Bei der Neuverkabelung des Bugs bin ich mittlerweile an den Scheinwerfern angekommen. Munter die Kabel abgelängt, 6,3mm Standard-Kabelschuhe vercrimpt und ins Steckergehäuse der umgerüsteten H4-Scheinwerfer gesteckt. Passt.
Damit der Bug nicht mehr so traurig aus seinen leeren Scheinwerferhöhlen schaut, wollte ich anschließend die Latüchten probeweise einsetzen. Vergeblich versuchte ich jedoch die Stecker auf die Steckkontakte der Leuchtmittel zu schieben. Die wollten da ums verrecken nicht drauf. Eh mein Krafteinsatz Opfer forderte, habe ich mich kurz besonnen und mal einen 6,3mm Kabelschuh neben den Kontakt einer H4-Birne gehalten.
Diagnose: Arschlecken!
Der geneigte Autoelektriker weiß: Alles Elektrische im PKW hat 6,3mm-Steckkontakte, außer die dicken Geräte wie Anlasser (-relais) und Lichtmaschine, die haben 9,5mm-Steckkontakte. Schraubt man an Engländern hat man auch manchmal 4,8mm-Steckkontakte.
Ist ok. Kann man sich drauf einstellen und gibt’s an jeder Ecke.
Aber welcher *#&%$*-Ingenieur meinte denn für H4 (und Bilux) extra Steckkontakte knobeln zu müssen?!
„Oho, 6,3mm sehen so mickrig aus! Aber 9,5mm sind mir zu üppig. Ich finde, wir sollten da extra 8mm-Steckkontakte verbauen! Außerdem finde ich es sinnvoll, dass wir die nicht einfach so verkaufen, sondern nur von Innungsmeister an Innungsgeselle in einer Blutopferzeremonie überreichen!“
Der letzte Satz mit der Blutopferzeremonie hat sich mir erst offenbart, als ich versuchte, die 8mm-Steckschuhe (von manchen Herstellern auch als 7,7mm bezeichnet) auf dem freien Markt zu beziehen. Selbst der Mechaniker des lokalen Boschdienstes sagte mir, dass sie dafür immer bei Schrottautos die ganzen Scheinwerferstecker mit Kabeln abkneifen und dann beim Reparaturfahrzeug anlöten! Im Netz herrscht gähnende Leere, wenn man nach nem Dealer sucht. Vereinzelt findet man Händler, welche komplette Stecker samt Kabel zum anlöten anbieten, aber das wollte ich ja nicht. Noch vereinzelter findet man um 90° angewinkelte Kabelschuhe, die gehen jedoch nicht in die original Lucas Steckergehäuse.
In detektivischer Kleinstarbeit und mit der sehr ausführlichen Hilfe des lokalen Boschservices (wir haben ca. 45 Minuten lang jegliche Zulieferer-Katalog gewälzt) konnte ich jedoch folgende Artikelnummern für gerade 8mm-Kabelschuhe herausfinden:
Bosch: 8784477007
Würth: 05585020
Einziger Wehrmutstropfen war jedoch, dass die kleinste Gebindegröße 50 Stück sind.
Ich brauche gerade mal 6….
Also zurück an den Rechner. Mit diesen Nummern in der Hinterhand fanden sich schon ein paar mehr Händler. Durch den Hinweis meines Bruders bin ich über den Shop von Verkaufsagent-Oberursel gestolpert. Der Name sollte einen nicht stören, denn der Laden ist absolute Spitzenklasse! Ein reichhaltiger Fundus an exotischem PKW-Elektrokrams! Alles lässt sich einzeln bestellen und geliefert wird auch bei Erstbestellung auf Rechnung. Großartig!
Natürlich würde ich von dem Laden nicht so schwärmen, wenn es dort nicht auch gerade 8mm-Kabelschuhe geben würde:
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Kupferwurm XXIII – trance-crimpen
Als der Kabelbaum an seiner finalen Position war, konnte ich beginnen, die Enden zu vercrimpen.
Bei den Rückleuchten war das schnell gegessen:
Für den Innenraum hab ich es mir jedoch mit allen Werkzeugen auf dem Beifahrersitz gemütlich gemacht und gegen 15 Uhr mit dem crimpen angefangen:
Ab 20:00 Uhr spielte mein Heimatsender 1LIVE ein wirklich gutes Set von DJ Mike Litt (u.a. DVBBS & Borgeous – Tsunami und Mr. Probz – Waves im Robin Schulz Remix), so dass ich vollends die weltlichen Bedürfnisse vergaß und gedankenverloren meiner Arbeit nach ging.
Kennt ihr das Gefühl, dass man vollständig mit sich und der Welt im reinen ist und gänzlich in seiner Arbeit aufgeht?
