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Nicht mit dem Lötzinn geizen

Hatte ich im letzten Artikel noch die Unentbehrlichkeit meines Kranes besungen, so versagte er gegen Ende der ersten Reihe plötzlich sporadisch den Dienst.
Der Kran selber funktionierte, nur der Demag-Kettenzug stotterte und hob/senkte sich nur noch sporadisch.
Zum Glück hatte ich Tobias als Helfer noch da, so dass ich den schweren Bastard mit seiner Hilfe am Kran abhängen und an meinem zugelaufenen Motorkran in der Garage wieder aufhängen konnte.
Als Verursacher war sehr schnell die vom Vorbesitzer nachgerüstete Funkfernbedienung ausgemacht:

Klopfte man auf eines der SDT-S-112LMR Leistungsrelais flackerte die Power-LED im Takt.

Die naheliegende Überlegung war damit ein Wackelkontakt im Relais. Da die Hasen nicht teuer sind, habe ich umgehend Ersatz geordert.
Ein paar Tage später war das Ersatzrelais eingetroffen und ich konnte mich ans auslöten machen:

Dank den helfenden Händen der Besten war das auch recht schnell erledigt:

Ebenso schnell war auch das neue Relais wieder eingelötet.
Leider änderte das rein garnichts an dem Problem….
Einen kurzen digitalen Familienrat später, war klar, dass der Fehler sich irgendwo anders verstecken muss und ein Haarriss oder eine kalte Lötstelle eigentlich nur die Ursache sein können.
Genau unter die Lupe genommen, war mir diese Lötstelle am Trafo sehr suspekt:

Bei dem „A“ sieht man, wie so ein Lötpunkt eigentlich aussehen sollte. Die Lötstelle darüber sieht hingegen etwas mager aus.
Der entsprechende Pin war schnell nachgelötet:

Der abschließende Test verlief vielversprechend und auch seit der Montage am Kran läuft der Kettenzug wieder ohne zu murren.
Sehr schön!
Die Klopfer auf das Relais kaschierten also nur die Ursache an der direkt benachbarten Lötstelle des Trafos. Die minimalen Erschütterungen reichten, damit der Trafo wieder Kontakt hatte. Kein Wunder, dass er bei den dauernden Erschütterungen im laufenden Betrieb so viele Aussetzer hatte.
Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass diese Funkfernbedienung ebenso Gold wert ist, wie der Kran selbst. Insbesondere, wenn man so viel alleine arbeitet, wie ich, ist es sehr komfortabel nicht noch so eine klassische „Flasche“ rum baumeln zu haben. Die 50 € ist die Umrüstung des über 30 Jahre alten Kettenzuges alle Mal wert.

Herr Aldi ist nicht tot

Zumindest lebt sein redundantes Medion-Technik-Erbe weiter.
Wahrscheinlich aufgrund ihres schlechten Gewissens wegen des Kampfmarderzwischenfalls hat mir meine Schwiegermutter ihren alten Medion MD 97600 Laptop geschenkt, als sie jetzt auf neuere Technik umsattelte. Passte mir gut. Mein bisheriger Laptop war ein ebenfalls abgelegter Acer Aspire 1350 von der Besten. Der lief zwar mit Lubuntu knorke, entbehrte jedoch einer integrierten Anbindung ans WLAN.
Sehr störend auf dem Balkon.
Also habe ich mich dran gesetzt, den Medion MD 97600 auf Lubuntu 14.04 umzustricken.
Mit Lubuntu läuft ja so einiges an redundanter Technik bei uns. Kann ich jedem nur empfehlen, der einen alten Rechner wiederbeleben will.
War auch alles straight forward, bis es ans einrichten des WLANs ging.
Da tat sich nix.
Der Konsolenbefehl iwconfig warf folgendes aus:

lo no wireless extensions.

eth0 no wireless extensions.

eth1 unassociated ESSID:off/any h
Mode:Managed Channel=0 Access Point: Not-Associated
Bit Rate:0 kb/s Tx-Power=20 dBm Sensitivity=8/0
Retry limit:7 RTS thr:off Fragment thr:off
Power Management:on
Link Quality:0 Signal level:0 Noise level:0
Rx invalid nwid:0 Rx invalid crypt:0 Rx invalid frag:0
Tx excessive retries:0 Invalid misc:0 Missed beacon:0

pan0 no wireless extensions.

