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Minimierung der Bewegungsfreiheit

Wie ich mittlerweile raus gefunden habe, waren „Gurte“ beim Bond Bug aufpreispflichtige Extras.
Allerdings gönnte sich der Erstbesitzer meines Bugs augenscheinlich diesen Luxus. Der Bug hat nämlich die passenden Befestigungspunkte. Jedoch fand einer der Vorbesitzer, dass sowas arg überbewertet wird, hat sie einfach ausgebaut und die Bohrungen mit Stopfen und Schrauben verschlossen:
Bond Bug Gurteinbau 9
Nun fordert der TÜV aber für das Baujahr 1973 mindestens Statikgurte.
Mir ist bewusst, dass Gurte keinen wesentlichen Einfluss auf meine Überlebenschancen haben, wenn mich ein holländischer Blumenlaster abräumt. Da werden der einfache Blechtank in meinem Rücken, die lanzenartige Lenksäule, die „Türen“ aus Kunstleder und die maximal 40cm Abstand zum Fahrzeugende schon für ganz andere Probleme in meiner kleinen Plastikwelt sorgen….
Egal. Ich mag Gurte. Fand ich als Kind schon so. Unangeschnallt durfte kein Meter gefahren werden. Lauter Protest war sonst von hinten sicher.
Daher stand also fest, dass ich wieder welche einbaue.
Gurteinbau ist mittlerweile ja eine meiner Spezialitäten. Sowohl der Kleine als auch Sir Edward wurden schon von mir verzurrt.
Am Samstag kam dann das große Paket von Stevens bei uns an. Von dem Laden hatten wir schon die Spezial-Automatikgurte für den Kleinen. Gute Qualität, problemlose Abwicklung. Warum also nicht nochmal?! Bei der Bestellung orderten wir auch gleich 40l Penrite 20W-50 Classic Motoröl und 5l 80W-90 Hypoid Getriebeöl mit:
Bond Bug Gurteinbau 6
In Reliant-Kreisen schwören sie auf das 20W-50 von Penrite. Der Preis war dank Groß-Gebinde-Rabatt und nochmal 10% extra-Rabatt auch vertretbar. Sollten also die nächsten paar Ölwechsel sicher sein.
Als Gurte habe ich statische Dreipunkt-Gurte gewählt. Die sind zum Einen original und zum Anderen auch die einzige Option im schrägen Innenraum des Bugs.
Als erstes mussten die Plastik-Stopfen aus den Bohrungen. Eine Spax-Schraube mit dicken Unterlegscheiben bot ausreichende Angriffsfläche für die Fingerchen um nicht an der Karosserie hebeln zu müssen:
Bond Bug Gurteinbau 12
Bei der provisorischen Montage des unteren, äußeren Befestigungspunktes zeigte sich auch direkt die erste Schwierigkeit. Direkt neben der Bohrung läuft ein in die Karosserie einlaminiertes Versteifungsrohr:
Bond Bug Gurteinbau 27
Da war somit kein Platz für die von mir auserkorenen Verstärkungsplatten
Bond Bug Gurteinbau 15
Die original Platten hat der Vorbesitzer bei seinem Ausbau anscheinend direkt mit entsorgt. Danke….
In einem spontanen Geistesblitz besann ich mich aber auf Reliants Stärke der Kostenminimierung bei der Produktion. Wäre doch gelacht, wenn die nicht für die oberen Befestigungspunkte die gleichen Platten verwendet hätten, wie unter der Karosserie! Im Kofferraum waren nämlich noch die beiden oberen original Platten verbaut:
Bond Bug Gurteinbau 10
Also abgeschraubt und ausprobiert. *Tadaaa*:
Bond Bug Gurteinbau 40
Passen haargenau. Glück gehabt. Sollte jemand von euch mal passende Platten benötigen, die Originale sind 50 x 25 mm groß. Die Bohrung hat 11,5mm und ein zölliges Feingewinde (passend zu den standardisierten Bolzen).
In den Kofferraum kamen nun die einfachen Platten samt passenden Muttern:
Bond Bug Gurteinbau 37
Bei der Gelegenheit hab ich übrigens festgestellt, dass die Karosserie links und rechts unterschiedlich breit ist. Da liegen Zentimeter zwischen! Dammte Handarbeit.
Um das Gurtschloss in der Mitte zu befestigen, muss man dessen Halterung unter der Karosserie etwas lösen:
Bond Bug Gurteinbau 7
Diese Verschraubung hält gleichzeitig auch den Tank. Also die Mutter nicht komplett abschrauben!
So hat der Bug nun wieder ein paar anständige Gurte:
Bond Bug Gurteinbau 16
Normalerweise bin ich ja kein großer Freund von Statikgurten, weil man mit ihnen häufig nicht mehr alle Bedienelemente in einem Fahrzeug erreichen kann. Da der Bug aber so schmal ist, ist das bei ihm kein Problem. Ich komme sogar noch an das Knie der Beifahrerin….

Hier kommt Gurt VI

Nachdem nun hinten die Gurte drin waren, sollten vorne die Statikgurte automatischen Exemplaren weichen. Da ich aber nicht wusste, wie die Gurtrollen positioniert werden müssen bzw. wie viel Platz sie fressen, wollte ich die Gurte nur mit Sitzen einbauen. Um allerdings die Sitze wieder einbauen zu können, musste ich erstmal die Sitzschienen überholen. Die sahen nämlich ziemlich fies aus. Hier schon in ausgebautem Zustand:

Sie aber erstmal raus zu bekommen, war schon ein ziemlicher Akt. Die Schrauben im Innenraum sahen fast alle so aus (Das war mal nen Kreuzschlitz…):

Und auf der Unterseite war es auch nicht besser:


Ausbohren war da das Mittel zum Erfolg:

Bei den vorderen Bolzen, welche Sechskant-Köpfe haben, musste ich mir aber was Anderes überlegen. Hier habe ich (neben der obligaten Rostlöserdusche) mit einem losen Eisensägeblatt von Hand die eine Seite der runden Mutter abgesägt:

Danach hatte die Gripzange genug Griffläche um die Mutter zu halten.
Ihr hört es schon, oder? War nen ziemlicher Rattenschwanz, der da an den Gurten hing. Mittlerweile weiß ich aber, dass das eigentlich immer so ist, bei ner Restaurierung. Daher lohnt es sich, schon vorher Gedanken darüber zu machen, welches Teil an welchem maroden Teil noch hängt. Aber ich schweife ab… zurück zu den nun ausgebauten Schienen! Mit Bandschleifer und und Schleifpapier war der Rost alsbald ab bzw. eingedämmt:

Anschließend gabs mit dem Pinsel Hammerite:

Ist weder schön, noch sonderlich geeignet (da nicht abriebfest). Allerdings ist das nicht so wild. Die Schienen werden in mittel entfernter Zukunft pulverbeschichtet. Sie sollen bis dahin nur einfach nicht weiter rosten.
Ein paar Tage zuvor hatte ich auch schon die untere Gurtbefestigung der Automatikgurte etwas behandelt. Die Gurte sind ja gebraucht und der Eine saß wohl mal in einem undichten Auto im feuchten Teppich. Hier schon angeschliffen:

Also auch die abkleben (um nicht das Gurtband mit Farbe zuzuschlonzen) und mit Hammerite behandeln:

Nun (nach ein paar Tagen Trockungszeit) konnte es ans montieren gehen. Als erstes kamen die Sitzschienen wieder rein. Das war so unspektakulär, dass ich davon noch nicht mal Fotos gemacht habe. Hier nur eines von den beiden lackierten Befestigungsplatten, die unser Bekannter aus Edelstahl gefertigt hat:

Auch den Sitz wieder in die Schienen zu setzen, war höchst unspektakulär. daher auch hiervon kein Foto.
Damit ihr nicht nörgelt, dass dieser Umbau nicht original wäre und alles nur Pfusch sei, hier ein Foto des Adapterwinkels zum Beweis:

Das sind NOS-Reliantteile! Man konnte damals nämlich einfach mit seinem Statik-Rialto zum Reliant-Vertragshändler fahren und dort mit diesen Adapterstücken Automatikgurte nachrüsten lassen (was auch viel gemacht wurde). Hat also alles Segen! Jawohl ja!
Wollte ich nur mal gesagt haben…
Bevor man mit dem Einbau weiter macht, gilt es erstmal eine Gewissensentscheidung zu fällen.
Hülse drin lassen, oder nicht?

Diese Hülse sitzt normalerweise unter dem unteren Gurtbefestigungspunkt und sorgt dafür, dass dieser sich drehen kann. Lässt man sie nun drin und setzt den Winkel drauf, dreht sich der gesamte Winkel mit unterem Gurtbefestigungspunkt und der Rolle. Lässt man sie weg, sitzt der Winkel fest und alles ist statisch. Keine Ahnung, wie das bei Reliant damals gelöst wurde. Muss das? Ich hab die Hülse nun auf der Fahrerseite weggelassen und auf der Beifahrerseite noch drin. Ist eh bisher etwas experimentell. Dazu sogleich gleich mehr.
Es gibt nämlich zwei Möglichkeiten, die Gurtrolle auf dem Winkel zu montieren. Einmal kann man sie nach hinten weisen lassen:

