Zum Abschluss der Restaurierung meines HP300 fehlte noch ein spezielles Bauteil, damit der „Klaufix“ sein besonderes Kunststückchen wieder vorführen konnte.
Schon Jahrzehnte vor Erfindung der Klappdeichsel erkannten nämlich die real sozialistisch existierenden Ingenieure, dass es sinnvoll wäre, wenn man die kleinen Anhänger der HP-Serie platzsparend lagern könnte. Die Lösung war mal wieder „sowjetisch“ simpel:
Hinten am Rahmen der Anhänger befindet sich ab Werk ein Stück Rechteckrohr mit einem kleinen Anschlag:

Für diese Aufnahme konnte man wahlweise käuflich erwerben oder selbst aus einem 25x25mm Rechteckrohr im VEB seiner Wahl eine Aufstellhilfe schweißen. Die Konstruktion ist simpel und war frei verfügbar. Da diese demontierbaren Hilfen im Laufe der Jahre gerne verloren gingen, gibt es heute noch Nachfertigungen zu kaufen. Z.B. hat auch Herr Neubauer eine verstärkte Variante im Angebot:

Hätte ich natürlich investieren können.
Es war aber eine gute Gelegenheit für ein schönes Metallbauprojekt und ein wenig Übung mit meinem Schweißgerät.
Ausgangspunkt sind 2m 25x25mm Vierkantrohr. Ich wählte 3mm Wandstärke. Der Preisunterschied ist zu vernachlässigen, aber die Konstruktion wird deutlich stabiler.
Schweißt man die Rohre nun nach DDR-Vorlage zu einem „T“ zusammen, funktioniert das zwar, aber den Anhänger über die Spitze des Ts zu kippen erfordert extra Kraft und danach hat er ein gefährliches Kippmoment nach hinten. Gute Gelegenheit, mal einen Trick zum biegen von Vierkantrohr auszuprobieren, denn ich bei Manni gesehen habe:
Mein Ziel war, dass das Rohr später einen 90°-Bogen nach vorne hat und somit die Rundung des Rohres das aufstellen erleichtert.
Natürlich übersteigen die zur Berechnung der Rundung nötigen mathematischen Kenntnisse bei weitem meine Fähigkeiten. Was macht man dann? Richtig! Man fragt eine KI.
Statt ChatGPT wählte ich diesmal die französische Alternative Mistral AI. Die Benutzung von Mistral AI war intuitiv und die Ausgaben klagen vielversprechend. Hier mal ein Auszug:
„Um die Differenz der gestreckten Längen des Außen- und Innenradiuses durch das Entfernen von Keilen auszugleichen, müssen wir zunächst die Differenz berechnen und dann den Abstand zwischen den Keilen bestimmen.
- Differenz der gestreckten Längen:
Die Differenz der gestreckten Längen des Außen- und Innenradiuses beträgt:
Delta L = L_außen – L_innen
Setzen wir die berechneten Werte ein:
Delta L = 314.16 {mm} – 235.62 {mm}
Delta L = 78.54 {mm}
- Anzahl der Keile:
Es sollen 9 Keile entfernt werden.
- Gesamtlänge der Keile:
Die Gesamtlänge der Keile muss der Differenz der gestreckten Längen entsprechen:
Gesamtlänge der Keile = Delta L = 78.54 {mm}
- Länge eines einzelnen Keils:
Da es 9 Keile gibt, beträgt die Länge eines einzelnen Keils:
Länge eines Keils = Delta L / 9
Länge eines Keils = 78.54 {mm} / 9
Länge eines Keils ~ 8.73 {mm}
- Abstand zwischen den Keilen:
Wenn die Keile gleichmäßig über die gesamte Länge des Bogens verteilt werden sollen, müssen wir den Abstand zwischen den Keilen bestimmen. Die gesamte Länge des Bogens (gestreckte Länge des Außenradiuses) beträgt 314.16 mm. Da es 9 Keile gibt, gibt es 8 Zwischenräume zwischen den Keilen.
Abstand zwischen den Keilen = (Gesamtlänge des Bogens – Gesamtlänge der Keile) / Anzahl der Zwischenräume
Abstand zwischen den Keilen = (314.16 {mm} – 78.54 { mm}) / 8
Abstand zwischen den Keilen = 235.62 { mm} / 8
Abstand zwischen den Keilen ~ 29.45 { mm}
Der Abstand zwischen den Keilen beträgt also etwa 29.45 mm.“
Zusammengefasst:
Vierkantrohr | 25 mm |
Außenradius | 200 mm |
Innenradius | 150 mm |
Gestreckte Länge außen | 314,16 mm |
Gestreckte Länge innen | 235,62 mm |
Differenz | 78,54 mm |
Anzahl Keile | 9 |
Breite je Keil | 8,73 mm |
Abstand zwischen den Keilen | 29,45 mm |
Das sah doch schon mal gut aus.
Also munter angezeichnet:

Damit später beide Rundungen möglichst identisch sind, habe ich beide Vierkantrohre miteinander verbunden und gemeinsam angezeichnet.
Danach habe ich sie gedreht und die Öffnung des Keils angezeichnet:

Hatte ich schon erwähnt, wie sehr ich meine Metallbandsäge liebe?

Für die feinen Nacharbeiten griff ich zur Handsäge:

Nun kam der Moment der Wahrheit: Ab zum Schraubstock und biegen:

Ähhhh….da ist wohl was schief gelaufen. Die 90° sind erreicht, aber es ist noch reichlich Keil übrig. Kacke.
Das sind nicht 90° sondern 180°:

Fragt mich nicht, wo der Fehler liegt! Das ist das Problem, wenn man nicht die Fähigkeiten hat, eine KI-Entscheidung zu überprüfen.
Das Kind war nun aber zerstückelt. Für’s zusammenfügen musste ich erstmal eine Nacht drüber schlafen.