Hmm, die WLAN-Karte war wohl per Hardwarebefehl abgeschaltet.
Nix einfacher als das: „Ön, Öff. Draufdrüggn.“
Leider ändert das aber nichts. Die „Hardwaretaste“ steuert beim Medion MD 97600 lediglich eine proprietäre Windows-Software, welche die Stromversorgung der Karte unterbricht.
Das Bedeutet: Kein Windows, keine Tastenfunktion.
Großes Tennis, Herr Aldi!
Genauso wenig funktioniert übrigens die BIOS-Einstellung, da man dort nur zwischen „deactivated“ oder „Last state“ wählen kann.
Glücklicherweise bin ich aber nicht der Erste, der dieses Problem hat.
Es gibt einen komplizierten Software-Weg oder einen simplen Hardware-Weg.

Ich bin Schrauber, also Schraubenzieher gezückt und Attacke!
Die WLAN-Karte sitzt beim Medion MD 97600 unter der L-förmigen Klappe:
Medion MD 97600 Unterseite
Aufschrauben, Klammern lösen und die Mini-PCI-Karte vorsichtig wie einen RAM-Riegeln entfernen:
Karte eingebaut
Die Karte ist eine Intel WM3B2200BG:
Karte ausgebaut
Nun mit der Nagelschere einen ultraschmalen Streifen Isolierklebeband abschneiden und auf Pin Nummer 13 kleben:
abgeklebter Kontakt
Pin 13 findet sich recht einfach, indem man auf der Seite mit den Antennenanschlüssen 7 Pinne abzählt. Dabei zählt der Pin links von der Einkerbung als Pin 1 mit.
Hier mal freundlicherweise markiert:

Man muss nur die halbe Pin-Zahl zählen, da normalerweise die Pinne immer abwechselnd, Vorderseite/Rückseite gezählt werden.
Nun alles wieder rückwärts zusammen werfen und dabei darauf achten, dass der Klebeband-Streifen nicht verrutscht.
Sollte sich nach dem hochfahren immer noch nichts rühren, muss man noch das WLAN zu den bestehenden Verbindungen hinzufügen. Dafür findet sich hier eine schnelle Anleitung. Wer möchte kann nun noch ein passendes Icon zur Taskleiste hinzufügen.
Die Hardwarelösung funktioniert, da Mini-PCI und Micro-PCI-Karten erstaunlicherweise ab Werk mit Dauerstrom versorgt werden und die Schalter lediglich einen Extra-Impuls an die Karte schicken, dass der Strom intern zu unterbrechen ist. Ist wahrscheinlich für Notebooks ohne Hardwareschalter gedacht, damit die Karten universell einsetzbar sind.
Die Folge: Kein Impuls, keine Unterbrechung.
Einfache Formel. Nice!

Privileg 1029 HGE – Der beste Freund des Studenten V

Nachdem der Ofen nun wieder klaglos auf Temperatur kam, jedoch der Lüfter keine Anstalten machte mit zu laufen, hab ich mich mal näher mit letzterem beschäftigt. Dazu muss man einfach die rückwärtige Blechabdeckung demontieren:
hinteres Gehäuseteil entfernt
Gute Gelegenheit, da ein wenig sauber zu machen.
Der Lüfter sitzt zusammen mit den Heizstäben in einer doppelten „Wanne“:
innerer Lüfter
Die weitere Zerlegung ist straight forward.
Die Wanne mit den Heizstäben lässt sich nach Demontage des inneren Lüfterrades (7er-Mutter auf der Welle) und lösen der drei vergammelten Blechschrauben vorsichtig entnehmen.
Unter dem inneren Lüfterrad sitzen nochmal zwei Schrauben, die den Motor halten:
Heizstäbe entfernt
Die Spule des Motors sitzt übrigens in Pfeilrichtung (nur zur Doku für den Wiedereinbau):
Position des Motors
Hat man den Lüftermotor in der Hand, zeigt sich schon die Quelle allen Übels:
Lager noch montiert
Die innere Lagerschale hat sich völlig verzogen. Der Motor lässt sich selbst von Hand nur noch schwer drehen.
Um die Lagerschale zu demontieren kann man entweder den Segering des äußeren Lüfterrades entfernen und dieses abziehen, oder wie ich, mit einem schlanken Schraubenzieher die Schrauben zwischen den Flügeln hindurch lösen:
äußerer Lüfter
Nun liegt das Elend vor einem:
Motorlager demontiert
Wie zu sehen ist, ist die Schale nicht mehr rund, sondern oval und auch in sich verdreht. Die Führung (was auch immer das mal war) ist nur noch ein verkohlter Rest.
Kein Wunder, dass sich da nichts mehr drehte.
Normalerweise nimmt dieses Lager eine federbelastete Kugel auf der Motorwelle auf und hält so (in Verbindung mit dem äußeren Lager) den dicken Motor-Wellen-Hase (Fachbegriff!) in der Mitte der Spule:
kugel auf Welle
Trockenexperimente zeigten, dass sich die Welle leichter drehen ließ, wenn man das Lager nicht so fest an schraubt und die Welle so etwas mehr Spiel hat. Das wäre die einfachste Lösung.
Unterlegscheiben als Distanzstücke schieden aus, da dann die Welle zu viel Spiel hatte. Also nur die Schrauben „lose“ anziehen.
Als Gleithilfe habe ich dann noch etwas Kupferpaste auf die Kugel aufgetragen:
Motor mit Kupferpaste
Ich weiß, dass Kupferpaste nicht temperaturstabil ist, aber ich hatte gerade nichts besseres zur Hand.
Hochtemperaturfett wäre sicherlich in direkter Nachbarschaft zu den glühenden Heizstäben angemessener.
Aber auch so lief die Chose wieder:
https://www.youtube.com/watch?v=www.youtube.com/watch?v=q29xRd1g9N0
Das quietschend-mahlende Geräusch war direkt nach dem Start noch wesentlich schlimmer, hörte aber mit der Zeit auf.
Am Ende des 250°C-Testlaufs lief der Lüftermotor ruhig mit.

Ende gut, alles gut?
Mit Nichten!
Die Reparatur hat kaum eine Woche gehalten. Mittlerweile steht der Lüfter wieder. Ich vermute, dass die Kupferpaste sich verflüchtigt hat und nun wieder Metall auf Metall reibt.
Leider finde ich in der von Tobias verlinkten Anleitung keine Ersatzteilnummer für das Lager. Es sieht da so aus, als hätte der Motor kein inneres Lager. Strange.

Ansonsten habe ich schon überlegt, dass ovale Lager mit einem Fräsbohrer wieder rund zu machen. Allerdings würde dann auch Metall auf Metall laufen. Keine Ahnung, ob das dann nicht zu viel Reibung ist und der Hase wieder fest geht.

Privileg 1029 HGE – Der beste Freund des Studenten IV

Aufgrund des Kommentars von hgd hab ich mir nochmal die treue Privileg 1029 HGE vorgenommen und aufgeschraubt.
Die Kontakte der Heizstäbe sollten sich ja easy kontrollieren lassen.
Die Oberen sieht man sofort, wenn man die Verkleidung demontiert:
obere Heizelemente
Sehen knorke aus und sitzen auch fest.
Um an die hinteren Heizstäbe zu kommen muss man ein paar weitere Abdeckungen am Heck demontieren (was ich bisher noch nie gemacht hatte).
Da drunter sieht es dann so aus:
Rückansicht
Oberer Heizstabkontakt:
oberer Kontakt
Unterer Heizstab:
verkokelter Kontakt
Da haben wir wohl endlich den Übeltäter gefunden!
Schön kross das Dingen. Der Steckschuh hatte sich übrigens vom Kontakt gelöst. Da konnte beim besten Willen kein Strom mehr durch.
Also etwas blank gekratzt, den Schuh nachgebogen und wieder aufgesteckt.
Die Isolierung des Kabels war zum Glück noch in gutem Zustand.
hgd meinte, dass bei ihm der Lüfter schuld gewesen sei, da der streiken würde. Also auch den mal unter die Lupe genommen:
Lüfter 2
Sieht nicht gut aus:
Lüfter
Und fühlt sich auch gar nicht gut an!
Das Ganze fühlte sich wie ein Kugellager voller Sand an und klang auch so.
Mal sehen, ob ich da was reparieren kann, oder ob ich irgendwo einen neuen Motor bekomme.
So oder so muss der Bastard da erstmal raus.

