Im Zuge der Lambdasondenreparatur habe ich mich mal nach Möglichkeiten umgesehen OBD II Fehlercodes selber auszulesen.
Klar, bei Opel-Fahrzeugen aus den 2000er-Jahren geht das auch so, aber Opel ist im heimischen Fuhrpark klar in der Unterzahl.
Jeder drittklassige Elektronikversand bietet mittlerweile handliche Lesegeräte für den Heimanwender an. Auch eBay hat da reichlich im Angebot.
Aber in Verbindung mit den Preisen, spricht für mich auch die Abhängigkeit vom Hersteller für Updates gegen ein solches „geschlossenes“ System.
Für ein selbst geklöppeltes System bin ich jedoch nicht blond genug:
Es gibt auch Open-Source-Ansätze, wie z.B. OpenOBD.
Aber auch dort fehlt mir die Motivation, mich so tief in die Materie einzuarbeiten, als dass es auf einem der ollen Laptops die hier noch rum fliegen läuft.
Guckt man etwas weiter, so stolpert man ziemlich schnell über die Software „Torque„.
Torque nutzt Android-Geräte als Hardware und liest per Bluetooth oder W-LAN OBD II-Schnittstellen aus.
Es gibt zwei Versionen. Einmal „Torque Lite“ als kostenlose Version mit trotzdem riesigem Umfang und einmal „Torque Pro“ für sagenhafte 3,54 €.
Auch Herstellerspezifische Codes können damit ausgelesen werden.
NICE!
Hier ein kleines Video, was Torque Pro alles kann:
Und eine kleine Übersichtsgrafik:
Den Fehlerspeicher auslesen und löschen können übrigens beide Versionen.
Damit stand der Entschluss fest und ich hab mich mal nach kompatiblen Adaptern umgesehen.
Die vom Anbieter aufgelisteten Adapter waren mir alle zu teuer.
Also mal eBay direkt mit der Anfrage „Torque Bluetooth“ konfrontiert.
Da finden sich auch von deutschen Anbietern Angebote für schmale Mark.
Ich habe mich für dieses hier entschieden.
Ein deutscher Anbieter erleichtert die Nörgelei, sollte der Adapter doch nicht funktionieren.
Neben dem Adapter war noch eine deutsche Anleitung im Lieferumfang:
Die OBD II-Buchse findet sich beim Opel Corsa C bzw. Combo C in der Mittelkonsole unterhalb der Heizungssteuerung:
Der Adapter muss da leider über Kopf rein, so dass man die Kontroll-LEDs nicht sehen kann:
Zu Anfang sah auch alles knorke aus.
Der Adapter wurde von meinem Defy gefunden und es konnte auch „gepaart“ (Ferkelkrams!) werden:
Allerdings wollte Torque partout keine Verbindung mit dem Adapter herstellen.
Zurück am heimischen Rechner stellte sich heraus, dass ich mir selbst ein Bein gestellt habe.
Motorola verwendet proprietäre Treiber für die Ansteuerung seiner Bluetoothelemente.
Diese Treiber sind daher nicht in der von mir verwendeten Version des CyanogenMod 7 enthalten.
„Gibt’s nicht, bekommen wir auch nicht mehr rein…“ war die Antwort aus dem Netz.
Und ich bin nicht alleine.
Doof, aber weder ein Fehler des Verkäufers, der Cyanogen-Crew oder den Jungs von Torque.
Da ich wenig Lust auf Experimente mit anderen ROMs hatte, habe ich mich einfach im Freundeskreis nach Android-Geräten mit Stock-ROMs umgehört.
Michael war so freundlich mir den Zugang zu dem Mist-neuen Motorola-Telefon seiner Freundin zu verschaffen (herzlichen Dank dafür).
Da läuft noch ein gebrandetes original Android 2.3 drauf.
Damit war der Verbindungsaufbau glücklicherweise kein Problem und ich konnte den Fehlerspeicher auslesen:
Wie zu erwarten war, war dort noch der Fehler P0136 hinterlegt (auch wenn die Motorkontrollleuchte längst erloschen war).
