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Ein Ring, sie zu knechten

Gestern Morgen kam das heiß ersehnte Care-Paket von Wuschel an. Ein dicker Umschlag voller Dichtpapier in den verschiedensten Dicken. Herzlichen Dank!! Toll, dass dieses Blog nicht nur in der virtuellen Welt funktioniert, sondern auch im realen Leben! Bekommst auch was von mir zurück. Hoffe, du kannst es gebrauchen…
Ich hab das zum Anlass genommen, gleich bei der Mars Luxus 25 der Besten von Allen weiter zu machen.
Schon vergangenes Wochenende hatte ich mit der Kühlwasser-Einfüllschraube gerungen.
Das ist eine kleine Inbus-Schraube im Zylinderkopf, durch die man Kühlwasser später wieder einfüllen kann (in dem Röhrchen links):
Mars Luxus 25 Zylinderkopf 21
Allerdings scheine ich die erste Person, seit der Auslieferung 1977, zu sein, die diese Schraube öffnen will.
Der erste Versuch mit einem einfachen Inbusschlüssel scheiterte kläglich:
Mars Luxus 25 Zylinderkopf 32
Zuhause fuhren wir dann größere Geschütze auf:
Mars Luxus 25 Zylinderkopf Kühlwasserschraube
Als erstes wurden saftige Schrauben durch die Stehbolzen-Löcher in einen dicken Holzklotz gezogen. So konnten wir den Zylinderkopf schön im Schraubstock anknallen, ohne Angst um die Kühlrippen oder die Dichtfläche haben zu müssen.
Auf den Inbus-Bit kam eine große Ratsche. Das überzeugte dann schlussendlich die Schraube.
Bei mir im Keller ging es ans nachfertigen der Zylinderfußdichtung.
Da ich sie nicht umzeichnen konnte und auch kein Stempelkissen zur Hand hatte, um die Umrisse abzunehmen, habe ich einen weiteren Trick angewendet: Man streicht die Dichtfläche am Bauteil mit Öl ein und drückt sie dann auf das Dichtpapier:
Mars Luxus 25 Zylinderkopf 26
1A-Umrisse. Einiges Geschnippel später, war die Dichtung dann fertig:
Mars Luxus 25 Zylinderkopf 27
Also ran an den Zusammenbau!
Dichtung drüber:
Mars Luxus 25 Zylinderkopf 28
Und vorsichtig den Zylinder auffädeln:
Mars Luxus 25 Zylinderkopf 29
Dabei passierte es dann. Der erste Kolbenring war schon drin, beim zweiten fummelte ich, als es plötzlich *ploink* machte und etwas kleines metallisches auf den Boden purzelte:
Mars Luxus 25 Zylinderkopf 31
Großartig! Kolbenring im Arsch!
Mars Luxus 25 Zylinderkopf 30
Dann war meine Diagnose damals wohl doch richtig und ich habe sie mir vorher einfach nicht genau genug angesehen, bzw. das abgebrochene Stück klebte noch unauffällig in seiner Nut.
Glücklicherweise fand ich einen online-Shop, der noch passende Ringe neu im Angebot hatte. Also bestellt. Sind aber wieder 21€, die die Beste in des Teil investieren muss. Mal hoffen, dass das beim Verkauf wieder rein kommt!
In der Zwischenzeit bleibt mir nur, die Kopfdichtung (so wie die Fußdichtung) nach zu basteln. Fotos davon erspare ich euch.

Die perfekte Welle II

Auf der TÜV-Liste stand weiterhin noch der Tacho. Ich hatte ja schon vor Ewigkeiten mal eruiert, dass die Tachowelle der Grund für Sir Edwards funktionslosen Geschindigkeitsanzeiger war. Eine neue Welle hatte Sparesman mir in der Zwischenzeit geliefert.
Allerdings wollte ich sie erstmal testen, eh ich die alte Welle ausbaue, denn mittlerweile habe ich erfahren, dass es im Laufe der Jahre vier verschiedene Tachowellen für die Reliant 3-Räder gab. Reichlich Chancen also, die Falsche zu erwischen. Daher Sir Edward fix auf Achsständer gesetzt, Motor angelassen und ersten Gang eingelegt…
Die alte Welle funktioniert noch tadellos. Ließ sich in beide Richtungen ziehen und auch angeschlossen drehte sie sich artig:

Hmmm…komisch. Warum bewegt sie dann den Tachozeiger nicht?
Während ich das probiert habe, hatte ich die neue Welle in der Garage aufgehängt und oben reichlich Waffenöl rein gegossen:

Das hatte nun schön Zeit in der Welle runter zu laufen und in Zukunft für Schmierung zu sorgen.
Im nächsten Schritt kam die originale schwarze Welle ab und die neue Graue dran:

Der Einfachheit halber, habe ich den Tacho für diesen Test ausgebaut:

Mit etwas Übung geht das in 3 Minuten.
Hier das Ergebnis:

Läuft.
Komisch, komisch. Nun ja, hilft nix. Also die Alte ausgebaut und mal miteinander verglichen.
Was als erstes auffällt ist, dass die alte Welle insgesamt wesentlich länger ist. 152cm zu 137,5cm:

Allerdings dürfte das die Funktionalität nicht beeinflussen. Eher im Gegenteil. Dadurch, dass die Welle länger ist, muss man sie nicht in so engen Radien verlegen.
Also mal weiter gemessen.
Der ovale Anschluss im Getriebe war bei beiden Wellen identisch. 2,5mm x 3,5 mm:

Auch die Anschlüsse am Tacho erschienen auf den ersten Blick identisch:

Nachmessen ergab, dass beide vier-Kant-Enden 2,55mm im Durchmesser haben. Die Tiefe des Vierkants im Tacho ist allerdings minimal unterschiedlich. Die alte Welle hat 23,5mm, die Neue 24,5mm:

Obs daran gelegen hat? Vielleicht kam die alte Welle einfach nicht tief genug in den Tacho. Aber ist dieser Millimeter da entscheidend? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.
Egal. Hauptsache, er funktioniert wieder!
Die alte Welle wurde übrigens nicht sehr liebevoll eingebaut. Hier die Dichtung, durch die die Tachowelle in den Innenraum kommt:

Statt sie durch das Loch zu fädeln haben die Metzger einfach die Dichtung aufgeschnitten….tstststs
Mal sehen, vielleicht gehe ich da mit nem Gummikleber mal dran.

Ich hab gehört, ich soll hier ein Rohr verlegen?

Ein kleines unwichtiges Detail fehlte ja noch immer bei Sir Edward: funktionierende Bremsen.
Um die Bremstrommelabdeckplatte überarbeiten zu können, musste ich ja die Bridge-Pipe durchkneifen, da sie festgegammelt war. Auch die anderen Verschraubungen sahen nicht sehr vertrauenserweckend aus:

Daher hatte ich beim Korrosionsschutz-Depot auch alles bestellt, was ich zum nachfertigen der Leitungen benötigte:

Nur hatten sie leider kein „Know-how“ im Angebot. Und auch Profi-Werkzeug sollte sehr teuer sein.
as meinte ja mal, dass er einen Bekannten hätte, der sein Hazet-Bördelwerkzeug eventuell verleihen würde. Leider meinte der Bekannte (dessen Name ich leider schon wieder vergessen habe…) aber, dass es ihm persönlich zu gefährlich wäre, wenn jemand ohne Ahnung sich an Bremsleitungen wagen würde. Da bräuchte man schon Erfahrung zu. Daher wollte er sein Gerät nicht verleihen.
Im ersten Moment natürlich schade. Allerdings wurde die Nachricht im nächsten Moment wesentlich besser: Ich könnte aber gerne mit meinen Plünnen bei ihm vorbei kommen und die Leitungen mit ihm zusammen vor Ort bördeln…
YES! Know-How und Profi-Equipment gleichzeitig. So wünscht man sich das!
Da ich ja nun eh nen Haufen Kunifer-Rohr und Verschraubungen liegen hatte, stand auch direkt fest, dass alle Leitungen neu kommen würden. Also mussten erstmal noch die restlichen alten Leitungen raus.
Hinten rechts:

Hinten links:

Wirklich schwierig war nur die Verschraubung der nach hinten führenden Leitung im Motorraum. Da oben neben der Zündspule sitzt sie:

Da kam man weder von unten noch von oben mit nem Bremsleitungsschlüssel drauf. Einfach zu wenig Platz zum drehen. Erst mit einem schräg aufgesetztem Maulschlüssel ging die Verschraubung gaaanz langsam ab.
Die beiden Leitungen vom Hauptbremszylinder durch den Motorraum habe ich nicht ausgebaut und nachgefertigt. Die sehen aufgrund ihrer geschützten Einbauposition noch sehr gut aus.
So sahen dann die ausgebauten Leitungen auf dem Werkstattboden ausgelegt aus:

Rechts im Bild ist vorne, links hinten. Leider habe ich vergessen, die Leitungen zu vermessen, um es hier zu dokumentieren. Wird aber nachgeholt!
Mit den ausgebauten Originalen als Muster, dem Kunifer-Zeugs, Tobias und as habe ich mich dann auf den Weg zu dem Bekannten gemacht. Ich war besonders erfreut, als wir eine professionelle Autowerkstatt ansteuerten.
Nach einigem rätseln des Bekannten über die komischen englischen Bördel und damit einhergehendem Zittern meinerseits, ob die Hazet-Bördelmaschine die überhaupt kann, ging es ans Werk. Ich hab die Originale vermessen und neue Leitung abgeschnitten, as hat die Stücke entgratet, Tobias die passenden Überwurfschrauben/-Muttern aufgesteckt und der Bekannte hat gebördelt. Lief wie am Schnürchen. Danach habe ich mich noch ein wenig an einem Biegewerkzeug versucht, um die neuen Leitungen in Form zu bringen. Das führte dann beinah zum Desaster einer kaputten Leitung, da ich einfach zu doof dafür war („Naja, dann muss das Diff einfach wo anders hin…“) und ich brach die Biegeaktion ab. Die Kunifer-Leitungen sind so weich, dass man sie locker von Hand über den Daumen biegen kann (Achtung! Knick-Gefahr!). Das sieht dann zwar nicht so schön gleichmäßig aus, wie mit dem Werkzeug, aber dafür kann ich mit meinem Daumen umgehen. Mit dem arbeite ich schließlich schon, seit ich nuckeln kann.
Nach ca. einer Stunde waren wir fertig. Auf meine Frage hin, was ich für seine Hilfe bezahlen dürfte, meinte der Bekannte nur, dass das schon in Ordnung sei. Er wollte partout kein Geld haben. Mal wieder eines der tollen Erlebnisse bei Sir Edwards Restaurierung! Vielen Dank nochmals!! Ohne Sie wäre das bei weitem nicht so reibungslos gelaufen!
Leider war ich so konzentriert bei der Arbeit, dass ich weder davon, noch von der Werkstatt ein Foto gemacht habe, um hier wenigstens ein wenig zu werben. Vielleicht kann as ja noch ein paar Details zu der Werkstatt seines Bekannten (gerne mit Link) liefern, damit ich mich etwas revanchieren kann.
Eine gold-glänzende Pracht sind die neuen Leitungen:

Mit den neuen Leitungen habe ich auch neue Halterungsclips bestellt:

Wie schon mal angesprochen, hat Sir Edward hat im Original ja Doppel-Clips, um auf einem Halter Brems- und Benzinleitung zu fixieren:

Die neuen Clipse geben mir die Möglichkeit die dicke Benzinleitung an den Haltepunkten ebenfalls zu fixieren:

Sitzt sogar recht fest:

Mal sehen, was der TÜV sagt. Wenn die das nicht mögen, muss ich mir was neues überlegen.
Aber erstmal wird’s so gemacht und es war Zeit für den Einbau der Leitungen.
Vorne:

Hinten:

Längs unterm Wagen:

Zugegeben: Es sieht etwas eierig aus. Aber ich finds trotzdem sehr sexy!
Lecker, Lecker.
Natürlich habe ich auch gleich neue Bremsflüssigkeit eingefüllt. Ich habe ein wenig Angst, dass ich eventuell zu lange gebraucht habe und die Bremszylinder (welche ja nun recht lange ohne irgendwelche Bremsflüssigkeit waren) durch die Luftfeuchtigkeit Flugrost angesetzt haben. Das könnte unter Umständen die feinen Dichtlippen der Zylinder beschädigen, sowie zu schlechtem Bremsverhalten und der Notwendigkeit neuer Zylinder führen…. „ungerne….“
Naja, wird die Zeit zeigen. Ist jetzt eh zu spät.
Erstmal mussten die Kabel der Bremsflüssigkeits-Warnleuchte am Hauptbremszylinderreservoirdeckel ab:

Auch nen cooles Feature, wie ich finde. Im Deckel befindet nämlich sich ein Schwimmer, welcher, wenn der Bremsflüssigkeitsstand unter ein gewisses Limit sinkt, einen Kontakt schließt, welcher wiederum eine Leuchte im Armaturenbrett zum bedrohlichen glimmen bringt.
Der Blick in den Vorratsbehälter förderte dann die nächste Überraschung zutage:

Der Flüssigkeitsbehälter hat eine Trennwand. Das ist ein starkes Indiz für ein Zweikreisbremssystem. Der Blick unter den Behälter bestätigte diese Vermutung:

Hier finden sich auch zwei Abgänge in den Zylinder. Zweikreis-Bremsanlage. Jear!
Sollte also einer der Kreise (Hinterräder oder Vorderrad) undicht sein und Bremsflüssigkeit verlieren, so verhindert die Trennwand, dass der Vorratsbehälter gänzlich leer läuft und ich gar keine Bremsleistung mehr habe.
Im Vorratsbehälter fand sich etwas grauer Schmodder, den ich, so gut es ging mit einem Lappen aufgewischt habe. Keine Ahnung, was das war.
Zum entlüften verwendete ich die klassische Marmeladenglas-Technik:

