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Werkstattbutler

Vor einiger Zeit lief mir ein Einkaufswagen für Rollstuhlfahrer über den Weg:

Rolli-Einkaufswagen

Nein! Ich hab ihn nicht geklaut! Ehrlich! Nicht mal für nen Euro!
Was ich damit will?
Na einen Werkstattbutler draus bauen!
Sowas gibts normalerweise für teures Geld z.B. von Müller Werkzeug:

Durch die breiten Füße und die große freie Öffnung unter dem Korb kann man mit dem Einkaufswagen ideal um das Vorderrad herum über dem Kotflügel stehen, wenn man im Motorraum arbeitet.
Allerdings sind ein paar kleine Modifikationen nötig.
Wie ihr schon am Eingangsbild seht, reicht der Korb des Einkaufswagens kaum über die vergleichsweise flache Front des Rialtos. Ist auch logisch: Normalerweise muss den ja auch jemand auf Sitzhöhe befüllen können. Um also bequem über den Kotflügel von höheren Fahrzeugen zu kommen, mussten die vertikalen Standrohre verlängert werden.
Hat da jemand „Bandsäge“ gesagt?

Bereit zum sägen

Die Standrohre haben 35mm Außendurchmesser. Ich fand Rohr mit 36mm Innendurchmesser:

Standrohr zersägt

Jeweils zwei Bolzen verbinden jetzt Ober- und Unterteil mit den 50 cm-Rohrstücken.
Das reicht loker um selbst beim Gerontengolf gut über die Kotflügelkante zu kommen.
Nächste Baustelle waren die Rollen.
Die original Einkaufswagen-Rollen bewegen sich zwar schön leicht, sind aber leider zu hoch. So stießen die vorderen Aufnahmen der Rollen gegen den Schweller.
Erst bohrte ich die Achsbolzen aus und testete 75mm-Rollen in den original Radträgern:

Größenvergleich Original Rolle - 75mm

Das reichte aber leider nicht. Ich musste unter 15 cm kommen.
Also 50mm-Rollen. Diese kleinen Dinger bleiben aber immer gerne an den Fugen der Pflastersteine hängen. Lässt sich bescheiden schieben. Glücklicherweise stolperte ich über kompakte 50mm-Doppelrollen. Das bringt ordentlich und die verhaken sich nicht an den Kanten:

Vergleich 50mm-75mm

Da sich die Rollen im Lagertopf immer bescheiden mit Sechskant-Bolzen verschrauben lassen, rüstete ich auf Inbus um:

M10 Inbus

Für vorne gestaltete sich das etwas schwieriger, da die angeschweißte Aufnahme mit M12-Gewinde war, das Rückenloch der Rolle aber nur M10.
Das „Rückenloch“ (Fachbegriff) ließ sich aber ganz vorsichtig auf 12mm aufbohren. Damit mir dabei keine Späne in die Lager bröseln, habe ich sie dick mit Fett bestrichen:

Rückenloch aufgebohrt

So bleiben die Späne am Fett haften und können später einfach abgewischt werden.
Abschließend kam noch ein bisschen Rohrisolierung um strategisch wichtige Stellen (WIP) und fertig ist der Werkstattbutler:

Rohrisolierung montiert

2in1 Werkstattwagen II

Im ersten Teil hatte ich ja vom Bau meines neuen Werkstattwagen/-Unterschranks berichtet. Wir verließen das Schlachtfeld mit den fertig montierten Korpussen, welche auf ihre falschen Fronten warteten:

Korpusse fertig

Der ursprüngliche Plan sah ja vor, den Unterschrank zu einem kleinen Werkstattwagen umzufunktionieren. Hierzu mussten die Rollen aber so klein sein, dass er später noch mit montierter Arbeitsplatte unter die Werkbank passen würde. Entsprechend klein mussten die Hasen werden:

Schon bei einem ersten Testlauf mit provisorisch gefüllten Schubladen zeigte sich, dass die Rollen dauernd in den Fugen der Pflastersteine hängen bleiben. Das Ding schob sich wie ein bockiges Kind. Danke, hab ich schon. Kack Plan.

Also umgehend die Rollen wieder demontiert und doch einen normalen Unterschrank draus gebaut. Damit dieser unter die bestehende Werkbank passt, musste der angrenzende Schubladenschrank ein wenig zur Seite rücken, was jedoch die Befestigungsmutter des Schraubstocks doof fand. Ich habe dann mit der Säge vermittelnd eingegriffen:

Das sieht doch schon mal zweckdienlich aus:

Fehlen noch die Fronten. Hier habe ich mich für die ehemalige Tür des Unterschranks entschieden. Das Muster passte zur obersten Schublade, die Breite stimmte und sie war ohne Anschlussverwendung vorhanden. Ich habe zwischen den einzelnen Fronten einen Zentimeter Luft gelassen und jeweils bündig mit dem Schubladenboden abgeschlossen. Ist okay, aber keine Augenweide. Beim nächsten Mal würde ich nur 0,5 cm Luft lassen und die Blende auch an der Unterseite überstehen lassen. Vereinfacht die gleichmäßige Ausrichtung deutlich.

Für die Griffe habe ich mich an der obersten Original-Schublade orientiert und eine Bohrschablone gebastelt, während das kleine Schräubchen genüsslich meine scharfen Salzlakritz wegmümmelte:

Für die Montage der Blenden habe ich einen Trick von Operation Eigenheim getestet und Heißkleber verwendet. Fazit: Ja, kann funktionierten, allerdings nicht auf der glatten Seite einer Siebdruckplatte. Also ganz klassisch mittels Klemmzwinge:

Auch hierbei half es, dass ich die alte Tür recycelt habe. Die passte von der Breite her genau, so dass es ausreichte sowohl auf dem Korpus, als auch auf der Blende die Mitte zu markieren und das ganze an der Unterseite bündig auszurichten.

Ein wenig problematisch war das Recycling der alten Griffe des Vorgängerschrankes. Die brauchten M4 Schrauben, welche im lokalen Sonderpreis-Baumarkt nicht über 25mm Länge verdealt werden. Das ist aber zu kurz für Korpus und Blende:

Zur Lösung nimmt man nun entweder eine M4 Gewindestange samt Hutmuttern (und hat innen immer die Hutmuttern überstehen) oder man nimmt Zylinderschrauben und versenkt sie:

Dazu bohrt man von vorne ein Pilotloch durch den Korpus, das man dann von innen mit einem Bohrer im Durchmesser des Schraubenkopfes vergrößert. So verschwinden alle Schrauben unsichtbar und man erhält eine glatte Innenwand:

Fertig montiert ergibt sich folgender Anblick:

Wie gesagt: keine Augenweide, aber für eine Werkstatt wirklich ok. Zumal die Kosten dank Recycling mit 31,67€ wirklich läppisch waren. Der Schubladenschrank daneben hat damals als B-Ware 150€ gekostet. Ist also durchaus zur Nachahmung empfohlen.

Für die kostengünstige Inneneinrichtung der flachen Schubladen kann ich diese kleinen, modularen Besteck-Kästen empfehlen:

Artgerechte Haltung I

Wie schon beim Einzug ins neue Heim angekündigt, hat die Beste von Allen mir eine kleine Halle für den Fuhrpark versprochen.
Da der Zeitplan zur Errichtung so ganz grob steht, habe ich schon mal mit den Gedankenspielen angefangen.
Als Brainstorming-Werkzeug der Wahl habe ich „SweetHome3D“ verwendet.
Open-Source, Multi-Plattform, einfach in der Anwendung.
Ideal, um sich erstmal einen groben Überblick zu verschaffen, was man möchte und was platzmäßig drin ist.
In Version 1.0 stehe ich bei 130 m² verteilt auf zwei Räume:
SweetHome3D-Entwurf v.1.0
Den Rialto, den Bug, Lola, die Gorilla und meine Mofa habe ich Maßstabsgetreu untergebracht. Als Platzhalter gab’s dann noch für ein XL-Auto eine Mercedes R-Klasse und fürs Mittelmaß einen Seat Leon. Natürlich kommen da auch mehr als das eine Fenster rein.
Glücklicherweise frisst SweetHome3D alle möglichen Dateiformate für neue 3D-Modelle. Die interne Auswahl an Hebebühnen ist nämlich erstaunlich bescheiden.
Hier fand ich einige kostenfreie und sehr schicke 3D-Modelle:

Sollte jemand von euch ähnliches planen, so kann ich SweetHome3D nur empfehlen.

