Biester ist mir natürlich prompt weggeflogen…. Glücklicherweise habe ich gehört, wo es auf kam und konnte es dann auf allen Vieren wieder finden.
Hier noch ein schönes „Vorher-/Nachher“-Foto von der Abdeckung.
Vorher:
Nach ca. 5 Minuten:
Diese Schleifscheiben sind echt kleine Wunderteile!
Für Chrom und blankes Metall einfach perfekt. Sie nehmen nahezu kein Metall ab, entfernen aber zuverlässig Rost und alten Lack. Die Standzeit ist ebenfalls beachtlich.
Die Reste des weißen Lacks aus den Ziffern und Buchstaben habe ich mit einer Nadel in mühsamer Kleinarbeit raus gekratzt.
Ich werde die blanken Metallteile jetzt noch mit Fertan behandeln und anschließend schwarz glänzend lackieren.
Die Rückseiten und die Teile deren original-Lack noch gut war, habe ich nicht abgeschliffen. Diese Teile werde ich nur durch einen leichten Ölfilm konservieren.
Sobald sie fertig ist, wird das gute Stück bei mir ja keine wirkliche Feuchtigkeit mehr sehen. Da sollte das ausreichen.
REMA I Restaurierung II
In der letzten Woche habe ich ein paar mußevolle Stunden dazu genutzt, mal ein wenig nach der REMA I zu schauen.
Dazu habe ich mir erstmal alle winzigen Schraubenzieher aus meinem Werkkeller zusammengesucht und habe die Schrauben vorsichtig in WD40 gebadet.
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht ganz einleuchtend erscheint, so ist (Sprüh-)Öl doch der größte Feind der Rechenmaschinen.
Der sich zwangsweise ablagernde Staub und Abrieb in den Geräten verklebt durch das Öl und läuft in die feinen Schlitze der Sprossenräder. Eine vorher noch einwandfrei funktionierende Maschine kann so vollständig blockieren.
Daher ließt man allerorts, dass der interessierte Laie lieber die Finger von Öl lassen soll, will er eine Rechenmaschine überholen.
Leider waren einige der Schrauben an meiner REMA I so vergammelt, dass ich Bedenken hatte, sie ohne Rostlöser zu vergnaddeln.
Nach ausreichender Einweichzeit ließen sich jedoch alle Schrauben anstandslos lösen.
Als erstes entfernte ich die Abdeckung über den Sprossenrädern:
Dabei entdeckte ich auf der Rückseite ein interessantes Detail:
Auf der Rückseite der Abdeckung ist die Seriennummer der Maschine eingraviert.
Da die Maschinen größtenteils in Handarbeit hergestellt wurden, passten die Teile einer Maschine zu keiner Anderen. Es war daher wichtig, die Teile entsprechend zu markieren.
Auch auf den anderen Abdeckungen finden sich die Seriennummern:
Nachdem alle Abdeckungen demontiert waren, konnte ich erstmals die feinmechanischen Details genießen:
Auch die Rückseite mit den großen, aus Bronze gefertigten Sprossenrädern ist eine Augenweide:
Es zeigte sich jedoch auch deutlich das Ausmaß der Verschmutzungen:
Die hier sichtbare Glocke sollte eigentlich ein helles „Plingggg“ von sich geben, wenn man das „Speichermaximum“ erreicht. Leider ist ein dumpfes „Plog“ das Einzige, was sie bisher von sich gibt.
Am schlimmsten stand es um den linken Rückstellmechanismus. Der war vollständig festgerostet und bedurften eines mehrtägigen WD40-Bades, bis er sich überhaupt wieder bewegen ließ.
Auch der Mechanismus um den Schlitten unten zu verschieben ist momentan noch sehr schwergängig.
Ihr hartes Leben sieht man der Maschine deutlich an. Irgendwer hat in der Vergangenheit z.B. mal den Hebel des linken Rückstellmechanismusses abgebrochen und anschließend wieder angeschweißt:
Auch die 10er-Übertragssprossen der ersten drei Stellen haben sich im Laufe der letzten 100 Jahre von viereckig zu dreieckig abgeschliffen.
Führt man sich vor Augen, dass diese Geräte zu Ihrer Entstehungszeit als absolute Hochtechnologie galten und entsprechend teuer waren, versteht man ihr hartes Leben.
Diese Rechenmaschinen wurden nur von Stellen eingesetzt, bei denen so etwas aufgrund der Mengen an Berechnungen als unverzichtbar galt, wie z.B. beim Militär, an Universitäten oder bei obersten Behörden.
Mein spezielles Exemplar wurde auch 40-50 Jahre später noch täglich eingesetzt, da es sich nach dem 2. Weltkrieg in der DDR wieder fand und dort „moderne“ Rechenmaschinen Mangelware waren.
Glücklicherweise hat sich aber jeder der Nutzer unterstanden, das arme Ding einer Öldusche zu unterziehen, so dass ich nur mit der Pinzette Staubmäuse, Haare und sonstigen Dreck entfernen musste.
Das verharzte Öl an den Zahnrädern und den Wellen ließ sich mit einem Uhrmacher-Schraubenzieher und Küchenpapier größtenteils entfernen:
Auch die Kokos-Unterlage und die einfache Holzbasis sind noch in gutem Zustand:
So klein die REMA I auch ist, so ist sie doch ein überraschend massives Stück Eisen. Um sie mit einer Hand hoch zu heben, muss man sich schon gehörig anstrengen.
Kein Wunder, bei den massiven Bauteilen:
Auf dem obigen Bild sieht man auch, dass selbst auf der Wippe des Schlittens die Seriennummer eingeprägt ist.
Ich habe die einzelnen Schrauben nun feinsäuberlich sortiert und auch die Abdeckungen geschützt beiseite gelegt:
Sobald ich wieder in der heimischen Werkstatt bin, will ich sie abschleifen und lackieren.
Die Ziffern der Walzen habe ich mit warmer Seifenlauge gereinigt.
Wie man an dem Lappen sieht, kam da einiges an Schmutz runter:
Die Ziffern sehen nun wieder viel frischer aus als vorher. Jedoch sind auch hier die Gebrauchsspuren sehr deutlich sichtbar.
Abschließend habe ich einen ersten Funktionstest durchgeführt:
Wie man sieht, geht der 10er-Übergang noch ziemlich schwer und auch die Rückstellung erfordert kräftiges Zupacken. Mal sehen, was da regelmäßige Nutzung bewirkt.
Hat man die mathematischen Prinzipien verstanden, die hinter bestimmten Operationen stecken, so ist auch die Quadratwurzel aus 2 mit einer solchen Maschine kein Problem: