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Der Morgan stirbt nie I

Herzallerliebste Freunde haben der Besten und mir zur Hochzeit einen Tag (in Wahrheit zwei halbe Tage) mit dem neuen Morgan Threewheeler geschenkt.
Ich kann garnicht genug betonen, wie großartig, dieses Geschenkt uns beiden gefallen hat!!
Es war die reinste Wonne!
Vermietet wurde der Morgan von der Firma Morgan Park in der Nähe von Hamburg.
So konnten wir unseren Kleinen in Empfang nehmen:

Für rund 45.000 Euro bekommt der geneigte Käufer drei Räder, einen „Fischskelett“-Rahmen aus Stahl, ein Trägergerüst aus Eschenholz, eine Beplankung aus Aluminium, Lederausstattung, ein 5-Gang Getriebe aus dem Mazda MX-5 und einen 2-Liter-V-Twin (117cui) von S&S mit moderaten 60kW/82 PS am Hinterrad.

Was bleibt übrig, wenn man aus einem 2-Liter Motor lediglich 82 PS holt?
Richtig!
Ausreichend Drehmoment:

Nach einer ausführlichen Einweisung und der Erledigung der üblichen Formalitäten, sowie einem leichten Abendessen (Burger bei Miss Pepper) starteten wir in den grauen September-Abend.

Es ist echt unglaublich, was der Motor für einen Antritt hat!
Auf nasser Fahrbahn ist es eine Herausforderung, ohne durchdrehendes Hinterrad anzufahren. Auch im zweiten Gang muss dann noch gefühlvoll beschleunigt werden.
Und nasse Fahrbahn hatten wir glücklicherweise reichlich:

Der nahezu ungedämpft hinter dem Ohr des Fahrers ausgespuckte Sound des V2 ist sehr betörend. Das bekanntermaßen gute Getriebe ist eine Wonne zu schalten und auch die Abstufung passt meiner Meinung nach gut zum Morgan.
Fahrwerksmäßig war ich positiv überrascht: Straff, aber nicht mörderisch hart, wie öfters mal kolportiert. Auch „verwindungsintensive Fahrmanöver“ brachten es nicht fühlbar an sein Limit und ich fand den Wagen immer gut beherrschbar.
Zwischenfazit:
Ab der ersten Minute hatte ich ein Grinsen im Gesicht, dass man nur noch mit einer Brechstange wieder lösen konnte.
Und das obwohl unsere Tour bei teils strömendem Regen begann!

Ich wusste gar nicht, wie weh Regentropfen tun können (Obwohl an Tag 2 mir ein dicker Brummer fast den Schädel gespalten hat…gefühlt…).
Glücklicherweise waren wir vorbereitet und hatten wasserdichte Regenhosen und Jacken mit.
So eingepackte tat das Wetter dem Spaß keinen Abbruch.

OST war so freundlich eine Tour durch sein Heimatrevier für uns auszuarbeiten (Vielen Dank nochmals!):
Etappe 1
Etappe 2
Sie führte uns über wirklich tolle Strecken:

Insbesondere die Route oben auf dem Elbdeich in der Abenddämmerung war eines der Highlights des Wochenendes:

Zwischenzeitig musste ich noch für ein herrlich anachronistisches Foto mit einem Renault Twizy anhalten:

Es prallten Welten aufeinander…
Die Zwangspause auf der Fähre nutzten wir, um uns ein wenig die Beine zu vertreten (insbesondere das linke Bein des Fahrers ist nur sehr unentspannt zu positionieren) und zwei staunende Kinder mal probesitzen zu lassen.

Die skeptischen Fragen des Vaters nach Airbags, Seitenaufprallschutz und Knautschzone wurden mit gebührender Herablassung beantwortet.

Tag Eins beendeten wir nach 2,5 Stunden leicht angefroren und körperlich am Ende aber voller Glückshormone.

Griechische Transferzahlung mal anders

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, melden momentan Zehntausende Griechen ihre Autos ab, da sie die Steuern dafür nicht mehr zahlen können.
Hiervon besonders betroffen sind hubraumstarke Fahrzeuge, da sich die Steuer exponentiell staffelt:
Zum Beispiel kostet ein PKW mit 1.600 ccm 265€ Steuern im Jahr, Autos mit mehr als 1.928 ccm 660€; mehr als 2.358 ccm 880€; mehr als 3.001 ccm 1.100€, und mit mehr als 4.001 ccm 1.320€.
Warum also nicht den armen Bürgern direkt helfen und ein paar schöne Mitbringsel vom völlig überfüllten griechischen Automarkt holen?
Wie wäre es z.B. mit einem seltenen Fiat Lombardi Grand Prix 850 für 9999€:

Einem eben so seltenen Anadol 1 (Reliant-GFK-Karosserie mit Ford Technik) im heißen Rallye-Trim für 27000€:

Oder einem Simca 1501 für schlappe 420€:

Das wäre doch mal was, um am Stammtisch zu sagen, dass man die Nase voll von all den Rettungsschirmen hat und die Sache nun selbst in die Hand nimmt.
Außerdem gibt die Überführung auf eigener Achse später auch eine gute Geschichte ab. Zeit hätte ich….
Ich persönlich halte ja noch Ausschau nach einem Mazda T1500.