Die Beschriftung lautet:
DAEWOO
MW10CA-T02 230V 50Hz
0.20A MAX Z.P. F CLASS

Ein anschließender Test hat übrigens ergeben, dass der Backofen nun klaglos bis 270°C aufheizt.
Auch „Fehler 3“ taucht nicht mehr auf.
Der Lüfter macht jedoch keinerlei Anstalten anzuspringen. Das bestärkt mich in der Vermutung, dass er auch hier die Wurzel allen Übels ist.

Der Rasenmähermann

Zwischenzeitig musste ich mich auch ein wenig dem Rasenmäher unseres Gartenprojekts zuwenden.
Es handelt sich dabei um einen Güde S 270:
Güde S 270
Die Info war: „Der springt nicht mehr an.“
Ein kurzer Funktionstest im Garten zeigte, dass sich der Anlassgriff ohne Widerstand raus ziehen ließ.
So kann das ja auch nix mit der internen Verdichtung werden.
Also in den Combo geworfen und in den heimischen Werkkeller verbracht.
Die blaue Abdeckung ließ sich fix demontieren:
Abdeckung demontiert
Interessanterweise erfüllt sie keinerlei strukturelle Aufgabe. Ein Schelm, der an chinesische Massenware, welche unter 1000 verschiedenen Labels vertrieben, wird denkt…
Als nächstes muss das Lüftergehäuse runter:
Lüftergehäuse mit Mitnehmer
Dort drin sitzt auf einer federbelasteten Spule die Anreißleine.
Zwei Mitnehmer greifen beim anreißen in die Aussparungen des fest auf dem Lüfterrad montierten Metallkäfigs (oben zu sehen) und darüber wird der Motor dann gedreht.
Hier die Mitnehmer in eingeklapptem Zustand:
Mitnehmer Arme eingeklappt
Und hier, wie sie eigentlich ausklappen müssten, wenn man an der Strippe rupft:
Mitnehmer Arme ausgeklappt
Auslösendes Moment ist hierbei die oben zu sehnenden Metallkappe.
Herzstück der ganzen Mechanik ist eine Feder, welche die Kappe auf Spannung hält:
Mitnehmerarme zerlegt
Diese Feder scheint mittlerweile ihre Spannung verloren zu haben. Ich habe erst mit verschieden starken Unterlegscheiben experimentiert um die Spannung der Feder zu verändern. Das hat aber keine zuverlässige Lösung des Problems gebracht. Entweder die Spannung war zu stark und die Mitnehmer klappten nur noch schwer ein oder die Spannung war immer noch zu lasch und es rührte sich nix.
Also wo anders angesetzt. Die Mitnehmer werden, sobald der Motor läuft von kleinen Federn (ähnlich denen von Wäscheklammern) zurück in ihre Ausgangsposition gedrückt.
Gegen deren Spannkraft muss aber die Fliehkraft arbeiten, wenn sie ausklappen sollen. Sicherheitshalber sind die Mitnehmer aber so geformt, dass der laufende Motor sie zusätzlich in ihre Ausgangsstellung zurück drückt.
Also die Federn ausgebaut und voilá: Der Keller konnte gemäht werden!
Anschließend gab’s noch ein wenig generellen Service. Alles schön siffig:
zugeschmockter Choke
Das Kunststoffchassis hat auch schon arg gelitten:
Loch im Chassis
Aus diesem Loch wurden Schnittgut und Steinchen zielgenau ins Gesicht des Rasenmähermannes geschleudert. Sehr angenehm. Gibt’s beim mähen gleich nen Salat zum Direktverzehr.
Da eh noch ein kaputter Eimer rum lag, hab ich mich mal an einem Hotfix versucht:
Eimer ausgeschnitten
Etwas Scherenschnitt und vier Popnieten später:
There, I fixed it!
There! I fixed it!
Mal sehen, wie lange das hält. Sonderlich zuversichtlich bin ich da nicht.

Abschließend möchte ich anmerken, was für ein billiges Mistding der Rasenmäher ist!
Die Räder sind mit einfachen Schrauben in Kunststoffbuchsen befestigt und lösen sich dauernd, das Kunststoffchassis ist stark bruchgefärdet und verwindet sich unter dem schweren Motor, der Lenker ist wabbelig und die Einstellung der Mähhöhe nur durch Demontage der vier Räder möglich…. ich hätte nicht gedacht, dass sich eine Firma wie Güde traut, auf so ein schlechtes Produkt ihren Namen zu kleben.
Ich würde ihn maximal geschenkt nehmen, um aus dem Motor nen Go-Cart zu bauen.