Wenn alle abstrakten Überlegungen aufgehen und sich Stück für Stück ein Ganzes formt?
So ging es mir an dem Abend.
Ein schöner und sehr entspannender Moment.
Wahrscheinlich habe ich die ganze Zeit seelig-grenzdebil vor mich hin gegrinst.
Gegen Mitternacht war ich dann überraschenderweise schon fertig.
Das war dann zum ersten Mal, dass ich wieder bewusst auf die Uhr geguckt habe.
Und auch das erste Mal, dass ich gemerkt habe, dass ich mir eine Blase an rechten Hand gecrimpt hatte.
Passend zu dieser schrauber-religiösen Erfahrung ging auch mein Plan mit dem zentralen Verteilerpunkt hinter dem Tacho auf:
Dieser ist nun bis exakt auf den letzten Steckplatz belegt (Nr. 26 ist mit Warnblinker rechts belegt):
Ganz links ist ein Plus-Verteiler für das Instrumentencluster, dann zwei Felder für die Blinker (links und rechts getrennt) und den Rest belegen Masseverbindungen.
Bevor ich jedoch beseelt ins Bett gefallen bin, habe ich noch den Tacho und die Schaltereinheit angeschlossen und provisorisch eingesetzt:
Einfach traumhaft. Ich bin sehr zufrieden.
Nachtrag:
Für die Fassungen der Birnchen im Tacho habe ich übrigens T10 W5W Fassungen aus Gummi verwendet. Die passen vom Durchmesser her in die original Öffnungen und können moderne Leuchtmittel aufnehmen.
Haltesignal
Vor der Testfahrt mit dem Bug hatte ich natürlich auch die Beleuchtung gechecked. Was kann man jedoch nicht so einfach alleine checken? Richtig: Die Bremslichter.
Was wurde mir von meinem Vater als defekt mitgeteilt, als ich von der Testrunde zurück kam? Wieder richtig: Die Bremslichter….
Doof.
Also mal mit dem Multimeter durch messen.
Da ich diese Arbeiten wieder ohne helfende Hand verrichten musste, habe ich mir mal kurz einen Helfer gebastelt, welcher für mich die Bremse getreten hat:
Erster Stopp waren natürlich direkt die Rücklichter. Da kommt man beim Bond Bug schließlich am einfachsten dran:
Ergebnis: Kein Saft auf der Leitung.
Fix den Kabelschuh vom Rücklicht aufs Bremslicht umgestöpselt: Leuchtet.
Birnen und Masse sind also schon mal ok.
Dann muss das Problem (leider) weiter vorne liegen.
Nächster Verdächtiger war der Bremslichtschalter. Bei Sir Edward ist das einfach ein Kontaktschalter am Bremspedal. Schön easy und gut zugänglich. Beim Bug ist es ein in die Bremsleitung integrierter hydraulisch betätigter Schalter. Der sitzt natürlich äußerst beschissen hinter dem Vorderrad:
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?!
Oben vom Schalter gehen dann die Kabel ab, welche 12V nach hinten zu den Bremslichtern bringen:
Alles schön versifft und natürlich kommt man da mal wieder auch nur mit spitzen Fingern dran.
Um den Schalter durch zu messen, habe ich dann die Kabel abgezogen und wunderte mich, dass neben dem einen Schuh eine nackte Strippe baumelte:
Das andere Ende hing noch auf dem Bremslichtschalter und plumpste mir beim abziehen entgegen:
Großartig! Wieder Elektropfusch allererster Kajüte!
Um aber ausschließen zu können, dass der Schalter auch nen Schlag weg hat, habe ich den mal provisorisch verkabelt:
Drückt man das Pedal nun ca. 1/6 runter, so schließt der Schalter und der Widerstand sinkt auf 0:
Wenigstens etwas!
Natürlich war die Neuverkabelung eine zum fluchen animierende Tätigkeit.
Das übrige Ende des Kabelbaumes war so knapp, dass dies wohl die letzte Chance ist, da was zu flicken:
Beim nächsten Mal muss der Kabelbaum raus bzw. die Karosserie runter!
Da die übrige Originalstrippe natürlich nicht mehr lang genug war, um bis an den Schalter zu kommen, musste ich eine kurze Verlängerung crimpen. Keine schöne Lösung, aber Löten wäre an der Stelle auch nen Akt gewesen.
Die Verlängerung steckt nun in Gummitüllen, die sie wasserdicht umschließen sollen:
Um aber wirklich auf Nummer-Sicher zu gehen, habe ich die Verbindung noch mit selbstverschweißendem Klebeband umwickelt:
Nun leuchten die Bremslichter auch wieder schön hell.