Solltet ihr auch Interesse haben, so findet ihr hier die englische Version eines griechischen Gebrauchtwagenportals.
Und um einfach nur ein wenig zu blättern war ich mal so frei nach Wagen mit EZ zwischen 1900 und 1975 zu suchen.
αυτοκίνητο“/“avtokínito“ heißt übrigens „Auto“ und „αγοράζω“/“agorázo“ heißt „kaufen“ (und übrigens auch „bestechen“…).

„Ein Leben ohne Eier ist möglich, aber sinnlos.“

So oder so ähnlich formulierte es schon ein großer deutscher Humorist.
Auch der bekannte Gegenwartsphilosoph Oliver Rolf Kahn brachte es mit seinem Ausspruch „Eier, wir brauchen Eier!“ auf den Punkt!

Diese eierlose Leere fühlten auch wir seit unserer Rückkehr aus Afrika vor 3 Jahren.
Zu sehr waren uns die kleinen Dinger ans Herz gewachsen.
Mochten wir und der Rest der Welt sie doch anfangs für furchtbar hässlich befunden haben, so zeigten sie doch auf unserer Reise ihren wahren generösen Charakter.
Denn wie so oft im Leben kommt es nicht auf die äußere Hülle an, sondern auf das was sich darunter verbirgt!

Kaum waren wir also wieder hier, äußerten wir beide den Wunsch, wieder ein Ei zu besitzen.
Diesmal aber kein Wegwerfmodell, sondern eins zum behalten. Zum lieb haben….

Dementsprechend hattet ihr natürlich Recht.

In den letzten Produktionsmonaten legte Mazda eine auf 500 Exemplare limitierte Sonderversion des 121 DB namens „Ginza“ auf.
Neben den bekannten Vorzügen wie spritziger 72 PS-Motor und Faltdach wartete dieses Sondermodell mit Metallic-Lack, weißer Volllederausstattung (mit blauen Nähten), elektrischen Fensterhebern, Sitzheizung, Servolenkung und weiteren Extras auf! Die ideale Ausgangsbasis für einen zukünftigen Klassiker also.
Tobias suchte sich die Finger wund, um ein akzeptables Exemplar für schmales Geld zu finden.
Anfang November war es dann soweit. Auf dem Rückweg vom Motorenbautag schaute ich mir ein Ei in Friesland an:
Ginza auf Wiese
Auf einer feuchten Wiese erwartete mich ein original Ginza mit leichtem Frontschaden.
Ginza auf Wiese 2
Bevor ich mich dem Blech zuwendete inspizierte ich erstmal die wichtigsten Teile.
Beschädigungsfreie Innenausstattung:
Rückbank
Intakte Türpappen und Armauflagen:
Türverkleidung rechts 2
Auch von oben alles lecker:
Laufschiene Sonnendach
Lediglich das Leder des Fahrersitzes zeigt ein paar Knitterfalten, welche aber die Laufleistung von knapp 100.000 km glaubhaft erschienen lassen und noch als „Patina“ durch gehen:
Fahrersitz
Einziger Wermutstropfen im Innenraum sind die Abdrücke auf dem hinteren linken Sitz:
Rücksitzbank mit Spuren
Auch das Faltdach zeigte sich makellos und rissfrei:
Faltdach
Nun also zum Blech.
Die Schwellerecken waren besser als erwartet:
Schwellerecke links
Klar sind die knusprig, aber ich hatte faustgroße Löcher erwartet….
Auch fand sich lediglich ein rostiger Radlauf:
Radlauf Rost
Schlimmer stand es da schon um die Falz der Schweller:
Schwellerfalz
Da fehlten große Stücke:
Schwellerfalz 3
oder waren Gevatter Rost zum Opfer gefallen:
Schwellerfalz
Soweit ich es erkennen konnte, rührten diese Schäden von konsequent falschem aufbocken her. Die Falz war in weiten Bereichen platt gedrückt und umgebogen.
Der Motorraum hingegen, präsentierte sich Ei-typisch unspektakulär.
Schmunzeln musste ich jedoch bei dem ungewöhnlichen Aufbewahrungsort für das Bordwerkzeug:
Kneifzange im Motorraum
Sogar den seltenen „Ginza“-Schlüsselanhänger hatte der Verkäufer noch:
Schlüsselanhänger
Der Unfallschaden hatte den Kühler, die Haube und die vordere Stoßstange gekostet. Die ältere Vorbesitzerin war im Winter in den Graben gerutscht (es fanden sich noch Gras und Erde an der Front) . Soweit ich es jedoch beurteilen konnte, ist die tragende Struktur des Wagens nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Zumindest fanden sich keine Knitter- oder Schweißspuren.
Auch die verbeulte Haube deutet eher auf einen milden Anstoß hin:
verbeulte Haube
Wie zu erwarten war, sprang der Motor sofort an, lief ruhig und kehrte nach der Warmlaufphase in einen niedrigen gleichmäßigen Leerlauf zurück. Alle elektrischen Gimmicks funktionierten ebenfalls problemlos.
Die Bremse vorne links ist fest, aber das ist nach über einem Jahr Standzeit auf einer feuchten Wiese auch nicht weiter verwunderlich.
Auch wenn das Ei blechtechnisch mit wirtschaftlichen Mitteln nicht mehr zu retten ist, so glänzt es doch mit einem unvergleichlichen Originalzustand. Selbst das original Mazda-Radio ist noch verbaut und die Sommerreifen stehen auf Stahlfelgen mit original „Ginza“-Radkappen. Der Aschenbecher ist jungfräulich und auf den Rücksitzen scheint nie jemand gesessen zu haben. Von Ausschnitten für größere Boxen oder ähnlichem ganz zu schweigen.
Da der Eigentümer um den Seltenheitswert des Wagens anscheinend nicht, jedoch um den Umfang der Rostschäden sehr wohl Bescheid wusste, konnten wir ihn für die Kosten einer ausgewachsenen Tankfüllung einpacken. Das dürfte alleine die Lederausstatttung Wert sein.
Also kamen wir am nachfolgenden Wochenende mit einem Hänger vorbei und luden das Ei auf:
Ginza auf Hänger
Gut verzurrt gings gen Heimat:
Ginza auf Hänger 2
Leider habe ich es versäumt vom Verkäufer und seiner hüfthohen Dogge ein Foto zu machen.
Soviel sei jedoch gesagt: Er arbeitete früher als Schausteller und die Dogge hatte ein Halsband mit kleinen Schlagringen als Verzierung….
Es erinnerte ein wenig an die Auto-Kauf-Szene aus Bang Boom Bang.