Anleitungen hierzu gibts im Netz zu Hauf. Da muss ich glaube ich nix mehr zu schreiben. Als Bremsflüssigkeit verwendete ich handelsübliche DOT-4-Bremsflüssigkeit. DOT 5 auf Silikonbasis is Hexenwerk. DOT 5.1 bekommt man nicht zu zivilen Preisen und hat in meinen Augen keinen merklichen Vorteil (in einem Rialto). Angst wegen Unverträglichkeit habe ich keine. Die Radbremszylinder, alle Schläuche, der Hauptbremszylinder und die Leitungen sind ja (teilweise relativ) neu. Die sollten dann DOT 4 vertragen.
Das Bremspedal ist jetzt schön knall hart, wenn man ca. 1/3 seines Weges zurück legt. Ich bin auf die Testfahrt gespannt.

Nachtrag: Ich habe nun die alten Leitungen vermessen und ein bemaßtes Foto hier eingestellt.

Schlüsselkind III

Langsam werde ich zum Stammgast beim Schlüsselmacher meines Vertrauens.
Die Firma heißt „Schuh- u. Schlüsseldienst Bucken Gbr‎“:

Der Mann ist aber auch hammergut! Je schwieriger die Aufgabe ist, um so mehr freut er sich über den Auftrag.
Mit Begeisterung hat er, zusammen mit mir, einen Haufen Kataloge der verschiedenen Schlüsselhersteller gewälzt und nach passenden Rohlingen gesucht, sowie verschiedene Kollegen abtelefoniert, ob sie Rat wüssten. Auch die immer länger werdende Schlange an wartenden Kunden hat ihn nicht aus der Ruhe gebracht. Im Endeffekt sollte ich eine Woche später nochmal wieder kommen. Er wollte sich bis dahin was überlegen.
Und in der Tat, als ich wieder kam präsentierte er mir stolz vier passende Rohlinge.
Die Schlüssel für den Bug waren seiner Aussage zufolge eine Herausforderung. Aber der Zündschlüssel für King Kong war die härteste Nuss. Da half selbst ein Anruf beim Rohling-Hersteller in Italien nicht. Die sagten nur, dass der Rohling nicht mehr produziert wird. Er musste dann einen ähnlichen Rohling anpassen. Dieser extra Aufwand trieb den Preis für den Schlüssel von normalerweise 7,50€ auf unglaubliche 9€ in die Höhe….
Der kurze Schlüssel ist das Original, der lange, die Nachfertigung:

Wirklich toll!
Und im Gegensatz zu anderen Schlüsseldiensten passten bisher alle von ihm nachgefertigten Schlüssel auf Anhieb und ohne zu haken! Eine klare Empfehlung von mir, der Laden.

Für alle Menschen, die auch für ihren Bond Bug oder ihre Honda Gorilla/Monkey Schlüssel nachfertigen lassen wollen, hier mal die Bezeichnungen, der passenden Rohlinge:
Honda Gorilla Zündschloss: Silca YH28

B0nd Bug Zündschlüssel: Börkey 735L
Bond Bug Canopy/Kofferraum: Silca LF4
Bond Bug Tankkappe: Silca KI3

Alter Wein in neuen Schläuchen

Wie ich ja schon geschrieben hatte, habe ich die alten Bremsschläuche von Sir Edward zu Aretz-Bremsendienst geschickt, um sie nachfertigen zu lassen.
Heute kam das Paket zurück. Mit schönen neuen Schläuchlein drin. Hier die Alten und Neuen in der Gegenüberstellung:

Die neuen Verschraubungen scheinen auch aus Stahl zu sein, wie die Alten. Muss ich also mal nen Auge drauf haben, wegen Korrosion. Nicht dass die mir auch festgammeln.
Herr Aretz meinte am Telefon, dass er keine passenden Kontermuttern hätte, aber das welche für die alten Land Rover passen müssten. Um so erfreulicher, dass er anscheinend doch noch welche gefunden und mit ins Paket getan hat:

Man achte bitte auch auf die unterschiedlichen Dimensionen der Sechskant-Hasen an den Aufgepressten Schlauchenden! Diese riesen Dinger, dürften sich nicht so schnell rund drehen, wie die mickrigen der Alten. Bin sehr zufrieden mit der Arbeit.
Der Wehrmutstropfen lag aber auch gleich mit im Paket. Die Rechnung. 100€ ruft Herr Aretz für die Schläuche auf. *Aua*. Schon was anderes, als die angekündigten 35€…. Und so weit ist das nun auch nicht mehr von dem Preis für maßangefertigte Stahlflexschläuche entfernt. Naja, in vier Jahren (ist der regelmäßige Wechselintervall für Bremsschläuche) denke ich dann nochmal neu über die Stahl-Variante nach. Man lernt ja dazu….