Vom Kriegsversehrtenmobil zum Spaßvehikel

Nun mal ein wenig zur Geschichte des Duos:

Das Simson Duo 4/1 wurde in der DDR als Krankenfahrstuhl für Kriegsversehrte gebaut. Hergestellt wurden die Duos in wechselnden Fabriken („VEB“s = „Volkseigene Betriebe“). Meine Lola wurde 1979 im VEB Robur-Werk zusammengeschraubt. Haupterzeugnis dieses VEBs waren eigentlich Lastkraftwagen bis drei Tonnen Nutzlast, aber das sah man in der DDR ja generell nicht so eng…

Der Status eines Krankenfahrstuhls bringt einige Kurriositäten mit sich. Die Bedienung ist zum Beispiel so ausgelegt, dass man keine Beine braucht um ein Duo zu fahren. Anreißen, schalten, Handbremse, Gas, Bremse alles geschieht per Hand und über verschiedene Hebel. Das bringt für den Duo-Neuling einige Eingewöhnungsschwierigkeiten mit sich. Nehmen wir als Beispiel die Schaltung: Der Motor samt Getriebe stammt aus der Simson „Schwalbe“ KR51/1 S. Das hat den Vorteil, dass man bei der verbauten halbautomatischen Fliehkraftkupplung kein Kupplungspedal hat und somit wieder eine Sache für den armen Behinderten einspart. Es hat aber auch den Nachteil, dass man eine Motorradschaltung hat. Also die Gänge in verschiedenen ebenen „übereinander“ liegen. Ganz „unten“ 1. Gang, dann Leerlauf, 2. Gang, 3. Gang. Da der Kriegsversehrte aber kein Bein mehr hat um die Schaltwippe zu treten, wurde ein Schaltgestänge verbaut, so dass die Gänge nun per Hand in Hüfthöhe „hintereinander“ geschaltet werden können. Ranziehen = runterschalten, wegdrücken = hochschalten….. und da erzähle mir noch einer, dass die Tiptronic eine Erfindung des Motorsports sein…*Pfff*
Ein weiterer Vorteil ist, dass man das Duo als „Krankenfahrstuhl“ versichern kann. Das ist zwar ein normales Mofa-Kennzeichen, aber die Beiträge sind nochmal ein Stück billiger. Ich habe dieses Jahr z.B. für Haftpflicht mit Teilkasko knapp 55 Euronen gezahlt. Nicht im Monat…im JAHR!
Auch die E10-Diskussion kann den Besitzer eines Duos kalt lassen. Die Motoren sind auf dermaßen schlechten Sprit ausgelegt, dass sie so ein bisschen Ethanol nicht schocken kann. Ich kenne Leute, die ihr Duo problemlos mit E85 (85% Ethanol) betreiben. Nur andere Düsen im Vergaser und fertig. Das Duo-Handbuch schreibt zum Thema „Sprit“ übrigens, dass man keinesfalls Sprit mit unter 79 Oktan (ROZ) tanken soll…Das sagt eigentlich alles, wenn man weiß, dass in (West-)Deutschland selbst „Normal Benzin“ nicht unter 91 Oktan (ROZ) haben darf.

Wie alles begann

Während meines Studiums überlegte ich mir, wie ich möglichst günstig zu einem fahrbaren Untersatz komme. Ein normales Auto kam nicht in Frage. Zu neu, zu teuer und vor allem: Zu gewöhnlich. Das was jeder kann, ist für mich uninteressant. Dementsprechend gingen meine Versuche zu erst Richtung: Selbstfahrende Arbeitsmaschine. Dieses Projekt scheiterte nicht wie erwartet am TÜV (Die waren sehr kooperativ!), sondern an der Tatsache, dass sich jede von mir konsultierte Versicherung weigerte, meine Maschine zu versichern. Oder wenn, dann nur zu horrenden Preisen.

Die Konsequenz, die ich daraus zog, war dass ich etwas nehmen muss, was von all diesen Regularien befreit ist. Also etwas, dass TÜV-frei ist und auch das versicherungstechnisch wesentlich einfacher zu regeln ist. Das führt einen zwangsläufig in die 50 ccm-Klasse (Mofa-Kennzeichen) und da ich etwas alltagstaugliches (Also auch Regen und Winter) haben wollte auch ziemlich schnell zur Piaggio Ape 50. Die allerdings besitzt nur einen Sitzplatz (Rikscha-Modell ausgenommen. Das ist unbezahlbar…). Da ich aber eher einen zweiten Sitzplatz als eine Ladefläche brauchte, ging die Suche weiter. Fündig wurde ich bei unserem sozialistischen Brudervolk von ehemals nebenan. Das Idealvehikel heißt: Simson Duo 4/1

Das Duo (Eigentlich „Die Duo“, aber das klingt mir zu komisch) basiert größtenteils auf der millionenfach gebauten Simson Schwalbe und dementsprechend einem einfach zu wartenden und günstig zu beschaffendem Großserienprodukt. Die Fahrzeugspezifischen Bauteile sind eigentlich nur das Blechkleid. Ideale Voraussetzungen also für eine günstige Studentenkarre! Haupteinsatzgebiet sollte ja eh das flache Osnabrück werden. Daher ist eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h auch ausreichend. Ein Verbrauch von ca. 3,2 Litern auf 100 Km und die Versicherung über ein Mopedschild garantierten niedrigste Unterhaltskosten.

Die Suche konnte beginnen!

Aller Anfang ist schwer…

Ok, dass 21. Jahrhundert holt auch langsam mich ein…. Dank meines Bruders besitzt nun die ganze Familie ein Blog. Schön jeder sein eigenes. Na mal sehen, was ich in meins so reinpacke. Auf jeden Fall einiges zum Jura-Studium und wesentlich mehr zu meiner „Roten Lola“. Natürlich dürfen die Ärgernisse des Alltags auch nicht zu kurz kommen.

Also, werte Leser seid gespannt, was da kommt 🙂