Schlagwort-Archive: Die Rote Lola (Simson Duo 4/1)

Der Prinzessin neue Schuhe VIII

Nachdem nun die alten Radlager raus waren, konnte ich daran gehen, die Neuen einzupressen.
Hierbei muss man aufpassen, dass man auf der Mitnehmerseite beginnt. Der Lagersitz ist nämlich auf beiden Seiten unterschiedlich tief. Beginnt man (wie ich) zuerst auf der Bremsenseite und treibt dort das Lager bis zum Anschlag ein, bekommt man das andere Lager nicht mehr vollständig in die Trommel. Dann darf man die Scheiße wieder heiß machen und die nagelneuen Lager wieder raus kloppen. Ich hab sie dann übrigens direkt in unsere „Alt-Lager“-Sammlung getan. Das Risiko, dass sie beim rauskloppen einen Schlag weg bekommen haben, war mir für die 6 € einfach zu groß. Dann lieber neu bestellen und nochmal richtig machen.
Fängt man allerdings gleich bei der Mitnehmerseite an, geht alles ganz einfach. Der Lagersitz ist 16 mm tief, das Lager hat 10 mm Breite und 6 mm soll nachher auf jeder Seite ungefähr der Rand betragen….“Easy-Peasy“. Vor dem einpressen habe ich das Radlager im Karton in die Tiefkühltruhe gelegt und dort ein wenig runterkühlen lassen (Dadurch soll sich das Metall mikrometerweise zusammenziehen…Naja, es kann zumindest nicht schaden). In der Zwischenzeit habe ich den Lagersitz und den Bereich dahinter dick eingefettet:
Radlager auspressen 002
Dann kam wieder das Heißluftgebläse ins Spiel. Als der Lagersitz heiß war, hab ich schnell das Lager aus der Truhe geholt und ausgepackt. Nun einfach schön gerade auf den Sitz legen und mit der behandschuhten Hand kräftig und gleichmäßig drücken. Das Lager sollte nun bis es bündig anliegt einfach in den Sitz rutschen. Nun nimmt man das dicke Rohr zur Hand und treibt das Lager vorsichtig über den äußeren Laufrand mit wohl dosierten Schlägen bis zum Anschlag in den Sitz. Passt auf, dass ihr nicht auf die Kugel oder den inneren Laufrand schlagt! Das könnte die Lager beschädigen und ihr dürftet es wieder raus pulen.
Das Lager ist tief genug drin, wenn es knapp unterhalb der Nut für den Seegering sitzt:
Radlager wechseln 023
Dieser kommt als nächstes rein.
Radlager wechseln 025
Anschließend dreht man die Trommel um, steckt sie auf die im Schraubstock eingespannte Achse und fädelt das Mittelrohr auf. Wie man nun feststellt, berührt das Mittelrohr an keiner Stelle die Seitenwände der Trommel. Das ist wichtig und richtig. Steckt ihr das Rohr nur einfach so ein, ist es nicht zentriert und ihr kommt nachher in Schwulitäten, wenn ihr die Achsen durch die Räder stecken wollt. Also machen:
Radlager auspressen 004
Nun folgt das selbe Prozedere wie auf der Anderen Seite: Lager in die Gefriertruhe, Sitz einfetten, heiß machen und einpressen. Beim einpressen müsst ihr diesmal etwas vorsichtiger sein, da ja der innere Laufring mit dem Mittelrohr den Anschlag bildet. Nicht das ihr immer weiter auf den äußeren Ring kloppt und dadurch die Kugeln oder den dann belasteten Innenring beschädigt. Immer schön mit Verstand und Ruhe. Hilfreich kann auch eine vorbereitete Schieblehre sein, mit der ihr den Abstand zum Rand checkt. Er sollte möglichs nahe an 6 mm liegen. Wenn die Trommel abgekühlt ist, vergesst nicht die Gummistopfen wieder einzusetzen. Fertig ist der Radlagerwechsel:
Radlager wechseln 033
Da ich ja eine der Trommeln schon mit Klarlack lackiert hatte, war ich mir nicht sicher, wie diese Trommel die Hitze vertragen würde. Allerdings hat sich da bisher noch nix negatives gezeigt. Kein verschmorter Lack und keine Blasen. Allerdings hat der Lack durch die doch etwas raue Behandlung mit dem Hammer beim aus- und einpressen etwas gelitten. Also für die Zukunft: Erst Lager wechseln, dann lackieren. Für die Anderen bin ich schlauer.
Ich habe die Lager übrigens so eingesetzt, dass man die Schrift von außen lesen kann. So weiß später mal jemand, das das Markenlager sind und von wann sie sind. Nur um nach den ganzen Fehlern meine Schläue mal wieder etwas zu prostituieren…
Im nächsten Schritt konnte es endlich ans einspeichen gehen.

