My first Zahnriemen III

Nachdem alles demontiert war, konnte ich dem Riemen auf den Zahn fühlen.
Dazu muss der Riemen am Exzenter entspannt und dann abgenommen werden:
Motorlager entfernt
Das liest sich übrigens wesentlich einfacher, als es in Wahrheit ist. Selbst in entspanntem Zustand sitzt der Riemen noch gut fest auf den Stirnrädern.
Ist der Zahnriemen runter (dessen Laufrichtung auch markiert wird, sollte man ihn doch noch wieder einbauen müssen) kann auch die Spannrolle ausgebaut werden.
Diese an sich simple Aufgabe hätte fast du ganze Aktion ausarten lassen!
Die Praktikantin, welche bei Opel in der Konstruktionsabteilung den „Girls Day“ verbrachte, durfte anscheinend entscheiden, welche Art von Schraube, die Spannrolle beim Z16YNG (bzw. Z16XE) halten soll.
Aus ästhetischen Gründen (andere fallen mir beim besten Willen nicht ein) entschied sie sich gegen den ansonsten überall verwendeten Außentorx und votierte für eine Innentorx-Linsenkopfschraube aus südserbischem Blechimitat!
Die Angriffstiefe des Torx beträgt bei dieser Schraube nur wenige Millimeter, das Material ist weich und die Schraube sitzt bombastisch fest. Eine sehr unglückliche Konstellation, welche zielstrebig zu einer fürchterlich zermurksten Schraube führte!
Ich sah mich schon zur Flex greifen, um den rundgedrehten Kopf abzusäbeln. DAS wäre ein Spaß geworden!
Auf der buchstäblich letzten Rille gab die Schraube aber glücklicherweise mit einem laut hörbaren Knall nach.
Also OBACHT, sollte das jemand nachmachen!
Der Torxeinsatz muss 100%ig in der Schraube sitzen und beim Gegenstemmen immer schön drauf achten, dass man die Knarre nicht schräg hält!
Gleiches gilt natürlich auch später fürs Anziehen der neuen Schraube (sollte im Zahnriemenset enthalten sein).
Das Werkstatthandbuch schreibt nun lapidar, dass man die Wasserpumpe entfernen soll.
Der geneigte Schrauber weiß aber, dass es sinnvoll ist, vorher das Kühlwasser abzulassen. Ansonsten gibt’s eine saftige Dusche.
Löst man die Pumpe nur etwas (die Pumpe „klebt“ sehr fest in ihrem Sitz), läuft das Kühlwasser gut kontrollierbar aus:
Kühlwasser läuft aus
Ist der Kühlkreislauf leer, kann die Pumpe raus:
Wasserpumpenloch im Block
Den Sitz der Pumpe wischt man anschließend schön sauber und passt auf, dass sich keine Krümel rein schleichen.
Hier mal der Vergleich Alt vs neu:
Wasserpumpen im Vergleich
Links alt, rechts neu. Erschreckenderweise haben die Opelmannen im Werk eine Pumpe mit Kunststoffschaufelrädern verbaut. Fragt man das Netz nach Selbigen liest man reichlich Horrorgeschichten von zerbröselnden Schaufelrädern und Plastikstückchen im Kühlkreislauf. Da ist mir so ein Eisenklumpen von SKF schon wesentlich lieber! Ein Grund mehr, sich mal wieder für Markenware zu entscheiden. Zumal der Preisunterschied wirklich marginal sein dürfte. Das die SKF-Pumpe eine Schaufel weniger hat (7 statt 8), macht sich bisher nicht bemerkbar. Ich habe da auch wenig Sorgen.

Nun ist der Zeitpunkt gekommen, alles wieder zusammen zu werfen.
Die Umlenkrollen werden ebenfalls getauscht. Deren Schrauben werden mit 25 Nm angezogen.
Die Zahnriemenspannrolle wird erstmal nur locker angezogen.
Anschließend nochmal die OT-Markierungen checken und den Riemen auflegen.
Dabei am vorderen Nockenwellenrad anfangen und im Uhrzeigersinn vorgehen.
Die Zugseite („rechter“ Riemenabschnitt) muss dabei gut gespannt sein.
Stellt euch drauf ein, dass es ein ganz schönes Gewürge ist, den Riemen trotz entspannter Spannrolle drauf zu bekommen. Der Bastard sitzt echt stramm und erlaubt null Spiel.
Leider kann man beim Z16YNG bzw. Z16XE Motor die Markierung der Spannrolle nur mit einem Spiegel oder durch einen Helfer kontrollieren. Wenn man also nun den Exzenter der Spannrolle gegen den Uhrzeigersinn dreht, bis der Zeiger kurz vor dem rechten Anschlag steht, bedient man sich am Besten eines Helfers mit guten Augen und einer Taschenlampe. In dieser Stellung zieht man die Befestigungsschraube der Spannrolle etwas fester an.
Nun nimmt man das Nockenwellenblockierwerkzeug raus und dreht den Motor vorsichtig an der Schraube der Riemenscheibe zwei mal im Uhrzeigersinn durch.
Alle OT-Markierungen noch deckungsgleich? Alles klar. Dann weiter.
Nun löst man die Befestigungsschraube der Spannrolle wieder etwas und dreht den Exzenter im Uhrzeigersinn, bis der Zeiger auf „NEW“ (bei einem neuen Zahnriemen) steht.
Die Befestigungsschraube der Spannrolle kann nun mit 20 Nm angezogen werden. Dabei vorsichtig sein (siehe oben!).
Jetzt wieder den Motor zwei mal durchdrehen und wieder die Markierungen kontrollieren. Immer noch kein Ventil krum?
Super, dann guckt auch, ob der Zeiger noch auf „New“ steht.

