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Let the rope be free IV

Ich hatte also in allen möglichen Winkeln der Republik gestreut, dass ich auf der Suche nach einem Trafo bin, der mir aus kontinentalem Drehstrom, imperialen Drehstrom zaubert.
Armin meldete sich. Er hätte in der hintersten Ecke seines Elektro-Bastelkellers noch einen seit ewigen Zeiten ungenutzten Trafo:

Leistungsdaten:

Typenschild

3x380V auf 3x220V und der Hase liefert sogar 6000VA.
Er fragte sich schon immer, warum er eigentlich diesen Trümmer aufgehoben hatte und ich konnte die Antwort liefern!
Wir einigten uns auf einen wirklich fairen Preis, der sicherlich nichtmal der anteiligen Kellermiete der all die Jahre beanspruchten Grundfläche entsprach.
Man achte für die Altersbestimmung auf die einstellige (!!) Postzonenzahl auf dem Typenschild.
Wie schon bei den Stahlträgern war Teil der Preisgestaltung, dass so einen Trümmer kein Postbote durch die Lande schleppt.
Er musste also irgendwie aus Süddeutschland zu mir in den „Mittleren Osten“ kommen. Auch hier half klagen und glückliche Fügung!
Der Schwiegervater der Cousine der Besten Ehefrau von allen wohnt in der Gegend und kommt dort regelmäßig vorbei. Die Cousine ihrerseits, wollte uns eh samt Mann und Kind seit langem besuchen….. Bestes Teiletaxi! Herzlichen Dank nochmals!
So fand der Trümmer seinen Weg zu mir in die Garage:

Trafo in der Garage

Nun hatte ich alles beisammen, um zu testen, ob meine Idee aufgeht.
Da die Halle ja noch verputzt und gestrichen wird, konnte ich nur einen Testaufbau machen.
Seilzug und Laufkatze waren schnell installiert:

Seilzug und Laufkatze montiert

Der Kettenzug mit seinen knapp 100 kg war da schon eine andere Herausforderung.
Dank Seilwinde und Umlenkrolle konnte ich ihn aber hoch auf das Rollgerüst ziehen:

Kettenzug liegt auf dem Gerüst

Dort legte ich ihn ab und fuhr die Laufkatze so weit die schräge Ebene hinunter, bis sie nah genug über dem mitgeschobenen Gerüst war, dass ich den Kettenzug direkt einhängen konnte:

Kettenzug in Laufkatze eingehangen

Den Trafo habe ich provisorisch an meinen Baustromverteiler angeschlossen und auch den Kettenzug am Trafo vorübergehend verdrahtet:

Provisorisch verkabelt

Der anschließende Moment der Wahrheit ließ anfangs ein wenig auf sich warten. Es kam zwar Strom am Kettenzug an und man hörte auch die Relais im Inneren klicken, aber er rührte sich nicht. Nach etwas Zweifeln verriet mir das Handbuch, dass der Kettenzug eine interne Verpolungssicherung hat, die ihn bei falsch angeschlossenen Phase abschaltet. Also kurzes Phasenbingo:

Belegung ausgeknobelt

Nun aber der Moment der Wahrheit:

Der Stahlträger hat zwar nur ca. 100 kg, aber für den Beweis, dass meine Konstruktion funktioniert reicht mir das. Sehr schön! Ich kann es kaum erwarten, alles final zu installieren.
Vielleicht kann ich mir im Frühling mal testweise einen IBC-Container organisieren, den mit Wasser befüllen und auf den Anhänger laden. Das wären dann zumindest schon mal 1,3t.

Let the rope be free III

Die Winde samt Adapterplatte war fertig und auch die Laufkatze modifiziert. Nun fehlte nur noch ein passender Kettenzug.
Wie schon eingangs geschreiben, wollte ich gerne ein Exemplar haben, dass 2t heben kann. Zum Vergleich: Der Demag-Trümmer am Minikran durfte lediglich 500 kg heben!
Entspechend groß und schwer ist auch der Kollege, den Vevor mir vor die Haustür kullerte:

Kettenzug ist angekommen

Ohne Motorkran bewege ich da nix. So hing er aber schnell am Haken:

Kettenzug am Haken

Jemand technische Daten?

Technische Daten Kettenzug

Und? Erkennt ihr, warum der Hase nur etwa halb so teuer war, wie seine inländischen Kollegen?
Richtig! 3-Phasig, 220V, 50Hz (60Hz laut Handbuch)… das ist US-Drehstrom und kommt (außerhalb von US-Basen) in Deutschland aus keiner Dose.
Aber vielleicht habe ich ja Glück und kann den Motor einfach von einer Dreieck- auf eine Sternschaltung umbauen.
Da wird sich ja sicherlich irgendwo eine Klemmdose im Innern finden.
Nein:

Kabeleinführung Kettenzug

Auch nicht:

Elektrik Kettenzug

Ok, dann demontieren wir mal den Stator und gucken, wie die Wicklungen verkabelt sind.
Dazu löst ihr die von einem Sicherungsblech gehaltene Mutter auf dem hinteren Wellenstumpf:

Kronenmutter montiert

Danach schraubt ihr die vier Inbusschrauben des hinteren Lagerdeckels ab. Achtung! Hinter der „Bremstrommel“ sitzt eine gewaltige Feder! Am besten löst ihr die Schrauben Stück für Stück Reih um und ein Helfer hält den Lagerdeckel, damit er euch nicht durch die Gegend fliegt:

Bremsschild Kettenzug

Es finden sich darunter einige Distanzringe und Anlaufscheiben. Schön auf die Reihenfolge achten!
Danach könnt ihr die Schrauben des Stators lösen:

