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Kupferwurm XXX – Am Ende des Stroms

Die Ostertage standen, wie angekündigt, bei mir ganz im Zeichen des Bond Bugs. Rückblickend muss ich sagen, dass ich mit einem Gantt-Diagramm zur Organisation des Arbeitsablaufs schon viel eher hätte anfangen sollen. Es hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen, immer zu wissen, welche Arbeit als nächstes ansteht, bzw. als Lückenfüller während eventueller Trocknungsphasen dient. Klar, braucht man das nicht, bei überschaubaren Arbeiten, aber bei einer derart ausufernden Restaurierung, wie der des Bugs hilft es, den Überblick zu behalten und nicht am schieren Aufgabenberg zu verzweifeln. Außerdem ist es so einfacher, bestimmte Aufgaben zu delegieren sofern helfende Hände zur Verfügung stehen. Gleichzeitig muss ich sagen, dass meine antizipierten Arbeitszeiten hoffnungslos untertrieben waren! Eine Verdoppelung war immer mindestens nötig.
Los ging es ganz planmäßig mit der Elektrik. Im speziellen mit den vorderen Blinkern.
Wie schon dargestellt, habe ich einen NOS-Blinker ergattern können. Der zweite Blinker war noch in so guter Verfassung, dass ich ihn wiederverwenden konnte. Allerdings musste ich beide an meinen neuen Kabelbaum anpassen. Beim NOS-Blinker war das einfach, indem ich den original Bullet-Connector gegen einen europäischen Kabelschuh getauscht habe. Beim Altteil wollte ich gleichzeitig das grünspanige Kabel ersetzen.
Das Innenleben der Lucas L787 Blinker besteht aus einer Feder, welche gegen ein Stück Pressspanplatte drückt, welche wiederum den Plus-Kontakt des Birnchens herstellt:
Lucas L787 Blinker Innenleben
Sehr rudimentär, aber funktional. Sicherlich gibt es diese speziellen Crimp-Kontakte irgendwo zu kaufen. Aber ich hatte weder Lust noch Zeit mit der Suche danach Stunden zu verbringen. Wie schwierig so was sein kann, hatte ich ja am Beispiel der H4-Kontakte erleben dürfen. Also den Auftrag an Vaddern outgesourced, welcher mittels Kneifzange und Schlossfeile aus einem einfachen Flachsteckkontakt einen Blinkerkontakt zauberte:
neuer Blinkerkontakt in der Herstellung
Funktioniert perfekt und mittels Schrumpfschlauch kann sich der Kontakt auch nicht mehr (wie früher) von der Trägerplatte lösen:
Blinkerkontakt mit Schrumpfschlauch
Anschließend widmete sich Vaddern noch hingebungsvoll den inneren Scheinwerferabdeckungen, denen er mit Kunststoffpflege zu Leibe rückte:
Scheinwerferschalen gereinigt
Die von mir mühsam beschafften 8mm-Crimpkontakte habe ich aus mehreren Gründen wieder verworfen.
Nachdem ich sie vercrimpt hatte, stellte ich fest, dass ich nun die inneren Scheinwerferabdeckungen nicht mehr ausbauen konnte, da die Crimpkontakte zu dick für die Durchführungsöffnung im Scheinwerfer waren. Ok, hätte ich mit leben können. War im Original auch nicht anders. Also munter alle Kontakte in den Lucas Stecker geschoben, mal testweise eine H4-Birne eingesetzt und dumm aus der Wäsche geguckt.
Die Plastik-Rastkontakte in den Lucas-Steckern waren durch den widerholten Ein- und Ausbau so abgenutzt, dass die Nasen der Crimpkontakte nicht mehr hielten und einfach von den Birnchen raus gedrückt wurden.
Großartig!
Nach 1-2 Zen-Übungen habe ich es als göttliches Zeichen aufgefasst und mich nicht nach einem Steckergehäuse, sondern nach einer gänzlich anderen Lösung umgesehen. Schon im Vorfeld meiner Suche war ich über diesen Stecker aus dem Motorrad-Bereich gestolpert:

Diese werden dazu genutzt, Moppeds von Bilux auf H4 umzurüsten. Einfach altes Kabel abkneifen, abisolieren und in den neuen Stecker klemmen. Da in Motorrad-Scheinwerfern traditionell wenig Platz ist, baut der Stecker recht kompakt.
Blanke Kabel sind zwar nicht so meins, aber so lassen sie sich wenigstens im Notfall wieder durch die Durchführung der Scheinwerferabdeckungen fädeln. Die blanken Aderenden habe ich natürlich verzinnt.
So sieht das Ganze fertig montiert aus:
neuer H4-Stecker angeschlossen
Die Krallen des Steckers haben anständig Power und halten die Kabelenden sicher im Gehäuse. Der Stecker selbst sitzt stramm auf den Kontakten der Birne. Da das Scheinwerfergehäuse weitestgehend wasserdicht ist, mache ich mir um Korrosion wenig Sorgen. Mal sehen, wie sich die Stecker im Laufe der Zeit bewähren.
Mit Scheinwerfer sieht das Ganze so aus:
H4-Scheinwerfer angeschlossen
Da unsere Crimpzange 90°-Kontakte nicht crimpen kann, musste ich diese für die Lima mit einer einfachen Spitzzange biegen. Zur Sicherheit habe ich sie anschließend noch verlötet:
Lima-Kontakte verlötet
Damit war der mechanische Teil der Elektrik abgeschlossen.

Kupferwurm XXVII – Erleuchtungsprobleme

Bei der Neuverkabelung des Bugs bin ich mittlerweile an den Scheinwerfern angekommen. Munter die Kabel abgelängt, 6,3mm Standard-Kabelschuhe vercrimpt und ins Steckergehäuse der umgerüsteten H4-Scheinwerfer gesteckt. Passt.
Damit der Bug nicht mehr so traurig aus seinen leeren Scheinwerferhöhlen schaut, wollte ich anschließend die Latüchten probeweise einsetzen. Vergeblich versuchte ich jedoch die Stecker auf die Steckkontakte der Leuchtmittel zu schieben. Die wollten da ums verrecken nicht drauf. Eh mein Krafteinsatz Opfer forderte, habe ich mich kurz besonnen und mal einen 6,3mm Kabelschuh neben den Kontakt einer H4-Birne gehalten.
Diagnose: Arschlecken!
Der geneigte Autoelektriker weiß: Alles Elektrische im PKW hat 6,3mm-Steckkontakte, außer die dicken Geräte wie Anlasser (-relais) und Lichtmaschine, die haben 9,5mm-Steckkontakte. Schraubt man an Engländern hat man auch manchmal 4,8mm-Steckkontakte.
Ist ok. Kann man sich drauf einstellen und gibt’s an jeder Ecke.
Aber welcher *#&%$*-Ingenieur meinte denn für H4 (und Bilux) extra Steckkontakte knobeln zu müssen?!
„Oho, 6,3mm sehen so mickrig aus! Aber 9,5mm sind mir zu üppig. Ich finde, wir sollten da extra 8mm-Steckkontakte verbauen! Außerdem finde ich es sinnvoll, dass wir die nicht einfach so verkaufen, sondern nur von Innungsmeister an Innungsgeselle in einer Blutopferzeremonie überreichen!“
Der letzte Satz mit der Blutopferzeremonie hat sich mir erst offenbart, als ich versuchte, die 8mm-Steckschuhe (von manchen Herstellern auch als 7,7mm bezeichnet) auf dem freien Markt zu beziehen. Selbst der Mechaniker des lokalen Boschdienstes sagte mir, dass sie dafür immer bei Schrottautos die ganzen Scheinwerferstecker mit Kabeln abkneifen und dann beim Reparaturfahrzeug anlöten! Im Netz herrscht gähnende Leere, wenn man nach nem Dealer sucht. Vereinzelt findet man Händler, welche komplette Stecker samt Kabel zum anlöten anbieten, aber das wollte ich ja nicht. Noch vereinzelter findet man um 90° angewinkelte Kabelschuhe, die gehen jedoch nicht in die original Lucas Steckergehäuse.
In detektivischer Kleinstarbeit und mit der sehr ausführlichen Hilfe des lokalen Boschservices (wir haben ca. 45 Minuten lang jegliche Zulieferer-Katalog gewälzt) konnte ich jedoch folgende Artikelnummern für gerade 8mm-Kabelschuhe herausfinden:
Bosch: 8784477007
Würth: 05585020
Einziger Wehrmutstropfen war jedoch, dass die kleinste Gebindegröße 50 Stück sind.
Ich brauche gerade mal 6….
Also zurück an den Rechner. Mit diesen Nummern in der Hinterhand fanden sich schon ein paar mehr Händler. Durch den Hinweis meines Bruders bin ich über den Shop von Verkaufsagent-Oberursel gestolpert. Der Name sollte einen nicht stören, denn der Laden ist absolute Spitzenklasse! Ein reichhaltiger Fundus an exotischem PKW-Elektrokrams! Alles lässt sich einzeln bestellen und geliefert wird auch bei Erstbestellung auf Rechnung. Großartig!
Natürlich würde ich von dem Laden nicht so schwärmen, wenn es dort nicht auch gerade 8mm-Kabelschuhe geben würde:

Auge! II

Die neuen Scheinwerfer für den Bug hatte ich ja schon einige Zeit liegen. Zeit also für den Einbau. Sollte ja (wie bei Sir Edward) plug & play sein.
Als erstes musste dazu aber die Batterie zurück in den Bug. Die saß allerdings immer leicht schief in ihrer Mulde. Die Füßchen waren zu breit. Aber alles kein unlösbares Problem:
PC230542
Passt jetzt spitzenmäßig.
Weiter gings bei den Scheinwerfern.
Die alten Sealed Beam-Teile werden zwischen zwei Rahmen mit ihrem Wulst geklemmt:
PC230537
Bei den neuen waren da so Halte-Hasen im Weg:
PC230538
Auch das kein Problem, dass nicht der Dremel lösen könnte.
Größtes und ärgerlichstes Problem war jedoch, dass die neuen Scheinwerfer einen ganz geringfügig größeren Wulst ringsum haben. Der alte Rahmen ging da partout nicht drüber. es blieb mir nix anderes übrig, als ihn zwischen den oberen beiden Haltepunkten zu zersägen:
PC230543
Ärgert mich sehr, aber ich sah einfach keine andere Möglichkeit.
Wie ihr auf dem Bild erkennen könnt, führte das direkt zum nächsten Problem. Die kleinen Haltenasen, mit denen man die beiden Rahmen verschraubt, waren nicht mehr deckungsgleich. Unten drunter kein Problem. oben links bekam man auch hin gedrückt, aber rechts war immer nen Zentimeter Luft.
Wir haben es jetzt mit einem kleinen Plättchen gelöst:
PC230545
Die anordnung der Schrauben ist nur der Anprobe geschuldet. Hält zwar bomben fest, ist mir aber eigentlich zu viel Pfusch. *Grummel, Grummel*
Abschließend hab ich noch die Steckkontakthülsen der Standlichtverkabelung gegen kontinentale Steckschuhe getauscht:
PC230548
Alles probehalber zusammengeworfen und mal am Schalter gedrückt:
PC230547
Läuft. Schön. Lediglich das mit den Rahmen wurmt mich.
Ich muss jetzt noch Relais in den Abblend- und Aufblend-Kreis klemmen, damit die gesamt Last nicht mehr über die armen Lukas-Schalter läuft. Wer weiß, ob die das verkraften. Von Sealed Beam auf H4 sind ja knapp 2 Ampere mehr, die da durch müssen.

Scheiße kauft man zweimal

Um Lolas Zündprobleme in den Griff zu bekommen, habe ich mir ja vor einiger Zeit bei eBay ne neue Grundplatte samt Polrad geschossen. Heute ist das Paket angekommen und was soll ich sagen?
S-C-H-E-I-ß-E!
Die verfickte Grundplatte ist eine 8307.12/1-100:

Die steht so zwar nicht in der (eh nur mit Vorsicht zu genießenden) Liste, aber es deutet alles darauf hin, dass damit eine 8307.12/1 gemeint ist und das bedeutet: 12V… und ich brauche 6V….. ich könnte explodieren.
Und der Kerl schreibt in seiner Auktion „Unterbecherzündung für S51, Schwalbe…“. dabei wurde die Scheiße nur in der S51 und dem Roller SR 50/1B verbaut. Die Schwalbe hatte niemals 12V. Natürlich gab es auch Zündungen, die parallel in der Schwalbe und in der S51 verbaut wurden. Das waren alles 6V Zündungen…deshalb habe ich dieses verfickte Teil ja auch gekauft. Hätte laut Modellbeschreibung ja auch passen müssen…aber wenn man zu dumm ist die eingestanzten Zahlen auf dem Rand zu lesen… es ist ja nicht nur, dass ich den Dreck nun wieder rückabwickeln muss, sondern, dass ich auch dieses WE wieder nix an Lola machen kann…. *Arrrghhhsl* Moment, ich muss mal gerade meine Wut aus dem Fenster schreien…bin gleich zurück….

So, wieder da. Und es ist nicht nur, dass es ne falsche Zündung ist was mich aufregt (wenn auch zu 95%), nein, dass Teil ist auch noch versifft bis zum geht nicht mehr und die Kabel sind an zwei Stellen gebrochen und bis auf die Kupferseele blank….“Die Zündung ging bis zum Ausbau ohne Probleme“…jaja, my Ass!!
Der Typ soll sich jetzt bitte anstellen, wenn ich ihm die Scheiße zurück schicke! Ich würde dem so gerne ne Klage vor den Latz hauen….Fuck, wenn ich sauer bin, werde ich zum Juristen…
Auf der Anderen Seite: Das ist die letzte Ausbaustufe der SLPZ… 12V und Bilux…. könnte man sich hinlegen, wenn man das Duo mal auf 12V umrüsten will… ach, drauf geschissen.
Boar, bin ich sauer!!…Wenn wer fragt, ich bin beim Waffenhändler.
Hier noch nen paar Bilder von der Misere:

Thematischer Musiktipp: Mono für alle – Amoklauf