An dieser Stelle trennten sich für mich Wunsch und Wirklichkeit.
Der Zeiger zeigte beim Combo nach zwei Umdrehungen alles an, aber nicht „New“. Egal wie oft wir den Spannvorgang wiederholten. Er stand hinterher immer „rechts“ von „New“.
Irgendwann war ich es Leid und wir haben es einfach so gelassen.
Ist schließlich eine „automatische Spannrolle“ soll sie doch automatisch spannen!
Ich rede mich auch damit raus, dass die auf den Riemen ausgeübte Spannung von rechts nach links wirkt. Also scheint es, als wäre der neue Riemen vom Werk aus so stramm, dass selbst die „New“-Spannung zu schwach für ihn ist und er die Spannrolle weg drückt. Irgendwie muss man sich das ja schön reden.
Es sind bisher auch weder heulende oder pfeifende Geräusche (zu starke Spannung) vom Zahnriemen zu vernehmen, noch schlägt er gegen seine Abdeckung (zu geringe Spannung). Gottvertrauen und so…

Sollte bei euch der Zeiger auf „New“ stehen bleiben, kann nun der Nockenwellensensor wieder rein. Dabei die Schraubensicherung nicht vergessen und die Schrauben mit 8 Nm anziehen.
Nun kommen die Zahnriemenabdeckungen wieder rein, genauso wie das Motorlager. Dabei schön auf die Markierungen achten.
Die karosserieseitigen Schrauben bekommen 40 Nm. Die Motorseitigen erst 60 Nm, dann 30°, dann nochmal 15°.
Entweder ihr macht die Gradangaben pi-mal-Auge oder ihr verwendet eine Gradscheibe bzw. Drehwinkelmessgerät.
Allerdings braucht ihr so eine Gradscheibe auch für die Schraube der Riemenscheibe und sooo mörderisch teuer sind die Dinger auch nicht. Also ebenfalls orgen. Frist ja kein Heu.
Für die Riemenscheibe braucht man auch einiges an Verlängerungen, damit man da mit dem Drehmomentschlüssel und später mit der starren Verlängerung asten kann:
Riemenscheibe anziehen mittels Gradscheibe
Nachdem der Helfer wieder den 5. Gang eingelegt hat und auf der Bremse steht, zieht man in einer ersten Stufe die Schraube mit 95 Nm an.
Danach dreht man sie mit einem starren Schlüssel 30° weiter und dann nochmal 15°:
Gradscheibe Detail
Da sich das ganze Geraffel natürlich in sich verwindet, müsst ihr ein wenig über die 45° hinaus gehen, damit der Zeiger nach dem Entspannen eures Oberarms auf bei 45° stehen bleibt.
Der Rippenriemenspanner bekommt 35 Nm und beim restlichen Gelumpe ist’s egal.
„Einbau in umgekehrter Reihenfolge“…
Da beim entleeren des Kühlkreislaufs einige Brösel in die Schüssel gefallen sind, habe ich einen Kaffeefilter zweckentfremdet, bevor ich es wieder rein gekippt habe:
Kühlwasser filtern
Da sich keine Eintragung im Handbuch fand, habe ich den verpütcherten Teil mit roter (eigentlich eher pinker) Kühlflüssigkeit aufgefüllt.
Ich fand das farblich am nächsten. Oder bin ich da farbenblind?

Der abschließende Testlauf verlief ohne besondere Vorkommnisse. Genauso die mittlerweile knapp 1000 zurückgelegten km.
Ich wage vorsichtig von einem Erfolg und 300 gesparten Euronen (+ die sonstigen Servicekosten) zu sprechen.
Mal sehen, wann der Spanner mir um die Ohren fliegt und den Motor mit ins Grab reißt….

3 Gedanken zu „My first Zahnriemen III“

  1. Gewohnt gute Anleitung.
    Zur Kühlflüssigkeit sei vielleicht noch angemerkt, dass man sie je nach Alter auch gleich ersetzen kann. Ich habe auf die Schnelle keine Empfehlung von Opel für ein Interval gefunden, aber Glysantin®-Hersteller BASF schreibt z.B Folgendes:

    Bei Fahrzeugen, die sechs Jahre oder älter sind, alle drei bis vier Jahre den Kühlerschutz wechseln.

    Das hängt damit zusammen, dass die Kühlflüssigkeit nicht nur als Frost-, sondern auch als Korrosionsschutz (und Schmiermittel für die Wasserpumpe) fungiert und diese Eigenschaften im Laufe der Zeit verliert.

Schreibe einen Kommentar zu Adrian Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert