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Der Prinzessin neue Schuhe IX

Nachdem nun auch die Radlager gewechselt waren, konnte es endlich ans neu-einspeichen gehen. So wesentlich viel gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Ich habe mich ziemlich genau an die schon angesprochene Beschreibung von net-Harry aus dem Schwalbennest gehalten.
Als Werkzeuge habe ich neben einem breiten Schraubenzieher zu Anfangs noch ein selbst gebasteltes Spezialwerkzeug benutzt. Ich habe dazu einen alten Schraubenzieher genommen:
Räder neu einspeichen 001
Dessen Blatt habe ich dann mit Hilfe einer Eisensäge und einem elektrischen Schleifstein so bearbeitet, dass in der Mitte noch ein langer Pin stehen blieb, welcher in das Loch der Nippel passte. Der Plan war, dass durch den Mittelsteg sich alle Speichen gleich weit anziehen lassen. Sobald nämlich die Speiche bis zu einer gewissen Tiefe in den Nippel eingeschaubt wird, setzt der Mittelsteg auf der Speiche auf und drückt den Schraubenzieher aus dem Schlitz.
Räder neu einspeichen 010
Einfaches Prinzip und schön in der Theorie. In der Praxis waren zergnaddelte Nippelschlitze das Ergebnis:
Edelstahlspeichen 016
Sobald der Mittelsteg den Schraubenzieher etwas anhob, griff dieser nicht mehr auf voller Breite des Nippelschlitzes und man rutschte zwangsläufig ab. Nachdem ich noch ein paar Versuche gestartet hatte, das Werkzeug zu optimieren, habe ich es in die Tonne gekloppt und mir einen richtigen Speichenschlüssel gekauft. Mit dem normalen breiten Schraubenzieher bekam ich nicht genug Kraft auf die Nippel, um gegen die schon bestehende Spannung anzudrehen. Ich rutschte auch immer ab und zerschrammte die Köpfe immer weiter.
Edelstahlspeichen 001
Der Speichenschlüssel hat den Vorteil, das er nicht oben am fragilen Schlitz ansetzt, sondern am quadratischen Fuß des Nippels.
Edelstahlspeichen 039
Mein Schlüssel stammt von Dumcke und ist ein sehr massives Stück Eisen. Ich hab ihn daher auch mit Klebeband umwickelt, um mir nicht noch die polierten Felgen zu zerkratzen. Die Speichen habe ich wie in der Beschreibung von Hand nach und nach einfach eingesetzt und leicht verschraubt.
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In meinem selbstgebauten „Radprüfstand“ hab ich danach ringsum die Nippel angezogen.
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Edelstahlspeichen 005
Immer reih um, erst bis nur noch fünf Windungen der Speiche sichtbar waren, dann bis nur noch drei Windungen sichtbar waren.
Edelstahlspeichen 013
Nun klangen alle Speichen schön hell und waren saftig gespannt. Einen genauen Wert, wann die Spannung „gut“ ist, hab ich leider nirgends bekommen. Das soll daher erstmal reichen. Ich werde die Spannung penibel kontrollieren, wenn ich sie wieder bei Lola eingebaut habe.
So sieht das erste fertige Rad nun aus:
Edelstahlspeichen 017

Edelstahlspeichen 024

Edelstahlspeichen 025
Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit. Es ist auf jeden Fall eine große Verbesserung im Vergleich zu vorher! Mal hoffen, dass ich alles richtig gemacht habe und die Speichen halten….

Der Prinzessin neue Schuhe V

Nachdem ich dann den Plan gezeichnet hatte, hab ich mir eine Vorrichtung gebaut, um den (ungefähren) Rundlauf der alten Räder zu überprüfen. Ich wollte sowohl den Höhen- und Seitenschlag des Felgenhorns checken, als auch den Rundlauf der Trommeln überprüfen.
Ich nahm mir dazu einen langen Achsbolzen aus meinem Fundus, ein paar alte Kugellager und etwas Lochband:
Räder neu einspeichen 028
In das Lochband bohrte ich ein Loch durch das die Achse passte. Solltet ihr meine Konstruktion nachbauen wollen, sei an dieser Stelle angemerkt, dass ihr zum Bohren das Lochband auf einem Stück Holz fixieren solltet. Ansonsten reißt euch der Metallbohrer das Dingen aus der Hand und wickelt ne hübsche Spirale draus. Also zum bohren schön fest machen! Quasi so:
Räder neu einspeichen 019
In einen Holzklotz wurde ein für die Achse passendes Loch gebohrt und dieser dann samt Achse in den Schraubstock eingespannt. Darauf wurden dann eine kleine Unterlegscheibe und ein Kugellager gesteckt. Die Unterlegscheibe ist so gewählt, das nur der innere Ring des Kugellagers auf ihr aufliegt und der Rest des Lagers frei schwebt:
Räder neu einspeichen 017
Nun wird das Rad auf die Achse gesteckt:
Räder neu einspeichen 012
Der Bereich der Trommel durch den die Achse führt ist so breit, dass er nur auf dem äußeren Rand des Kugellagers aufliegt (Zur Not mit Unterlegscheiben nachhelfen). Dadurch kann sich das Rad auf dem Lager frei drehen und wird nicht (wesentlich weniger) durch Reibung abgebremst:
Räder neu einspeichen 014
Auf der Oberseite der Konstruktion habe ich wieder ein altes Kugellager mit Unterlegscheiben aufgelegt. Darauf kam dann das Lochband. In das Lochband habe ich zwei Schrauben eingesteckt und mit Muttern gekontert. Dann wurde das ganze so gebogen, dass die Schrauben hauchdünnen Abstand zur Trommel bzw. zum Felgenhorn hatten:
Räder neu einspeichen 035
Es ist wichtig, dass das Lochband stabil genug ist, dass es nicht unter dem Gewicht der Schrauben verbiegt oder zu leicht selbst zu schwingen beginnt.
Dreht man nun am so eingespannten Rad bleiben die Schrauben als Fixpunkt bestehen und man kann mit bloßem Auge den relativen Versatz der Bauteile erkennen.
Einmal am Felgenhorn:
Räder neu einspeichen 037
Und einmal an der Trommel:
Räder neu einspeichen 024
Will man das ganze auch noch messen, muss man das Rad an der „höchsten“ Stelle anhalten, mit der Schieblehre Zwischen Schraube und Bauteil maßnehmen und dann zur „tiefsten“ Stelle weiterdrehen. Dort das gleiche Spiel nochmal und dann ein wenig rechnen.
Mir reichte mein ungenaues Augenmaß um eine eierige Trommel und ein wellenförmiges Felgenhorn (Man stelle sich eine winkende Menschenmasse vor) auszusortieren. Das Horn überschritt die tolerierbaren 5mm Höhen- und Seitenschlag ganz wesentlich.

Nachdem das Material nun gesichtet war, konnte es ans ausspeichen, schleifen und polieren gehen…

Der Prinzessin neue Schuhe III

Nachdem nun die Transportrollen für Lola fertig waren, konnte ich daran gehen, ihr die Speichenräder zu mopsen. Vorsichtshalber hatte ich Stecheisen, Bohrer und Akkuschrauber mit nach Osnabrück genommen, um noch letzte Justierungen an den bisher nur in der Theorie funktionierenden Rollen vornehmen zu können. Säge, Hammer und anderes Werkzeug hatte ich eh schon da. Aber meine Sorge war unbegründet. Alle drei Transportrollen ließen sich problemlos montieren.
Als erstes kam das Vorderrad dran:
Lola tiefergelegt 002
Später stellte sich, wie schon angesprochen, heraus, dass der Druck der beiden Bolzen links und rechts nicht ausreichte, um den Klotz am drehen zu hindern. Als ich Lola über die kleine Kante am Eingang der Garage rollen wollte, klappte das Vorderrad einfach nach hinten um und Lola lag auf der „Vorderseite“ des Klotzes. Zum Glück war der Klotz dick genug, so das ansonsten nichts den Boden berührte. Mittlerweile hindern zwei Nägel im Klotz ober und unterhalb der Schwinge selbigen am wegdrehen. Sollte ich die Klötze nochmal verwenden, würde ich vorne auch die Drehmomentabstützung der Bremstrommel mit einbeziehen. Ein dicker Zimmermannsnagel im Klotz, welcher in die Aussparung an der Schwinge greift, dürfte genügen.
Hinten rechts war die einfachste Umbaustelle:
Lola tiefergelegt 003
Um zu vermeiden, dass Lola mir von der doch sehr kleinen Auflage des blöden Wagenhebers fällt, habe ich sie auf Backsteine gesetzt. Selbige lagen unter den Blumenkübeln der Nachbarschaft. Ich hab sie auch nachher ganz artig wieder zurück gebracht. Besonders auf der Fahrerseite war einiges rütteln angesagt, bis das Rad raus war. Da gehe ich doch lieber auf Nummer Sicher:
Lola tiefergelegt 007
Ein wenig Sorge, ob dort die Transportrolle passen würde und ob meine Überlegungen den Mitnehmer betreffend richtig gewesen sind, hatte ich ja schon. Aber auch hier klappte alles wie am Schnürchen. Es war sogar wesentlich mehr Platz zum Mitnehmer hin, als ich gedacht habe:
Lola tiefergelegt 009
So habe ich dann die tiefergelegte Lola zurück in ihr Winterlager geschoben:
Lola tiefergelegt 012
Nun konnte es endlich ans ausspeichen, schleifen, polieren und lackieren der alten Felgen gehen…

Der Prinzessin neue Schuhe I

Ich hab vor einiger Zeit beschlossen, Lolas Räder neu einzuspeichen. Die alten Chromspeichen dürften noch die Ersten sein und bestehen mittlerweile mehr aus Rost als aus Chrom/Stahl. Erst hatte ich überlegt, die Räder dafür wegzugeben, da ich mir nicht sicher war, ob diese Arbeit meine Fähigkeiten nicht doch übersteigt.
Allerdings machten mir einige Einträge über erfolgreiche Selbstversuche im Schwalbennest Mut, es selbst zu probieren. Wenn die Räder nachher nicht rund sind, kann ich sie ja immer noch weggeben.
Also habe ich mich erstmal schlau gelesen und eine Liste erstellt.
Zum schlaulesen kann ich diesen und ganz besonders diesen Thread empfehlen. Ich entschied mich für Edelstahlspeichen 143,5 mm M3,5 + passende Nippel im Set.
Da ich ja schon mal bei den Rädern war, beschloss ich, bei dieser Gelegenheit auch gleich die Radlager mit zu erneuern. Solltet ihr das auch in Betracht ziehen, achtet erstens darauf Markenlager zu kaufen und zweitens welche mit dem Zusatz „2RS“ oder „2Z“ zu nehmen. Das sind dann „abgedichtete“ bzw. „geschützte“ Lager, mit einer lebenslangen Fettschmierung. Die sind dann für die nächsten 20 Jahre wartungsfrei.
So sah dann die Lieferung aus:
Edelstahlspeichen, Nippel,Radlager
Ich habe lediglich „geschützte“ Lager bekommen. „Abgedichtete“ Markenlager habe ich partout nicht im Set gefunden. So sahen meine Lager im Detail aus:
Radlager neu Detail
Nachdem meine Bestellung angekommen war, musste ich Lola in ihrem Winterschlaf stören und ihr ihre Räder mopsen. Doch dazu mehr im nächsten Artikel.