Zwei Klicks später war der Fehler gelöscht und bei einer Runde um den Block konnte ich mich davon überzeugen, dass Lambdasonde 2 wieder ihren Dienst aufgenommen hat:
Als Fazit bleibt mir nur zu sagen, dass Torque ein hammermäßiges Tool ist, dass in keiner Auto-Nerd-Hosentasche (insbesondere beim Gebrauchtwagenkauf) fehlen sollte.
Eine Aufnahme in die Liste mit den besten Schrauber-Apps ist längst überfällig!
Schlagwort-Archive: OBD 2
Der Marder nagt am Lambda II
Wie berichtet litt unser Opel Combo C unter einer maladen Lambdasonde Nummer 2.
Dies hatte er mir freundlicherweise über den Fehlercode P0136 mitgeteilt.
Krabbelt man unter’s Auto findet man die Lambdasonde 2 recht einfach:
Links oben im Bild ist die Ölwanne und mittig sieht man die rechte Antriebswelle. Eigentlich nicht zu verfehlen.
Der kopf-über hängende Stecker lässt sich recht leicht, nach einem Druck auf seine Rastnase, lösen.
Um die Sonde aus dem Auspuffrohr zu schrauben gibt es spezielle Nüsse.
Da die Verschraubung beim Combo aber noch ganz ok aussah, hab ich mich mal mit einem einfachen Maulschlüssel (SW 22) dran gewagt.
Ging auch erstaunlich gut.
Kaum ausgebaut erhärtete sich auch schon der Verdacht der Sabotage:
Mit zurückgeschobenem Glasfaser-Gummimantel offenbarte sich ein sauber durchgebissenes Massekabel:
Die Belegung der Lambdasonden-Kabel ist übrigens herstellerübergreifend nahezu gleich:
- Sonde mit 1 Kabel: schwarz = Signal für das Steuergerät, Masse über Gehäuse
- Sonde mit 2 Kabeln: schwarz = Signal; grau = Masse
- Sonde mit 3 Kabeln: schwarz = Signal; 2 x weiß = Spannungsversorgung der Sondenheizung
- Sonde mit 4 Kabeln: schwarz = Signal; 2 x weiß = Sondenheizung; grau =Masse
Wie man oben im Bild sieht weicht die Belegung etwas vom Schema ab. Statt zwei mal weiß gibt es einmal lila und einmal weiß.
Ändert aber nix dran, dass die graue Masseleitung keinen Kontakt mehr hat.
Also endgültig durch gekniffen und den Lötkolben geschwungen:
Das habe ich natürlich nur gemacht, damit nicht weiter behauptet wird, ich würde nur crimpen 😉
Voilà:
Anschließend noch schön isoliert, die Glasfaser-Gummihülle wieder drüber geschoben und das ganze mit Spiralschlauch „gepanzert“:
Mal hoffen, dass das dem Marder nicht schmeckt.
Wer sicher gehen will, dass seine Reparatur funktioniert hat, kann die Sonde noch durchmessen.
Eine extrem gute Seite zur Fehlerdiagnose bei Lambdasonden findet ihr hier.
Der anschließende Einbau ist selbsterklärend.
Sollte nach der Reparatur die Motorkontrollleuchte noch weiterhin brennen, so zweifelt nicht an eurer Arbeit!
Das muss so:
Nach drei fehlerfreien Fahrzyklen wird die Systemkontrolleuchte ausgeschaltet und der Taskmanager schaltet automatisch den Fahrzyklus-Zähler auf einen Warmlaufzyklus-Zähler um. Fehlercodes werden automatisch nach 40 Warmlaufzyklen gelöscht, wenn das Bauteil nicht erneut ausfällt.
Fahrzyklus: Anlassen, Fahren, Abstellen
Warmlaufzyklus: Anlassen des Motors und Ansteigen der Temperatur auf über 70°C, wobei die Motortemperatur mindestens um 22°C steigen muss.
Bei unserem Combo waren es gefühlt mehr als drei „Fahrzyklen“. Ich denke eher 5-7.
Auf jeden Fall schweigt irgendwann die Motorkontrollleuchte.
Allerdings ist der Fehler im Hintergrund immer noch hinterlegt und wird erst wesentlich später automatisch gelöscht (siehe oben).
Das kann zu Erklärungsnot beim nahen TÜV-Termin führen, da dort traditionell zur AU nur der Fehlerspeicher ausgelesen wird!