Elektromotor Kettenzug

Der lässt sich dann ein Stück Richtung Wellenstumpf ziehen. Keine Angst, da ist nicht viel nötig um für Ernüchterung zu sorgen:

Verdrahtung Windungen

Wie ihr seht, gehen die Kabel direkt auf die Wicklung über. Nix mit Klemmdose, nix mit Stern/Dreieck. Das ist stumpf fix verkabelt. Macht im westlichen Anlagenbau heute niemand mehr, aber nützt ja nix.
Damit musste ich irgendwo Strom in ausreichenden Mengen und passender Stückelung auftreiben.
Ein Gedanke führte Richtung Frequenzumrichter (FU). Die gibt es auch mit einstellbarer Voltzahl und dreiphasig. Neben dem Kostenfaktor ist dabei aber auch ein Problem, dass der Sanftanlauf eines FUs Gift für die mit Netzspannung arbeitende Bremse des Kettenzuges ist.
Was macht man, wenn man nicht mehr weiter weiß?
Richtig!
Möglichst vielen Menschen sein Problem klagen!
Und wie so oft führte dies schnurrstraks zu einer Lösung.
Davon aber mehr im nächsten Teil der Serie.

Weihnachten gibts Schläge

Weihnachten steht mal wieder vor der Tür.
Da überlegt man als Familie, ob das nicht die passende Ausrede ist, um sich selbst nen schickes neues Werkzeug zuzulegen.
Was ganz oben auf unserer Wunschliste steht, ist was zum „auf’n Kopp geben“.
„Schlagschrauber“ ist das Stichwort.
Nach Rücksprache mit Mehl & Goof und der Auskunft, das ein Baumarktkompressor einem mittlerer Schlagschrauber nur einen müden Furz entlocken kann, starb die Ursprungseuphorie über Großvaters Kinderkompressor.
Das sieht das Internet übrigens ähnlich.

Also müsste ein größerer Kompressor her. Aber wenn man eh schon nen größeres Teil kauft, dann kann man auch gleich zu einem Pustomaten greifen, der auch zum sandstrahlen und lackieren geeignet ist. So wie Peer. Da befindet man sich aber ziemlich fix in der Drehstrom-Region und lässig jenseits der 400€. „Gebraucht“ ist da leider auch keine Alternative, da gebrauchte Kompressoren kaum unter dem Preis Neuer weggehen.

Was gibts also sonst noch?

Aus dem Steinzeitbereich gibts die „Drehmomentvervielfältiger„. Durch ihr Planetengetriebe haben die anständig Power (regelmäßig 3800 Nm+).
Drehmomentvervielfältiger kommen in zwei Bauformen:

oder

Allerdings sind beide Bauformen weder sonderlich handlich, noch zu unserem bestehenden Werkzeugpark kompatibel. Der Abtrieb erfolgt nämlich traditionell über einen 1″-Vierkant. Da jibbet keine Nüsschen für. Bei uns nicht und auch auf dem freien Markt eher in den größeren Kategorien.
Sie haben auch den Nachteil, dass sie ihre Kraft kontinuierlich ausüben. Das führt (wie bei unserem Versuch beim Kleinen) im Zweifel nur dazu, dass man das ganze Bauteil um sich selbst dreht.
Preislich rangieren sie ab 250€ aufwärts. Der Vorteil ist natürlich, dass man damit sehr unabhängig arbeiten kann.

Ein anderer Weg wäre good old Strom.
Es gibt nämlich auch Schlagschrauber, die mit Saft aus dem Mauerschweinchen laufen.
Die 12V-Kinderteile für den Zigarettenanzünder sind raus. Da muss Power drin sein!
Der Furchenadel hält die 230V-Hasen z.B. für ganz brauchbar (und die arbeiten am Lanz mit ganz anderen Drehmomenten!):

Die 230V-Teile starten bei eBay mit ca. 45€.
Richtig gelesen! 45€…. da fehlt keine Null.
Der Kollege soll laut Beschreibung 1010 Watt haben und 450Nm liefern.
Das dürfte schon einiges los ballern. Außerdem gibts 2 Jahre Garantie.

Allerdings wird, egal wo ich es nachlesen, immer betont, dass man drauf
achten soll, das das Teil eine Drehmomentvorwahl hat.
Ansonsten passiert es nämlich leicht, dass man eine etwas zierlichere
Schraube einfach ab rupft, da der Schrauber immer direkt volle Kanone
draufprügelt.

Die (Profi-)Geräte mit einer solchen Vorwahl spiele aber dann schon in
ganz anderen Preisregionen! Unter 300€ kommt man da kaum weg.

Die Baumaße zwischen 230V- und Druckluft-Schlagschraubern sind nahezu
identisch. Richtig „zierlich“ ist da nix.

Fazit:
Klingt also alles ein wenig nach Grundsatzentscheidungen.
Mit Druckluft würde uns eine ganz neue Welt der Werkzeuge zur Verfügung stehen. Allerdings erfordert das auch alles neue Werkzeuge und ein anderes Nutzungsverhalten/mehr Vorbereitung unserer Arbeiten (Schläuche verlegen, Kompressor Vorlauf geben, etc.).

Mit einen 230V-Schlagschrauber der Profi-Liga gäben wir etwas weniger Geld aus, würden aber weiterhin am Strom hängen.

Ich tendiere ja zu der billig-230V-Lösung. Das monetäre Risiko ist gering und wenn einer von uns das Biest auf eine M6-4.6er-Schraube hetzt, ist er selbst schuld.

Gibts da Meinungen vom wissenden Publikum?