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Drahtseilakt

Als ich beim Tausch der vorderen Motorabdeckung am JZR den Bowdenzug der Kupplungsbetätigung in der Hand hatte, purzelte mir ein zerriebenes Stück Plastik entgegen. Das sah wie die Überreste eines Kunststoffkäfigs der Bowdenzug-Tonne aus. Also mal die Tonne selbst näher begutachten:

Tonne mit Kerbe

Ok, da hat sich der Betätigungsarm ja schon mächtig reingearbeitet. Ersatz wäre sinnvoll. Aber drei Tage später sollte das Dreiradtreffen starten. So schnell bekomme ich kein Ersatzteil. Ich weiß ja noch nicht mal, ob das der Standardbowdenzug aus der CX500 ist, oder ggf. was extra angefertigtes.
Also mit Knetmetall provisorisch die Kerbe in der Tonne füllen:

Vertiefung gefüllt

Während die aushärtete zum „Raketenkappen-Fundus“ gegriffen und einen neuen Käfig geschnitzt:

Neue Hülse

Das sieht doch wieder gut aus. Sollte halten. Ab in die Falle.
Am nächsten Tag beschlich mich das ungute Gefühl, dass eventuell nicht nur dieses Ende des Bowdenzuges ordentlich Verschleiß aufweisen könnte. Also schnell die Motorhaube abgenommen und am Pedalblock nachgesehen:

Gerissene Seele

Kacke!
Da hängt der Bowdenzug nur noch am seidenen Faden. Damit brauche ich nicht los. Also Augen zu und durch:
CX500-Bowdenzug raussuchen und bei dem Händler mit der kürzesten Lieferfrist bestellt.
Was soll ich sagen, noch am selben Tag kam die Versandmitteilung und schon am nächsten Tag hatte ich den Bowdenzug im Briefkasten.
So konnte ich am Vorabend des Dreiradtreffens an den Austausch gehen.
Glücklicherweise ist es wirklich das Standardteil aus der CX500:

Kupplungsbowdenzug im Vergleich

Noch schnell das Kupplungsspiel einstellen und ab die Post!

ausgebremst II

Dem Combo gelüstete es ja noch nach einem neuen Bowdenzug für die Bremse. Man erinnert sich?
Um da anständig dran zu kommen, muss man unter den Hobel. Da ich momentan jedoch nicht in die alte Heimat kann und vor Ort noch keine Menschen mit Hebebühnenzugag kenne, hab ich mal eine Selbsthilfewerkstatt getestet.
Meine Wahl fiel auf „Olsens Schrauberhalle„. Mit 10€ für die Hebebühnenstunde waren sie die billigsten. Außerdem sahen die Bilder gut aus:

Man beachte den Opel Blitz am linken Bildrand.
Aktuell sieht die Halle so aus:
Auf der Hebebühne
Der Combo steht dabei auf der Bühne des G-Astras und man blickt Richtung Opel Blitz.
Sagen wir mal so: Die Jungs haben sich Mühe gegeben, die Halle voll zu bekommen…
Egal. Ich war zum arbeiten da und das ging ratz-fatz.
Kurz angemeldet, „Jau, nimmste Bühne 5.“ als Antwort bekommen und danach sich selbst überlassen gewesen.
Wie man die Bühne bedient? Ob die Kiste da sicher drauf sitzt? Gewichtsverteilung?
„Selbsthilfe“ wird da groß geschrieben. Gut dass ich bei Mehl und Goof schon ausreichende Erfahrung gesammelt habe.
Rucki-Zucki war der alte Bowdenzug draußen und ich konnte einen ersten Vergleich vornehmen:
ausgebaut
Aufbau stimmt, lediglich die Gummimanschetten sind etwas anders geformt und aus erkennbar billigem Gummi. Mal sehen, wie lange die halten.
Außerdem fehlt der Hitzeschutz zum Auspuff. Der ist jedoch meines Wissens nach ein CNG spezifisches Teil. Den muss man also umfriemeln.
Danach alles wieder zusammen geworfen:
eingefädelt
Am besten fängt man damit an, den Bowdenzug vom Handbremshebel einzufädeln. Eine schön lange Spitzzange ist da sehr hilfreich!
Bei den Halteklammern stellt man dann fest, dass der Nachbau-Bowdenzug ein dünneres Schutzgummi hat:
Durchmesser für Klammer zu klein
Is aber kein Hindernis. Die Klammern lassen sich leicht etwas zusammenbiegen.
Abschließend muss man noch den Hitzeschutz vom alten Bowdenzug wieder anbringen:
Hitzeschutz
Soweit ich gesehen habe, führt kein Weg daran vorbei, ihn der Länge nach aufzuschneiden und dann am neuen Bowdenzug wieder zu verschließen. Professionell würde man das mit einem Streifen Alu-Klebeband machen. Kabelbinder sind aber mindestens genauso gut….
Keine Ahnung, ob das bei normalen Combos auch nötig ist, da der CNG-Combo aufgrund der Gastanks eine „Sidepipe“ als Auspuff hat. Normalerweise läuft der Auspuff gerade nach hinten weiter.

ausgebremst I

Von der HU hatte ich ja noch den Auftrag, die Bremse hinten rechts wieder gängig zu machen.
Das Symptom war, dass der Rückstellhebel der Handbremse am Bremssattel nur mit demontiertem Bowdenzug in seine Ausgangsstellung zurückging. Erste Anlaufstelle war daher auch der Bowdenzug. Beim Opel Combo CNG (und anderen Versionen mit Scheibenbremse hinten) ist dieser anders aufgebaut, als bei der technischen Basis, dem Corsa oder den anderen Combos mit Trommelbremse. Der Corsa hat ein mehrteiliges System aus zusammengeclipsten Bowdenzügen. Beim Combo CNG besteht es lediglich aus zwei Baugruppen:

Dem Seil zwischen Handbremshebel und „Ausgleichswippe“ (Nr. 7) und den beiden an der Wippe verbundenen Seilen zu den Hinterrädern (Nr. 9).
Eine erste optische Inspektion ergab folgendes:
aufgequollen

aufgescheuert
Findet man an einem der Seile solche Stellen, ist es wahrscheinlich, dass der Rost im Inneren so viel Reibungswiderstand bildet, dass dies der Grund für die schlechte Rückstellung ist.
Da ich gerade kein neues Seil zur Hand hatte, hab ich mich mal an einer temporären Lösung (baden in WD40) versucht. Dazu muss das Seil raus.
In einem ersten Schritt löst man dazu den Bowdenzug am Handbremshebel:
Gewindelänge Einstellschraube
Um später einfach wieder die passende Einstellung zu finden, ist es sinnvoll vorher die Gewindelänge zu messen.
Als nächstes muss man den vorderen Bowdenzug aus der Ausgleichswippe aushängen. Das ganze Gerödel wird jedoch von der Auspuffanlage und einem Hitzeschild verdeckt.
Einbauposition vorne
Das Werkstatthandbuch spricht davon, die Lambdasonde abzustöpseln, die Auspuffanlage abzuhängen, auf der Achse abzulegen und den Hitzeschild abzuschrauben. Wenn jedoch die Schrauben des Hitzeschildes so aussehen:
Befestigung des Hitzeschildes
versuche ich solche Sachen erst garnicht.
Das dünne Alublech des Schildes lässt sich nämlich ganz einfach von Hand runter biegen, so dass man auch ohne Demontage der Auspuffanlage an die Wippe kommt.
Nun muss man den Bowdenzug nach hinten aus den Gegenhaltern ziehen und nach oben ausfädeln:
ausfädeln vorne
Nächster Halt sind die Verschraubungen am Unterboden.
An der Hinterachse wird der Bowdenzug einfach durch (sehr kräftige) Blechklammern gehalten.
Befestigung an der Hinterachse
Da muss man einfach den Bowdenzug nach oben drücken. Als letztes muss man ihn am Bremssattel lösen. Dabei nicht das kleine Sicherungsblech an der Durchführung vergessen.
Anschließend kann man das ganze Geschleuder unter dem Auto hervor zerren:
Bowdenzug ausgebaut
Ich habe dann den Bowdenzug aufgehangen, die Gummikappen von den Enden entfernt (und dort noch Reste weißen Schmierfetts gefunden) und Öl eingefüllt. Auch in die Risse und Bruchstellen des Mantels habe ich Öl gesprüht. Das habe ich mehrfach wiederholt und über Nacht einsickern lassen:
Bowdenzug aufgehangen
Am nächsten Tag habe ich den Bowdenzug wieder eingebaut. Ein erster Funktionstest zeigte, dass es besser geworden ist, aber der Hebel den letzten Millimeter immer noch nicht zurückgehen will, so dass das Rad immer noch schleift.
Da muss also Ersatz her.

Feder leicht

Wie ihr ja mitbekommen habt, ist mir die Gasbowdenzugrückholfeder (schönes Wort!) am Bug gebrochen.
Natürlich ist so was nahezu unauffindbar, da es Typenspezifisch und nicht Bauteilspezifisch ist. Einen Händler für Zenith-Ersatzteile braucht man dementsprechend mit sowas nicht behelligen, da bei unterschiedlichen Fahrzeugen immer unterschiedliche Federn verbaut wurden. Bei einem Massenprodukt und Verkaufsschlager wie dem Bond Bug dementsprechend ein viel versprechendes Unterfangen…
Ich habe mich daher direkt euren und meinem Fundi zugewandt.
Bei mir war die einzige Feder, die mir über den Weg lief eine Simson-Bremsenfeder. Die Beläge waren jedoch so fest korrodiert, dass ich mittlere Gewalt anwenden musste:
Simson Duo Bremsbacken Feder 3
Natürlich passte weder die Drahtstärke, noch die Länge, noch die Federrate:
Simson Duo Bremsbacken Feder 4
Aber man klammert sich ja an alles, was man bekommen kann.
Meister Koch hatte da schon passenderes für mich in seinen Vorräten:
Bond Bug Gaszugfeder15
Ok, wesentlich zu lange „Ärmchen“, aber die Länge, Drahtstärke und Federrate schienen zumindest ungefähr zu passen.
Also angepasst.
Federn bestehen aus gehärtetem Stahl. Da ist mit „biegen“ nicht viel Start zu machen. Abhilfe bringt aber ein Gasbrenner (Bei mir in Form eines Sturmfeuerzeugs):
Bond Bug Gaszugfeder16
Einfach die Stelle, an der ihr die Feder biegen wollt erhitzen und dann möglichst schnell mit der Zange ans Werk gehen.
Den überstehenden Rest kann man anschließend einfach abkneifen.
Natürlich schwächt man durch dieses unkontrollierte, steinzeitliche erhitzen die Metallstruktur, aber was soll man machen? Bis sie bricht habe ich hoffentlich professionelleren Ersatz gefunden.
Nach ein paar Korrekturen passte die Feder:
Bond Bug Gaszugfeder18
Da der Bug noch nicht zugelassen ist, konnte ich sie nur im Stand testen. Sieht aber bisher ganz gut aus. Sie hat etwas weniger Zugkraft als die alte Feder. Mal sehen, wie sich das auswirkt.
Ich hab mit probieren aufgehört, als immer mehr Benzin durch die Flanschdichtung:
Bond Bug Gaszugfeder21
und am Gestänge der Beschleunigerpumpe austrat:
Bond Bug Gaszugfeder22
Hoffen wir mal, dass das im Betrieb nicht so ist. Aber wie gesagt: Neue Dichtungen liegen ja schon bereit.

Akuter Notruf

Auf die Schnelle ein akuter Notruf:
Mir ist beim Bond Bug die Rückholfeder für den Gasbowdenzug am Vergaser gebrochen.
Sollte ich da heute keinen Ersatz mehr auftreiben können, is Essig mit „Attack of the Altwagen„!
Ich weiß, dass sicherlich niemand von euch einen Zenith 30IZ Vergaser bei sich rum liegen hat, aber mir würde ja auch schone eine ungefähr passende Feder reichen. Wegen mir auch aus eurem Bettgestell (unseres hab ich schon kontrolliert: nix passendes gefunden)!
Hier ein Bild der gebrochenen Feder:
Bond Bug Zenith 30IZ 43
Der Federkörper selbst ist ca. 2 cm lang, mit den „Haken“ am Ende dürfte sie etwas über 4 cm haben.
Die Spannkraft ist beachtlich. Mit beiden Händen bekommt man sie kaum auseinander gezogen.

Wenn jemand sowas zufällig liegen hat: Bitte Melden!
Entlohnung in Bier wird zugesagt.