Damits funkt
Ok, ich geb’s zu: Langsam gehen mir die Ideen aus, woran Sir Edwards Schluckauf liegen könnte. Ich hab ja nun schon alle möglichen Ursachen beseitigt, aber er bockt immer noch. Es ist zwar um Welten besser geworden, aber schön ist das immer noch nicht.
Da mir die möglichen Ursachen ausgehen, bin ich jetzt dazu übergegangen wahllos Teile aus zu tauschen. Machen moderne Werkstätten auch so. Als erstes war die Zündungsseite dran.
Die alte Zündspule schwitzte immer ihr Öl (Kühlung) aus:
Wer weiß, ob die nicht einmal zu oft überhitzt ist und nun nen Schlag hat?! Da gabs also Ersatz in Form einer neuen Flamethrower-Spule:
Die neue Spule hat 3 Ohm Widerstand und produziert 40.000 Volt. Das soll bei Vierzylindern bis 6.000 U/min ausreichend sein.
Bei der Demontage fiel mir mal wieder eine der wenigen kaputten Stellen in der Karosserie von Sir Edward auf:
Da muss irgendwer mal die Schraube der Halteschelle der Zündspule mit Herkules-Kräften angeknallt haben. Naja, beeinträchtigt die Funktion nicht und bricht auch nicht weiter. Kann also erstmal so bleiben.
Außerdem gabs noch neue Zündkabel. Ich hab einen Satz zum selber konfektionieren genommen. Klar birgt das auch wieder Fehlerpotential, aber das ist zum einen keine Weltraumtechnik und zum anderen gibts für die Reliant-Motoren keine fertigen Sätze bzw. nur solche unbekannter Qualität. Also selber ran.
Die Kabel haben eine Edelstahlseele mit äußerst geringem Widerstand (ca. 1,5 kOhm/m) sind silikonummantelt und kommen mit lebenslanger Garantie.
Crimpen war echt easy (wobei Silikonspray zum einziehen der Kabel in die Kappen essentiell ist!):
Dadurch, dass Sir Edward nur sehr kurze Kabel braucht, hab ich jetzt noch nen ganzen Sack Zündkabel übrig:
Naja, findet sich schon noch nen Verwendungszweck für…
Die alten Kabel hatten recht hohe Widerstände wie ich fand. Das Längste von ihnen (Zündspule – Verteilerkappe) hatte 32,5 kOhm:
Die neuen Kabel haben 0,00 – 0,07 kOhm…. wahrscheinlich geht nun bei den Nachbarn der Fernseher aus, wenn ich den Boliden starte. Kommt Zeit kommt Entstörung. Was ist da an Widerstand eigentlich normal? Ich hab gelesen, dass ab 25 kOhm Probleme auftreten können…
Wie ihr meinem Tonfall (Wie nennt man eigentlich den entsprechenden Schreibstil? „Schriftfall“?) entnehmen könnt, hat diese Aktion nix am Geruckel geändert…. *Kacke*
„Laterne, Laterne….“
Beim Zusammenbau habe ich auch ein wenig an den Rücklichtern verschlimmbessert. Normalerweise werden dort die blanken Kabelenden in Schraubkontakte gesteckt, von einer Schraube tot gequetscht und dürfen dann munter vor sich hin korrodieren, bis sie irgendwann durchgescheuert sind. Als bekennender Detailliebhaber habe ich mich an dieser Stelle dazu entschlossen mal wieder zur Crimpzange zu greifen (Nachdem ich den gesamten Kabelbaum neu gemacht habe, ist es mein Lieblingswerkzeug) und dort anständige Anschlüsse zu fabrizieren. War zwar etwas Fummelkram und ich musste die Stecker um 90° biegen, aber so sind die Anschlüsse viel ausfallsicherer. Da die „Quetschschrauben“ nun aber nix mehr zum zerdrücken hatten, ließen sich die Ringkontakte nicht fest anschrauben. Abhilfe schaffte hier eine einfache Unterlegscheibe.
Bei dieser Arbeit viel mir mal wieder eines der liebenswerten DDR-Details auf: Die „Schalen“, in denen die Halterungen für die Birnen sitzen, wurden anscheinend in der DDR nur in einer Ausfertigung produziert. Damit sie aber nicht nur links sondern auch rechts passt, muss man für die andere Seite die Schale auf den Kopf drehen. So passt sie einwandfrei. Nur steht die Beschriftung („5 W“ und „15 W“) der beiden Fassungen dann auf dem Kopf… Naja, der originale Fahrer war ja nur gehbehindert, nicht auch sehbehindert. So ein bisschen auf dem Kopf lesen, beim einschrauben der Birnen wird er ja noch gekonnt haben. Im Westen hätten sie extra eine eigene Presse gebaut…