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Dicke rubbeln…

… Reifen doller ab. Wie gut dass ich so’n dünner Hering bin. Verhinderte aber trotzdem nicht, dass sich der Vorderreifen des Rialtos auf den letzten 10.000 Meilen ungleichmäßig abgenutzt hat. Also flugs vorne Aufgebockt und das Rad abgenommen:Rad abgenommenEin Vergleich mit dem identischen Rad vom Bond Bug (Der Händler bestand damals darauf, dass ich zumindest zwei Reifen nehme) zeigt den deutlich einseitigen Verschleiß:Reifen alt vs. NeuDie Seite auf welcher der Fahrer sitzt, ist schön blank. Nicht umsonst empfiehlt Reliant die Räder regelmäßig im Kreis zu tauschen.
Eh ich aber ein neues Rad aufgezogen habe, nutzte ich die Chance und habe den Achsschenkelbolzen abgeschmiert.

Dazu sollte man dringend die Bremstrommel abnehmen. Ihr seht nachher warum. Um die Bremstrommel runter zu bekommen, muss man beide Bremsnachsteller (oben und unten) zurück drehen:BremsrückstellerAls nächstes gibt es Schmackofatz mit der Fettpresse. Erst unten:Schmiernippel untenDann oben:Schmiernippel obenInsbesondere beim oberen Schmiernippel sieht man, warum man unbedingt die Bremstrommel dabei abnehmen sollte:Fett in der BremstrommelDas überschüssige Fett drückt sich unter den Bremsbelägen, im inneren der Bremstrommel raus. Und dass Bremsen und Schmierfett keine gute Kombi sind, brauche ich wohl niemandem zu erzählen.
Also alles sauber gewischt und auf dem Weg raus nochmal fix unter die Staubkappe des Radlagers geguckt:Radlager ohne StaubkappeDas sieht noch sehr gut aus. Das Fett habe ich nur durchgerührt und die Kappe wieder drauf gedrückt.
Anschließend kam die Felge vom Bond Bug samt Reifen drauf:Neues Rad montiertDer Reifen ist auch schon 7 Jahr alt. Wenn ich den auch nochmal 9 Jahre und 10.000 Meilen runter rubbel, kann ich getrost alle zusammen wegschmeißen und 4 neue kaufen.

Der Prinzessin neue Schuhe XI

Gestern war ich mal wieder in Osnabrück und hatte auch Zeit mich ein wenig um Lola zu kümmern.
Auf dem Plan stand, sie endlich wieder auf ihre überholten Räder zu stellen, damit sie bereit für den Sommer ist.
Bevor es allerdings soweit war, musste ich noch fix einen neuen Schlauch aus meinem Fundus zaubern. Der Alte hatte beim probeweisen aufpusten einen tiefen Riss gezeigt:
Loch im Schlauch 1
Ein kurzer Blick auf den Herstellungsort offenbarte dann auch die Ursache: Altersschwäche
Loch im Schlauch
Natürlich habe ich ihn nicht weggeschmissen! Er bekommt nen Fahrradflicken und wandert in den Fundus. Wer weiß, wann man den nochmal gebrauchen kann.
Als die Räder dann fertig zum Einbau waren, habe ich Lola mit ihren Transportrollen aus der Garage meines Gönners geschoben und das Vorderrad sowie das rechte Hinterrad eingebaut:
Felgen Einbau Mitnehmer 001
Allerdings muss mir hinten rechts irgend ein Fehler unterlaufen sein. das Rad sitzt nicht mittig unter dem Schutzblech. An der rechten Kante sieht der Abstand so aus:
Felgen Einbau Mitnehmer 003
An der linken Kante kann man die Hand durch stecken:
Felgen Einbau Mitnehmer 004
Ich hab das Rad zweimal ein und wieder ausgebaut, aber es ändert sich nix. Ich erkenne auch nicht den Fehler, den ich gemacht habe…. Blöder Mist. Irgendjemand von euch ne Idee?
Auf der Fahrerseite bin ich nur dazu gekommen, den Mitnehmer samt Ritzel zu tauschen und die Kette in die neuen Kettenschläuche einzufädeln. Dann hat die Sonne, die gelbe Sau, einfach Feierabend gemacht und ich stand im Dunklen.
Der alte Mitnehmer sah so aus:
Felgen Einbau Mitnehmer 010
Herrlich mahlendes Geräusch in dem offenen Lager. Auch noch 1A DDR-Ware. Mal sehen, wie sich der Neue so schlägt.
Die alten Kettenschläuche hatten ihre Haltbarkeitsdauert auch schon lange hinter sich gelassen:
Felgen Einbau Mitnehmer 013
Als Tricky hat sich das einfädeln der Kette in die neuen Schläuche gestaltet. Sie sind wesentlich enger als die ausgenudelten Originale. Außerdem sind sie nicht komplett durchstoßen. In der Mitte befinden sich noch Gummigrate, welche ein einfaches durchfädeln verhindern.
Abhilfe schaffte hier ein beherzter Stoß mit dem ausgeklappten Zollstock-Blatt.
Doch auch jetzt waren die Schläuche noch zu eng, um die Kette einfach durchrutschen zu lassen. Als sehr gut hat sich die Seele eines alten Bowdenzuges erwiesen. Einfach durch die beiden Löcher eines Endgliedes fädeln und dann durch den Schlauch führen.
Felgen Einbau Mitnehmer 015
Da die Seele ja im Vergleich zu einfachen Bändern/Fäden recht steif ist, kann man sie gut an den ganzen Falten und Kanten vorbei wackeln.
Das durchziehen selbst ist dann ein Kinderspiel, da die Seele ja ganz anständige Zugkräfte verträgt.
Felgen Einbau Mitnehmer 016
Wie gesagt war dann aber auch Essig mit Licht und ich musste Lola mit einer verbleibenden Transportrolle zurück in die Garage schieben. Schade. Ich wollte eigentlich noch eine abendliche Runde drehen.

Der Prinzessin neue Schuhe VIII

Nachdem nun die alten Radlager raus waren, konnte ich daran gehen, die Neuen einzupressen.
Hierbei muss man aufpassen, dass man auf der Mitnehmerseite beginnt. Der Lagersitz ist nämlich auf beiden Seiten unterschiedlich tief. Beginnt man (wie ich) zuerst auf der Bremsenseite und treibt dort das Lager bis zum Anschlag ein, bekommt man das andere Lager nicht mehr vollständig in die Trommel. Dann darf man die Scheiße wieder heiß machen und die nagelneuen Lager wieder raus kloppen. Ich hab sie dann übrigens direkt in unsere „Alt-Lager“-Sammlung getan. Das Risiko, dass sie beim rauskloppen einen Schlag weg bekommen haben, war mir für die 6 € einfach zu groß. Dann lieber neu bestellen und nochmal richtig machen.
Fängt man allerdings gleich bei der Mitnehmerseite an, geht alles ganz einfach. Der Lagersitz ist 16 mm tief, das Lager hat 10 mm Breite und 6 mm soll nachher auf jeder Seite ungefähr der Rand betragen….“Easy-Peasy“. Vor dem einpressen habe ich das Radlager im Karton in die Tiefkühltruhe gelegt und dort ein wenig runterkühlen lassen (Dadurch soll sich das Metall mikrometerweise zusammenziehen…Naja, es kann zumindest nicht schaden). In der Zwischenzeit habe ich den Lagersitz und den Bereich dahinter dick eingefettet:
Radlager auspressen 002
Dann kam wieder das Heißluftgebläse ins Spiel. Als der Lagersitz heiß war, hab ich schnell das Lager aus der Truhe geholt und ausgepackt. Nun einfach schön gerade auf den Sitz legen und mit der behandschuhten Hand kräftig und gleichmäßig drücken. Das Lager sollte nun bis es bündig anliegt einfach in den Sitz rutschen. Nun nimmt man das dicke Rohr zur Hand und treibt das Lager vorsichtig über den äußeren Laufrand mit wohl dosierten Schlägen bis zum Anschlag in den Sitz. Passt auf, dass ihr nicht auf die Kugel oder den inneren Laufrand schlagt! Das könnte die Lager beschädigen und ihr dürftet es wieder raus pulen.
Das Lager ist tief genug drin, wenn es knapp unterhalb der Nut für den Seegering sitzt:
Radlager wechseln 023
Dieser kommt als nächstes rein.
Radlager wechseln 025
Anschließend dreht man die Trommel um, steckt sie auf die im Schraubstock eingespannte Achse und fädelt das Mittelrohr auf. Wie man nun feststellt, berührt das Mittelrohr an keiner Stelle die Seitenwände der Trommel. Das ist wichtig und richtig. Steckt ihr das Rohr nur einfach so ein, ist es nicht zentriert und ihr kommt nachher in Schwulitäten, wenn ihr die Achsen durch die Räder stecken wollt. Also machen:
Radlager auspressen 004
Nun folgt das selbe Prozedere wie auf der Anderen Seite: Lager in die Gefriertruhe, Sitz einfetten, heiß machen und einpressen. Beim einpressen müsst ihr diesmal etwas vorsichtiger sein, da ja der innere Laufring mit dem Mittelrohr den Anschlag bildet. Nicht das ihr immer weiter auf den äußeren Ring kloppt und dadurch die Kugeln oder den dann belasteten Innenring beschädigt. Immer schön mit Verstand und Ruhe. Hilfreich kann auch eine vorbereitete Schieblehre sein, mit der ihr den Abstand zum Rand checkt. Er sollte möglichs nahe an 6 mm liegen. Wenn die Trommel abgekühlt ist, vergesst nicht die Gummistopfen wieder einzusetzen. Fertig ist der Radlagerwechsel:
Radlager wechseln 033
Da ich ja eine der Trommeln schon mit Klarlack lackiert hatte, war ich mir nicht sicher, wie diese Trommel die Hitze vertragen würde. Allerdings hat sich da bisher noch nix negatives gezeigt. Kein verschmorter Lack und keine Blasen. Allerdings hat der Lack durch die doch etwas raue Behandlung mit dem Hammer beim aus- und einpressen etwas gelitten. Also für die Zukunft: Erst Lager wechseln, dann lackieren. Für die Anderen bin ich schlauer.
Ich habe die Lager übrigens so eingesetzt, dass man die Schrift von außen lesen kann. So weiß später mal jemand, das das Markenlager sind und von wann sie sind. Nur um nach den ganzen Fehlern meine Schläue mal wieder etwas zu prostituieren…
Im nächsten Schritt konnte es endlich ans einspeichen gehen.

Der Prinzessin neue Schuhe VI

Nachdem ich nun die Räder vermessen und aussortiert hatte, hab ich mich ans ausspeichen gemacht. Es wird immer vorgeschlagen, man soll hierzu eine Flex nehmen, weil das am schnellsten geht. Ich hab hingegen jede Speiche einzeln rausgeschraubt. Wer weiß, wozu man die nochmal gebrauchen kann…
Als die Teile dann einzeln vor mir lagen, konnte es ans schleifen, polieren und lackieren gehen.
Als erstes musste die 30 Jahre alte Oxidationsschicht samt Dreck runter. Dazu hab ich einen Messing-Bürstenvorsatz für die Bohrmaschiene benutzt. Es ist wichtig keine Eisen-Bürste hierzu zu verwenden, weil beim schruppen winzige Teilchen der Bürste in das Alu eindringen. Wenn das dann rostfähiges Materieal ist, fängt eure Trommel später mal an zu rosten und ist dann ein Fall für den Eimer bzw. die Drehbank!
Räder neu einspeichen 038
Allerdings erwieß sich die Messingbürste als blöde Idee, da sie zu hart war und tiefe Kratzer in der Trommel hinterließ:
Räder neu einspeichen 041

Als wesentlich besser hat sich eine später von mir gekaufte Polyamid (Nylon)-Bürste herausgestellt. Die entfernt den Dreck genau so gut, hält ihre Form und hinterlässt nur ganz feine Kratzer. Dreck an Stellen, in die ich mit der Bürste nicht kam, habe ich mit Bremsenreiniger eingeweicht und dann mit einem kleinen Schraubenzieher rausgekratzt bzw. mit einem Tuch abgewischt.Nachdem der Dreck runter war, konnte es ans schleifen gehen. Den Anfang bildete 400er Schleifpapier. Dann 600er, dann 800er und zum Abschluss noch nasses 1000er-Papier. Das Wasser fungiert bei diesem letzten Arbeitsschritt als Gleitmittel und ergibt einen hübscheren Glanz. Was an dieser stelle als kurze Beschreibung rüber kommt, war in Wahrheit tagelange, eintönige Arbeit, bei der einem am Abend der Arm vor Schmerzen abfällt. Die einzigen Bauteile bei denen ich einen Deltaschleifer zum schleifen einsetzen konnte, waren die Bremsendeckel und der Zierdeckel des Vorderrades. Und für den habe ich kein feineres Schleifpapier als 360er gefunden. Das ersparte mir also auch nur den ersten 400er-Arbeitsschritt.
Nachdem ich auch mit schleifen fertig war, konnte es ans polieren gehen. Ich hab erst mit einem öligen Politurmittel (in fester Blockform) experimentiert, dass wir noch rumliegen hatten. Durch rubbeln mit dem Stein kam etwas Abrieb auf das Bauteil. Der sollte dann mittels Sisalbürste an der Bohrmaschiene wieder runterpoliert werden. „Sollte“…. Das Ergebnis war ein hartneckiger, schwarzer Schmier auf den Teilen und in der Bürste. Toll. Ich hab mir dann aus dem Baumarkt SONAX Chrom-& AluPaste mitgebracht. Die war wesentlich besser zu verarbeiten, auch wenn sie eine Menge Staub im Werkraum hinterließ, so das tägliches saugen angebracht war. Den poliertechnischen Abschluss bildete dann eine Behandlung mit dem Wundermittel Nevr-Dull und ein kräftiges abputzen mit einem sauberen Lappen. Auf dem nächsten Bild seht ihr die einzelnen Schritte: Unten links ein Teil im Ausgangszustand, oben links eines nach der Messing-Bürsten-Behandlung und oben rechts eines im finalen Polierzustand.
Räder neu einspeichen 051
Beim Felgenhorn sieht man den unterschied auch recht deutlich. Hinten der Ausgangszustand und vorne das fertig polierte:
Räder neu einspeichen 056
Da ich ja ein fauler Mensch bin, will ich in Zukunft nicht dauernd meine Felgen nachpolieren müssen, um den Glanz zu erhalten. Daher habe ich mir extra harten Klarlack besorgt und die fertigen Teile damit überlackiert. Dadurch wurde der Glanz etwas matter (wenn man ganz genau hin sieht, erkennt man die feine Orangenhaut des Lacks), aber ich fand es noch tragbar:
Räder neu einspeichen 057
Bei der Trommel sieht man ganz deutlich den Glanz des Klarlacks und die Riefen der Messingbürste.
Räder neu einspeichen 058
Wie gesagt: Die Teile, die ich mit der Nylon-Bürste gemacht habe, haben eine viel feinere Oberfläche!
Insgesamt bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden.
Der nächste Schritt war dann das aus- und einpressen der Radlager. Hierbei sollte sich herausstellen, dass die vorherige Lackierung der Trommel keine ganz brillante Idee war…

Der Prinzessin neue Schuhe V

Nachdem ich dann den Plan gezeichnet hatte, hab ich mir eine Vorrichtung gebaut, um den (ungefähren) Rundlauf der alten Räder zu überprüfen. Ich wollte sowohl den Höhen- und Seitenschlag des Felgenhorns checken, als auch den Rundlauf der Trommeln überprüfen.
Ich nahm mir dazu einen langen Achsbolzen aus meinem Fundus, ein paar alte Kugellager und etwas Lochband:
Räder neu einspeichen 028
In das Lochband bohrte ich ein Loch durch das die Achse passte. Solltet ihr meine Konstruktion nachbauen wollen, sei an dieser Stelle angemerkt, dass ihr zum Bohren das Lochband auf einem Stück Holz fixieren solltet. Ansonsten reißt euch der Metallbohrer das Dingen aus der Hand und wickelt ne hübsche Spirale draus. Also zum bohren schön fest machen! Quasi so:
Räder neu einspeichen 019
In einen Holzklotz wurde ein für die Achse passendes Loch gebohrt und dieser dann samt Achse in den Schraubstock eingespannt. Darauf wurden dann eine kleine Unterlegscheibe und ein Kugellager gesteckt. Die Unterlegscheibe ist so gewählt, das nur der innere Ring des Kugellagers auf ihr aufliegt und der Rest des Lagers frei schwebt:
Räder neu einspeichen 017
Nun wird das Rad auf die Achse gesteckt:
Räder neu einspeichen 012
Der Bereich der Trommel durch den die Achse führt ist so breit, dass er nur auf dem äußeren Rand des Kugellagers aufliegt (Zur Not mit Unterlegscheiben nachhelfen). Dadurch kann sich das Rad auf dem Lager frei drehen und wird nicht (wesentlich weniger) durch Reibung abgebremst:
Räder neu einspeichen 014
Auf der Oberseite der Konstruktion habe ich wieder ein altes Kugellager mit Unterlegscheiben aufgelegt. Darauf kam dann das Lochband. In das Lochband habe ich zwei Schrauben eingesteckt und mit Muttern gekontert. Dann wurde das ganze so gebogen, dass die Schrauben hauchdünnen Abstand zur Trommel bzw. zum Felgenhorn hatten:
Räder neu einspeichen 035
Es ist wichtig, dass das Lochband stabil genug ist, dass es nicht unter dem Gewicht der Schrauben verbiegt oder zu leicht selbst zu schwingen beginnt.
Dreht man nun am so eingespannten Rad bleiben die Schrauben als Fixpunkt bestehen und man kann mit bloßem Auge den relativen Versatz der Bauteile erkennen.
Einmal am Felgenhorn:
Räder neu einspeichen 037
Und einmal an der Trommel:
Räder neu einspeichen 024
Will man das ganze auch noch messen, muss man das Rad an der „höchsten“ Stelle anhalten, mit der Schieblehre Zwischen Schraube und Bauteil maßnehmen und dann zur „tiefsten“ Stelle weiterdrehen. Dort das gleiche Spiel nochmal und dann ein wenig rechnen.
Mir reichte mein ungenaues Augenmaß um eine eierige Trommel und ein wellenförmiges Felgenhorn (Man stelle sich eine winkende Menschenmasse vor) auszusortieren. Das Horn überschritt die tolerierbaren 5mm Höhen- und Seitenschlag ganz wesentlich.

Nachdem das Material nun gesichtet war, konnte es ans ausspeichen, schleifen und polieren gehen…