Es war aber mal wieder meine Lieblingsart des Autokaufs:
Billig!
Da gibts keine bösen Überraschungen, sondern nur Gute.

Was aus dem Ei wird, steht noch nicht fest. Entweder es dient als Spender für ein blechmäßig besseres Exemplar, oder Tobias stellt es ohne Rücksicht auf Kosten wieder her.
Ist aber keine Sache für einen absehbaren Zeitraum. Wir reden hier eher von den nächsten zehn Jahren, als den nächsten Fünf.
Gut Ei will Weile haben!

Oberst Hathi gehört nun zur Familie

Entgegen meiner Prognose werden es wohl nicht „die nächsten Artikel“ sein, in denen ich von unserer Suche nach einem Opel Combo CNG berichte, sondern nur dieser…
Wir haben ihn nämlich schon gefunden.
Im tiefsten Brandenburg (Jüterbog, malerischer Arsch der Welt), dort wo die Trabanten blühen, fanden wir ihn.
Trabant-Denkmal
Bei Autohaus Lautsch stand er als unsere Erstwahl (hier schon nach der Abholung):
Fahrerseite
Baujahr 2008 und damit modellgepflegt, mit dem 94-PS-Motor.
Beifahrerseite
An Ausstattung hat er: elektrische Fensterheber & Spiegel, FlexOrganizer-Paket, CD-Radio „CD 30“ mit Lenkradfernbedienung, höhenverstellbaren Fahrersitz, zwei Schiebetüren, große Heckklappe, Raucherpaket (trotzdem NR-Wagen), Klimaanlage, Funkzentralverriegelung
Front
Mit 52.000 km war der Tachostand angenehm niedrig. Erstzulassung war Ende 2008 auf den Landkreis Teltow-Fläming. Der Landkreis leaste bei diesem Händler insgesamt 28 (!!) identische Combos. Als Behördenrutsche wird er kein einfaches Leben gehabt haben. Dessen sind wir uns bewusst. Allerdings habe ich im Laufe der Suche lernen müssen, dass es kaum CNG-Combos aus erster privat-Hand mit akzeptabler Laufleistung gibt. Selbst wenn es eine domestizierte „Tour“-Version ist, so lief diese dann meistens bei einem Kleingewerbetreibenden und wurde nachmittags als Familienkutsche verwendet.
Da ist mir so ein Behördenfahrzeug mit vollem Scheckheft schon lieber. Da wurde wenigstens nicht am Service gespart und alles repariert, was anfiel. Dadurch, dass das Autohaus so einen Haufen von den Dingern zu warten hatte, werden die auch genügend Erfahrung gesammelt haben, um mit den Gasanlagen umgehen zu können. Das beruhigte mich weiterhin.
Durch die Behördenvergangenheit ist er natürlich kein Top-ausgestattetes Spitzenmodell. Der Üni-Lack in „royalblau“ war die billigste, nicht aufpreispflichtige Farbe. Ebenso das Interieur in Stoff-anthrazit.
Innenraum Sitze vorne
Er hat jedoch alles, was nach unserer Meinung für ein einigermaßen komfortables Reisen, auch auf längeren Strecken, erforderlich ist.
Das Geräuschniveau hält sich selbst bei Tempo 120 in überraschend akzeptablen Grenzen. Man kann sich dann noch unangestrengt unterhalten.
Bemerkenswert ist der Fußraum für die Hinterbänkler:
Innenraum Sitze hinten
Die Behördenvergangenheit bringt ebenfalls mit sich, dass augenscheinlich noch nie jemand auf den hinteren Sitzen Platz genommen hat.
Ein wenig negativ ist jedoch aufgefallen, dass sich die Vordersitze nicht sonderlich weit zurück schieben lassen. Uns Zwergen ist das jedoch Schnuppe.
Das Raumgefühl ist, bei annähernd identischen Außenmaßen (Länge und Breite) wie der Stiefastra, überwältigend:
Innenraum Überblick
Wie man sieht bekommt man bei aufgestellten Rücksitzen noch vier Winterreifen in den Kofferraum.
Die Rundumsicht ist ebenfalls fabelhaft. Die riesigen Nutzfahrzeug-Außenspiegel und die große Frontscheibe geben einem einen Panoramablick auf den Straßenverkehr. Gut dass wir uns für die große Heckklappe entschieden haben. Die Rücksicht durch den Innenspiegel ist so ebenfalls ausgezeichnet. Im Netz ließt man immer wieder, dass hinter den dicken Holmen der Flügeltüren sogar ganze Autos aus dem Blickfeld verschwinden. Von Motorrad- und Fahrradfahrern ganz zu schweigen.
Der Motorraum sieht ebenfalls gut aus:
Motorraum
Lediglich dieser ominöse Beutel trübt den gepflegten Eindruck:
ominöser Beutel
Ich vermute, dass sie den lokalen Marder mit einer goldenen Priese Koks killen wollten…
Auch von unten bestätigt sich der gute Eindruck:
Ölwanne + Getriebe
Motor und Getriebe sind trocken und alle Teile im Umfeld sehen noch neu aus.
Lediglich der Auspuff ist eine Sollroststelle:
Auspuff
Das Netz spricht von einer maximalen Lebensdauer von 5 Jahren.
Der CNG-Combo weicht hier auch von seinen sonstigen Brüdern ab. Aufgrund der großen Gastanks unter dem Heck, war dort kein Platz mehr für einen Auspuff. Daher endet dieser nun unter der Schiebetür auf der Fahrerseite.
Der Combo ist auch das erste Fahrzeug, dass ich sehe, welches auf seiner Unterseite Klartext-Aufkleber hat:
Aufkleber unterm Auto
Positiv ist mir ebenfalls aufgefallen, dass egal in welchen Hohlraum man blickt, man immer auf eine dicke Schicht Korrosionsschutzwachs stößt:
Korrosionsschutz
Unter dem Tankdeckel finden sich zwei Tankstutzen:
Tankstutzen
Auf den Kleinen Nöppes kommt dann die Kupplung der Zapfsäule (hier die alte Version):
Erdgas-Zapfpistole
Der Tankvorgang selbst wird von einer beeindruckenden Geräuschkulisse begleitet, ist aber ansonsten unspektakulär.
Ganz große Emotionen kommen erst dann, wenn man nach dem Volltanken auf die Zapfsäule blickt:
Erdgas-Zapfsäule
Unsere bisherige Erfahrung ist, dass uns die Strecke Magdeburg – Osnabrück mit ihren 280 km an Gas 12,45€ kostet. Der Stiefastra hätte den dreifachen Betrag gefressen….

Auch die Namensfindung war schnell abgeschlossen. Aufgrund der riesen Ohren wurde er „Oberst Hathi“ getauft:
http://www.youtube.com/watch?v=HWE-Cn19B_g