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Getriebeölwechsel, unfreiwillig

Das Ei war neulich mit dem jährlichen Service dran. Eigentlich nix, was ich auf Pixel gebannt hätte. „Mache ich im vorbeilaufen.“…
Hab ja schließlich einige drängendere Baustellen (Daher auch die zuletzt geringe Artikelfrequenz). Also mal eben schnell die Ölablassschraube raus. Oh, das Öl sieht aber noch gut aus. Hmm, riecht ein bisschen komisch. Egal, lass erstmal plätschern…
Während ich so neben dem Auto stehe und den neuen Ölfilter drapiere, dämmert mir: „Kacke! War das vielleicht gar nicht die Schraube der Ölwanne?!“
Schnell unters Auto gehechtet und die Schraube wieder rein gedreht.
Hab ich Dödel doch wirklich das Getriebeöl statt des Motoröls abgelassen!
Jetzt war es natürlich schon zu spät und ein Großteil des Getriebeöls schon in die Wanne geplätschert. *HomerSimpsonNein*
Gut, Not, Tugend…reden wir uns die Sache schön:
Das Getriebeöl im Ginza ist sicherlich noch die Erstbefüllung und damit knapp 30 Jahre alt. Da kann ein Wechsel nicht schaden.
Also Chance genutzt und 3l 75W80 geordert.
Für die Neubefüllung muss das Ritzel des Tachoantriebes raus. Für den Aus- und Einbau bitte den Gang raus nehmen, damit keine Last auf dem Ritzel ist. An das Ritzel kommt man am besten von unten dran. Ihr findet es auf der oberen Rückseite des Getriebes über den Antriebswellen:

Position Tachoritzel

Die Tachowelle hat Schlüsselweite 18 (Japaner…)
Das Ritzel selbst wir dann noch mit einer 10er-Schraube im Getriebe gehalten:

Tachoritzel entfernen

Danach ein wenig zwischen Getriebe und Haltezunge hebeln und schon kann man es nach oben heraus ziehen:

Tachoritzel

Leider ist das Bild etwas unscharf. Aber ihr könnt vielleicht diesen „nach unten ausgestreckten Zeigefinger“ auf dem Hals des Ritzels erkennen.
Die Spitze des „Fingers“ ist die „LOW“-Markierung, da wo die „Faust“ beginnt, ist die „High“-Markierung.
Die Neubefüllung erfolgt am einfachsten von oben mittels Trichter und Schlauch:

Getriebeöl einfüllen

Der Schlauch muss sich ein bisschen schlängeln, aber es klappt gut:

Einfüllöffnung von oben

In das Getriebe passen 2,5l SAE 75W80 GL4.
Danach kann das Ritzel wieder rein und ihr könnt (sofern das Auto gerade steht) den Ölstand prüfen.
Der Einbau der Tachowelle ist nochmal ein bisschen fummelig. Die Welle hat an der Seite eine kleine Nase, die genau in die passende Aussparung des Ritzels greifen muss:

Tachowelle einführen

Man kann die Aussparung mit dem Fingernagel erfühlen und die Welle dann passend drehen. Alternativ geht auch ein Winkelspiegel.
Fertig.
Zum Abschluss habe ich dann noch die richtige Schraube raus gedreht und das Motoröl gewechselt.
Dabei habe ich auch gleich die vom Werkstattgorilla zerschundene Ölablassschraube gegen ein Neuteil getauscht:

Tausch Ölablassschraube

Das Neuteil ist zwar deutlich länger, ließ sich aber ohne Widerstand komplett von Hand eindrehen. Da dürfte auch nix auf der Innenseite im Weg sein.
Da die Kontrolle des korrekten Getriebeölstandes auf meinen hydraulischen Rampen nicht geht, habe ich einen Besuch in der alten Heimat genutzt, um den Ginza auf die Grube zu stellen:

Auf der Grube

Knapp 100ml fehlten noch:

Ölstandskontrolle

Und beim nächsten Mal mache ich solche Arbeiten nicht per „Autopilot“…

Die perfekte Welle II

Auf der TÜV-Liste stand weiterhin noch der Tacho. Ich hatte ja schon vor Ewigkeiten mal eruiert, dass die Tachowelle der Grund für Sir Edwards funktionslosen Geschindigkeitsanzeiger war. Eine neue Welle hatte Sparesman mir in der Zwischenzeit geliefert.
Allerdings wollte ich sie erstmal testen, eh ich die alte Welle ausbaue, denn mittlerweile habe ich erfahren, dass es im Laufe der Jahre vier verschiedene Tachowellen für die Reliant 3-Räder gab. Reichlich Chancen also, die Falsche zu erwischen. Daher Sir Edward fix auf Achsständer gesetzt, Motor angelassen und ersten Gang eingelegt…
Die alte Welle funktioniert noch tadellos. Ließ sich in beide Richtungen ziehen und auch angeschlossen drehte sie sich artig:

Hmmm…komisch. Warum bewegt sie dann den Tachozeiger nicht?
Während ich das probiert habe, hatte ich die neue Welle in der Garage aufgehängt und oben reichlich Waffenöl rein gegossen:

Das hatte nun schön Zeit in der Welle runter zu laufen und in Zukunft für Schmierung zu sorgen.
Im nächsten Schritt kam die originale schwarze Welle ab und die neue Graue dran:

Der Einfachheit halber, habe ich den Tacho für diesen Test ausgebaut:

Mit etwas Übung geht das in 3 Minuten.
Hier das Ergebnis:

Läuft.
Komisch, komisch. Nun ja, hilft nix. Also die Alte ausgebaut und mal miteinander verglichen.
Was als erstes auffällt ist, dass die alte Welle insgesamt wesentlich länger ist. 152cm zu 137,5cm:

Allerdings dürfte das die Funktionalität nicht beeinflussen. Eher im Gegenteil. Dadurch, dass die Welle länger ist, muss man sie nicht in so engen Radien verlegen.
Also mal weiter gemessen.
Der ovale Anschluss im Getriebe war bei beiden Wellen identisch. 2,5mm x 3,5 mm:

Auch die Anschlüsse am Tacho erschienen auf den ersten Blick identisch:

Nachmessen ergab, dass beide vier-Kant-Enden 2,55mm im Durchmesser haben. Die Tiefe des Vierkants im Tacho ist allerdings minimal unterschiedlich. Die alte Welle hat 23,5mm, die Neue 24,5mm:

Obs daran gelegen hat? Vielleicht kam die alte Welle einfach nicht tief genug in den Tacho. Aber ist dieser Millimeter da entscheidend? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.
Egal. Hauptsache, er funktioniert wieder!
Die alte Welle wurde übrigens nicht sehr liebevoll eingebaut. Hier die Dichtung, durch die die Tachowelle in den Innenraum kommt:

Statt sie durch das Loch zu fädeln haben die Metzger einfach die Dichtung aufgeschnitten….tstststs
Mal sehen, vielleicht gehe ich da mit nem Gummikleber mal dran.

Die perfekte Welle

Wie schon mal ganz zu Anfang geschrieben, funktioniert Sir Edwards Tacho nicht. Auf der Probefahrt gab er anfangs ein kurzes Zucken von sich aber nach 200 Metern sackte die Nadel einfach zurück auf 0.
Der Ursache wollte ich gestern dann auf den Grund gehen. Als erstes habe ich die wirklich neue Welle vom Getriebe abgeschraubt:
Tachowelle 080
Es folgte der Griff zum Akkuschrauber. Wenn man das macht, musst man vorsichtig mit der Drehrichtung sein! erst mit ganz langsamer Geschwindigkeit testen, ob sich die Nadel rührt. Tut sie das nicht, Drehrichtung wechseln. Bei Sir Edward muss sich die Welle links rum (blick auf das abgeschraubte Wellenende) drehen, damit der Tacho etwas anzeigt.
Dies war aber bei meinem Versuch nicht der Fall.
Also ist schon mal das Tachogetriebe im Getriebe als Fehlerquelle ausgeschlossen und es konnten nur noch die Welle selbst und der Tacho sein.
Also im nächsten Schritt den Tacho ausgebaut.
Die Welle wird hinten am Tacho nicht eingeschraubt, sondern man muss den „Widerhaken“ niederdrücken und kann die Welle dann einfach abziehen.
Tachowelle 074
Ein Foto hilft hier übrigens sehr, die Kabel nachher auch wieder richtig anzustecken!
Nachdem ich das Tacho-Ende der Welle in der Hand hatte, viel mir das etwas unregelmäßige Ende der Welle auf. Sollten die Vögel in der Werkstatt etwa beim Einbau der neuen Welle selbige direkt wieder beschädigt haben? Ich baute den Tacho weiter aus, um Gewissheit zu haben.
Damit man den Tacho aus dem Armaturenbrett ziehen kann, muss man die Lenksäulenabdeckung abschrauben.
Tachowelle 081
Erst dann bekommt man ihn mit etwas kippen und kanten aus der Öffnung.
Als „Testwelle“ für den direkten Anschluss des Akkuschraubers an den Tacho, habe ich mir aus unserem Nägelfundus einen 4-Kant-Nagel mit ähnlichem Durchmesser wie die Welle gesucht, die beiden Enden gekappt und ihn etwas mit dem Schleifgerät angepasst:
Tachowelle 084
Ins Bohrfutter fest eingespannt, gab er eine formidable Welle ab:
Tachowelle 085
Ergebnis des Tests: Der Tacho ist in Ordnung. Es muss also die Welle sein. Ein Teil mehr auf meiner Einkaufsliste…