Der Prinzessin neue Schuhe VII

Nachdem ich nun die Felgen fertig poliert hatte, konnte ich ans auspressen der alten Radlager und einpressen der Neuen gehen. Ich fand das dies notwendig sei, da die Radlager alle mehr oder minder so aussahen:
Radlager wechseln 037
30 Jahre Staub und Dreck hatten in den offenen DDR-Lagern ihren Tribut gezollt und es war bei jeder Drehung der Trommel ein merkliches Knacken und Mahlen spürbar. Ich hatte mir (wie ganz zu Anfang berichtet) bei der Firma Dumcke die Radlagersets bestellt und nachdem nun die Räder ausgespeicht waren, war es an der Zeit diese einzubauen.  Damit das Ganze gut funktioniert und man nicht (wie ich) die neuen Radlager gleich wieder ruiniert braucht man für diese Arbeit vor allem eins: Ruhe.
Neben der Ruhe braucht man auch noch einige Werkzeuge. Vor allem ein Heißluftgebläse ist nahezu unersetzlich. Höchstens durch eine Herdplatte oder Muttis Backofen. Aber die sind beide nicht optimal. Ein solches Teil meine ich:
Radlager auspressen 017
Daneben benötigt ihr noch einen kleinen Schraubenzieher, den ihr als Meißel benutzen könnt, eine Seegeringzange, einen mittleren Hammer, ein paar Holzklötzchen, Handschuhe und zwei Rohre:
Radlager auspressen 019
Eines der Rohrstücke sollte den Durchmesser des inneren Laufrings der Lager haben. Quasi so:
Radlager wechseln 015
Das Andere sollte den Durchmesser des äußeren Laufrings haben.
Radlager wechseln 021
Zum Verwendungszweck der Rohre komme ich später.
Als erstes muss der Seegering raus, welcher das Lager auf der Mitnehmerseite hält. Dann erhitzt man den Lagersitz auf der Bremsenseite mit dem Gebläse. Nun mit den Handschuhen die Trommel umdrehen und auf Klötzchen legen, so dass das Lager rausplumpsen kann. Sollte es das nicht von alleine tun (was bei mir keines getan hat) steckt man den kleinen Schraubenzieher so tief in die Nabe, bis man die kleine untere Kante spürt, an der die Mittelhülse an den inneren Lagerring stößt.
Radlager wechseln 010
Dort dann einfach ringsum gleichmäßig Hammerschläge austeilen, bis das Lager draußen ist. Es ist wichtig, dass man das Lager gleichmäßig rings um raustreibt, da es sich ansonsten verkantet. Mit dem Lager verabschiedet sich dann auch die Mittelhülse. Als nächstes dreht man die Trommel um und macht die Mitnehmerseite heiß. Das Lager auf dieser Seite kann man dann mit dem schmalen Rohr raus treiben.
Nun noch die Lagersitze säubern und auf Riefen und Rillen untersuchen. Wenn alles ok ist, kann es mit dem einpressen weiter gehen. Davon handelt dann mein nächster Artikel.

Lesestoff

Bisher bin ich ja ohne Reperaturbuch ausgekommen. Allerdings ließen sich so einige, im nachhinein blöde, Fragen in den verschiedenen Foren nicht vermeiden. Um das für die Zukunft zu minimieren und um mir die dunkle Jahreszeit etwas zu erleichtern, habe ich beschlossen die „Schwalben-Bibel“ zu kaufen. „Das Schwalbe Buch“ von Erhard Werner. Dort wird so ziemlich alles erklärt, was man an einer Schwalbe selbst schrauben kann und auch zum Duo finden sich einige spezialisierte Einträge. Allerdings gibt es mittlerweile eine aktualisierte Auflage des Buchs. Wo allerdings die Unterschiede liegen, konnte mir so recht auch keiner der Experten verraten
Ich habe nun die alte Auflage per Amazon gekauft. War problemlos und der Zustand ist Tip-Top. Kann man echt nicht meckern. Mal sehen, wann ich es zum ersten mal wirklich brauche.
Schwalbe-Buch

Der Prinzessin neue Schuhe VI

Nachdem ich nun die Räder vermessen und aussortiert hatte, hab ich mich ans ausspeichen gemacht. Es wird immer vorgeschlagen, man soll hierzu eine Flex nehmen, weil das am schnellsten geht. Ich hab hingegen jede Speiche einzeln rausgeschraubt. Wer weiß, wozu man die nochmal gebrauchen kann…
Als die Teile dann einzeln vor mir lagen, konnte es ans schleifen, polieren und lackieren gehen.
Als erstes musste die 30 Jahre alte Oxidationsschicht samt Dreck runter. Dazu hab ich einen Messing-Bürstenvorsatz für die Bohrmaschiene benutzt. Es ist wichtig keine Eisen-Bürste hierzu zu verwenden, weil beim schruppen winzige Teilchen der Bürste in das Alu eindringen. Wenn das dann rostfähiges Materieal ist, fängt eure Trommel später mal an zu rosten und ist dann ein Fall für den Eimer bzw. die Drehbank!
Räder neu einspeichen 038
Allerdings erwieß sich die Messingbürste als blöde Idee, da sie zu hart war und tiefe Kratzer in der Trommel hinterließ:
Räder neu einspeichen 041