Ich werde nun erstmal Ideen sammeln. Hinweise werden gerne entgegen genommen.

Johnson’s Welding and Repairs

Da ich momentan wenig Neues zu berichten habe (die Restaurierung der Gorilla steht jedoch in den Startlöchern), möchte ich euch Thomas aus Philo, Illinois vorstellen, welcher als echter Motorhead die verlassene Autowerkstatt von „Johnson’s Welding and Repairs“ gekauft und restauriert hat.
An sich eine wenig bemerkenswerte Geschichte, jedoch gehörte die von 1930 bis 1980 betriebene (und dann völlig überwucherte) Werkstatt zwei Eigenbrötlern und absoluten Technik-Messies, welche auf dem Gelände tonnenweise (Thomas spricht von über 100t!) historische Technik horteten.
Auch der neue Eigentümer Thomas ist ein bemerkenswerter Zeitgenosse, denn er hat dieses Chaos nicht einfach entsorgt, sondern über Jahre akribisch aufgearbeitet und mit viel Fachwissen, Schweiß sowie Geld einen absoluten Traum von Werkstatt hergestellt.
Hier ein paar Vorher-Nachher-Fotos (Ja, das ist die identische Werkstatt!):

Dankbarerweise hat Thomas die gesamte Restaurierungsgeschichte mit der Kamera begleitet und in einen mittlerweile 300 Seiten umfassenden Thread im The Garage Journal Board Forum dokumentiert.
Aufgrund des schieren Umfangs des Projekts gibt es für die schnellere Lektüre eine sehr gute Übersicht, in der nur die wichtigsten und bildgewaltigsten Postings von Thomas verlinkt sind.

Solltet ihr also noch eine Fluchtmöglichkeit vor dem Weihnachtstrubel suchen, so freut euch! 1-2 Tage sind schon mal mit dieser Geschichte gut verplant.
Dann erfahrt ihr auch die Geschichte dieses 1936er Hudson Terraplane, welchen Thomas, neben einigen anderen völlig überwucherten Autos, auf dem Grundstück fand:

Die Urzelle allen Schraubertums II

Vaddern war in der Zwischenzeit auch fleißig und hat mit Tobias Hilfe im Werkkeller weiter renoviert:
Werkkeller Werkbank 52
Wie ihr seht, sind im hinteren Teil jetzt durchgängig offene Schubfächer, in denen man auch große Elektrogeräte bequem lagern kann. Die Arbeitsplatte haben wir ein gutes Stück nach vorne überstehen lassen, damit die Eisenspäne vom arbeiten nicht mehr in leicht offenen Schubladen rieseln können. So kann man auch einfacher da mal mit nem Handfeger drüber gehen. Nachteil der Küchenplatten ist natürlich, dass wir in Zukunft immer was drunter legen müssen, wenn wir mit Cutter und co. hantieren. Mal sehen, wie wir das lösen.
Auf der linken Seite ist die Werkbank schon fertig:
Werkkeller Werkbank 51
Wie ihr seht, ist hinten in der Ecke ein Belüftungsgitter eingelassen. Das soll dabei helfen, dass sich dort in Zukunft kein Schimmel mehr bilden kann. Auf die andere Seite kommt auch noch so ein Gitter.
Auch die Sockelleiste hat Belüftungslöcher bekommen:
Werkkeller Werkbank 53
Dieses Wochenende soll dann der Mittelteil an seinen Platz kommen:
Werkkeller Werkbank 59
Danach noch ein wenig Elektrik (zusätzliche Steckdosen in der Arbeitsplatte, Beleuchtung) und Kleinkrams (Schraubstock, Schubladen mit neuen Fächern ausstatten) und die Werkbank ist fit für die nächsten 30 Jahre Schraubertum.