Und einmal kann man sie nach vorne weisen lassen:

Beide Montagemöglichkeiten haben ihre Vor- und Nachteile. Und von keiner habe ich eine Ahnung, ob sie richtig ist.
Lässt man die Rolle nach hinten weisen, rückt sie noch etwas aus dem Türausschnitt und ist näher an der Rücksitzbank. Der untere Befestigungspunkt kann außerdem in aufgerolltem Zustand, direkt nach oben abknicken und ist so auch weitestmöglich aus dem Türausschnitt.
Der Nachteil ist die beschissene Montage, da die Bolzen sich gegenseitig ins Gehege kommen und man von hinten nicht mit einer Ratsche an den „Aufroller-Bolzen“ kommt. Ist nen ziemliches Gewürge:

Außerdem sieht es nicht so hübsch aus, da man immer auf die nackte Rückseite des Aufrollers und die Bolzen guckt.
Auf der Beifahrerseite bin ich daher auch anders vorgegangen und habe die Rolle gedreht und nach vorne weisend verbaut. So deckt sie mit ihrem dicken Bauch die Bolzen ab und alles sieht hübsch aus. Die Montage ist auch easy, da man zuerst den Winkel samt unterem Befestigungspunkt festschrauben kann und dann von hinten an den Bolzen der Rolle kommt.
Der Nachteil ist aber, dass der ganze Klumpen etwas mehr in den Türausschnitt ragt und durch die starre Plastikhülse des unteren Befestigungspunktes zwingt der Bauch der Rolle den Gurt dazu, nicht gerade nach oben zu laufen.

Wenn dann der Sitz drin ist, ergibt das ne schöne Stolperfalle für die hinten Sitzenden, wenn sie ein- und aussteigen. Ich kenn doch die Töffel, die ich transportiere! Die verheddern sich da drin und packen sich auf die Kauleiste. Oder schlimmer noch: Machen dabei irgendwas kaputt!
Ich bin hin- und hergerissen. Daher hab ich es jetzt auch erstmal unterschiedlich gelassen:


Umbauen geht schnell. Ich werde da wohl noch ein wenig drauf rum überlegen.
Hauptsache erstmal Automatikgurte haben!

P.S.: Ker, auf dem Bild hab ich ja auch nen ganz gelbes Gesicht….*brrr*

Hier kommt Gurt IV

Ich staune immer wieder über die Früchte unseres familliären Sammeltriebes! Neulich Abends hatte ich eine Eingebung betreffend der benötigten Bolzen zur Montage der Beckengurte.
Als wir damals den Kleinen von Statikgurten auf Automatikgurte umgerüstet haben, waren bei den Securon/Stevens-Wesel-Gurten auch jede menge Adapterteile mit im Lieferumfang. Unter Anderem auch verschiedene Bolzen. Wir konnten die Bolzen damals nur nicht verwenden, da der Kleine (ganz untypisch, normalerweise werden Herstellerübergreifend identische UNF-Gewinde/-Bolzen zur Gurtbefestigung verwendet.) UNC-Gewinde verwendet, um die Gurte zu sichern. Wir mussten daher damals die alten Bolzen anpassen und weiterverwenden. Die mitgelieferten Teile wanderten unbenutzt in unseren Fundus.
Eben dort habe ich sie wieder ausgegraben:
Gurte-Ankerpunkte Rücksitze 031
Die Langen passen vorzüglich in die äußeren Befestigungslöcher.
Um zu überprüfen, ob die Kurzen auch in die mittleren Löcher passen, war etwas Feinarbeit notwendig.
Gurte-Ankerpunkte Rücksitze 029
Die Arbeiter in der Reliant-Fabrik waren nicht sehr maßhaltig bei der Sache. Die Löcher waren ausgefranst und wesentlich zu klein. Hinzu kommt noch der Umstand, dass die Fiberglasmatten damals bei der Produktion von Hand in die Formen gelegt wurden und daher keine Karosse gleich einer anderen ist. Das führt auch dazu, dass die Löcher in der Karosserie nicht immer zu 100% mit den vorgesehenen Bohrungen im Rahmen fluchten. Die Gurtlöcher von Sir Edward lagen ca. ein Viertel daneben.
Gurte-Ankerpunkte Rücksitze 030
Nach etwas Feintuning mit der Feile passten sie aber und ich konnte mich daran machen, die Gewinde wieder nutzbar zu machen. Die äußeren Gewinde sind ja im Rahmen integriert und daher etwas geschützter als die exponierten mittleren Muttern. Dementsprechend hat es eine geschlagene Stunde gedauert, bis ich mit Hilfe von Rostlöser und einem Bolzen die Gewinde wieder frei bekommen hatte. Zwischendurch musste ich den Bolzen immer wieder durch eine andere Mutter drehen, um sein Gewinde wieder in Form zu bringen. Mühsam, aber schlussendlich von Erfolg gekrönt!
Bolzen habe ich also schon mal. Fehlen nur noch Gurte. Mal sehen, ob ich diese Woche zum Schrottplatz komme.

Hier kommt Gurt III

Nachdem ich die mittleren Montagepunkte hinten ja nun entdeckt hatte, standen noch die an der Seite aus. Ein Hinweis aus dem R3W-Forum brachte mich auf die richtige Spur. Sie sollen sich in den kleinen Ausbeulungen am Fuße der Rücklehne befinden:
P4290004
Also mal vorsichtig das Kunstleder runter gepult:
P4290005
Dammt. Nix. Die Löcher wurden anscheinend nur durch die Karosserie gebohrt, wenn die Gurte auch wirklich verbaut wurden. Ich befürchtete schon, aus der Karosse an dieser Stelle einen schweizer Käse machen zu müssen, um per Probebohrungen das Loch zu finden.
Ein Blick ins Radhaus brachte aber Erleichterung:
P4290010
„Ich sehe was was du nicht siehst und das ist ein Loch!“
Im nächsten Schritt habe ich das Loch so gut es ging an der Karosserie eingemessen:
P4290013
Für die „Tiefenmessung“, habe ich mich eines Hakens bedient, welchen normalerweise der Zahnarzt benutzt um einen zu piesaken:
P4290014
Diese Maße wurden dann im Innenraum angezeichnet:
P4290019
Bisher alles harmlos. Nun kam der Teil mit Augen zu und Luftanhalten….Bohrer raus!
Ich hab mich für den kleinsten Bohrer entschieden, den wir im Haus hatten. Mit etwas Spucke hätte man das Loch dann als Fliegendreck verkaufen können. Nach der Bohrung kam ein dünner Draht durch, um zu schauen, wo ich gelandet bin:
P4290020

P4290022
Besser als erwartet! Also einen größeren Holzbohrer (die haben diese praktischen Zentrierspitzen) rausgekramt und das Loch vergrößert. Leider war meine Erstlingsbohrung etwas außermittig und ich musste mit der Feile (sehr gut geeignet!) ein etwas eieriges Loch ausfeilen:
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Blöd, aber nicht zu ändern. Außerdem verschwindet es später unter einer Unterlegscheibe, der Kunstlederabdeckung und der Haltelasche.
Ich habe dann mal einem der Vordergurte einen Bolzen gemopst um den Montagepunkt zu testen. Erst ging die Schraube kaum rein. Mit etwas Silicon-Öl und einer Ratsche ging es aber ganz leicht. War halt das erste Mal seit 25 Jahren, dass da jemand ne Schraube in das Gewinde dreht. Nach 2-3 Mal rein und raus ging es dann ganz easy.
P4290024
Es passt übrigens nur der Bolzen der äußeren vorderen Montagepunkte. Die Bolzen an den Gurtpeitschen sind dicker! Sie müssen 20 Gänge pro inch (UNF) haben, 38,8 mm lang (wobei länger auch kein Problem ist) sein und 10,8 mm dick. Ich hoffe mal, dass ich auf dem Schrott passende Bolzen finde.
Auf der anderen Seite war es dann wesentlich einfacher, ein schön rundes Loch zu produzieren. Ich habe einfach das erste Loch auf der Innenseite zur Mitte vermessen und übertragen. Hier für die Nachwelt ein bemaßtes Bild:
Seatbelts

Hier kommt Gurt II

Nachdem das mit den Vordersitzen nun geklärt ist, stand ja noch zur Diskussion, ob die Montagepunkte für Beckengurte hinten vorhanden sind. Gerüchten zufolge gab es 1984 (als Sir Edward gebaut wurde) in Großbritanien die Pflicht, dass Montagepunukte für Gurte vorhanden sein mussten, man sie aber nicht verbaut haben musste.
Ich konnte das nicht so recht glauben, da eine solche Regelung mir Verkehrssicherheitspolitisch recht sinnfrei erschien:
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Links und rechts über dem Differential seht ihr die Montagepunkte für die Gurtpeitschen hinten.
Die Montagepunkte außen am Rahmen habe ich allerdings noch nicht entdeckt.
Fazit: Ich werde nie wieder aus Logikgründen an englischer Gesetzgebung zweifeln….

Also muss ich die Tage mal auf den Schrottplatz und mir ein paar Beckengurte samt Schrauben holen. Bei der Gelegenheit kann ich auch gleich mal nach Scheinwerfern gucken. Da bin ich ja noch immer nicht weiter.