Als wesentlich besser hat sich eine später von mir gekaufte Polyamid (Nylon)-Bürste herausgestellt. Die entfernt den Dreck genau so gut, hält ihre Form und hinterlässt nur ganz feine Kratzer. Dreck an Stellen, in die ich mit der Bürste nicht kam, habe ich mit Bremsenreiniger eingeweicht und dann mit einem kleinen Schraubenzieher rausgekratzt bzw. mit einem Tuch abgewischt.Nachdem der Dreck runter war, konnte es ans schleifen gehen. Den Anfang bildete 400er Schleifpapier. Dann 600er, dann 800er und zum Abschluss noch nasses 1000er-Papier. Das Wasser fungiert bei diesem letzten Arbeitsschritt als Gleitmittel und ergibt einen hübscheren Glanz. Was an dieser stelle als kurze Beschreibung rüber kommt, war in Wahrheit tagelange, eintönige Arbeit, bei der einem am Abend der Arm vor Schmerzen abfällt. Die einzigen Bauteile bei denen ich einen Deltaschleifer zum schleifen einsetzen konnte, waren die Bremsendeckel und der Zierdeckel des Vorderrades. Und für den habe ich kein feineres Schleifpapier als 360er gefunden. Das ersparte mir also auch nur den ersten 400er-Arbeitsschritt.
Nachdem ich auch mit schleifen fertig war, konnte es ans polieren gehen. Ich hab erst mit einem öligen Politurmittel (in fester Blockform) experimentiert, dass wir noch rumliegen hatten. Durch rubbeln mit dem Stein kam etwas Abrieb auf das Bauteil. Der sollte dann mittels Sisalbürste an der Bohrmaschiene wieder runterpoliert werden. „Sollte“…. Das Ergebnis war ein hartneckiger, schwarzer Schmier auf den Teilen und in der Bürste. Toll. Ich hab mir dann aus dem Baumarkt SONAX Chrom-& AluPaste mitgebracht. Die war wesentlich besser zu verarbeiten, auch wenn sie eine Menge Staub im Werkraum hinterließ, so das tägliches saugen angebracht war. Den poliertechnischen Abschluss bildete dann eine Behandlung mit dem Wundermittel Nevr-Dull und ein kräftiges abputzen mit einem sauberen Lappen. Auf dem nächsten Bild seht ihr die einzelnen Schritte: Unten links ein Teil im Ausgangszustand, oben links eines nach der Messing-Bürsten-Behandlung und oben rechts eines im finalen Polierzustand.
Räder neu einspeichen 051
Beim Felgenhorn sieht man den unterschied auch recht deutlich. Hinten der Ausgangszustand und vorne das fertig polierte:
Räder neu einspeichen 056
Da ich ja ein fauler Mensch bin, will ich in Zukunft nicht dauernd meine Felgen nachpolieren müssen, um den Glanz zu erhalten. Daher habe ich mir extra harten Klarlack besorgt und die fertigen Teile damit überlackiert. Dadurch wurde der Glanz etwas matter (wenn man ganz genau hin sieht, erkennt man die feine Orangenhaut des Lacks), aber ich fand es noch tragbar:
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Bei der Trommel sieht man ganz deutlich den Glanz des Klarlacks und die Riefen der Messingbürste.
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Wie gesagt: Die Teile, die ich mit der Nylon-Bürste gemacht habe, haben eine viel feinere Oberfläche!
Insgesamt bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden.
Der nächste Schritt war dann das aus- und einpressen der Radlager. Hierbei sollte sich herausstellen, dass die vorherige Lackierung der Trommel keine ganz brillante Idee war…

Millimeterarbeit

Beim Daten-aufräumen habe ich noch diese drei Fotos gefunden. Sie sind ein Nachtrag zum Artikel Homecoming Queen.

Die neuen Drehwirbel habe ich mit Gummiunterlage versehen, damit sie nicht direkt den neuen Lack zerkratzen:
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Die neuen Edelstahlschrauben der Wirbel passen nur gerade so. Ich vermute, dass die Gummiunterlagen und die neue Kederleiste für diesen Umstand verantwortlich sind. Wie gesagt: Was bei der Anprobe Haar-genau passt, ist später garantiert zu klein.
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Der schwarze Rand zwischen Heckblech und Querrohr ist der innere Teil der Kederleiste.
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