Schlagwort-Archive: kaufen

Reliant Robin = Simson Duo 2.0

Seit ich Lola habe, bin ich überzeugt, das vier Räder eine technologische Sackgasse für die automobile Fortbewegung sind. Drei sind absolut ausreichend. Mehr braucht kein Mensch.
Da nun mit dem Ende meines Studiums der Zeitpunkt in meinem Leben näher rückt, indem ich ein schnelleres Auto als Lola benötige, habe ich mich mal umgesehen, was der Markt noch an anderen Three-Wheelern hergibt. Es sind ehrlich gesagt, überraschend viele! Hier gibt es eine ausführliche Auflistung.
Da ich das Auto im Alltag bewegen will, d.h. auch bei Eis, Regen und Schnee, scheiden leider die sehr attraktiven Three-Wheeler Lomax 223 und JZR aus. Weiterhin will ich auch ein Fahrzeug mit möglichst einfacher Teileversorgung (Ich erinnere nur ungerne an unsere immer noch andauernde Suche nach einem Volvo 1800S-Ausstellfenster.). Also muss es eins sein, welches in Großserien produziert wurde.
Unter diesen Einschränkungen landet man mal wieder bei der Piaggio Ape oder aber bei dem englischen Hersteller Reliant. Die Ape fliegt wieder raus, weil ich einfach keine Ladefläche, aber dafür Sitze brauche (sind die großen Apes eigentlich Zweisitzer oder auch nur Einsitzer, wie die Ape 50?). Bleibt also Reliant.
In die Nähere Auswahl kommen dann:
Reliant Robin Mk I 1972-1981:

Reliant Rialto 1981-1998

Reliant Robin MK II 1989-2001

Reliant Robin MK III/BN-1 2001-2002

Die Reliants haben den großen Vorteil, dass die komplette Karosserie aus GFK gefertigt ist. Dementsprechend sind Reparaturen, für jemanden ohne Schweißgerät wie mich, relativ einfach und rosten kann dort auch nichts. Reliant-spezifische Ersatzteile gibt es problemlos in England per Onlineshop zu kaufen, oder aber auch in Deutschland, da sehr viel von der BMC zugekauft wurde. Eine entsprechende Gleichteileliste liegt mir schon vor und werde ich demnächst mal veröffentlichen. Ansonsten folgen die Reliants dem Duo-Prinzip: „Was nicht dran ist, kann auch nicht kaputt gehen.“
Mit 40,5 PS (40 bhp), einer Spitzengeschwindigkeit von 136 Km/h (85 mph), 16,1 Sekunden von 0 auf 96 Km/h (0-60 mph) und einem Verbrauch von 2,4-4 l/100 Km (60-100 mpg) finde ich den Reliant Robin Mk I schon eine angemessene Motorisierung für den Überlandverkehr. Die Nachfolgemodelle Rialto und Robin Mk II sowie Robin BN-1 hatten zwar den gleichen Motor, waren aber durch verbesserte Aerodynamik noch schneller, effizienter und bei „Hochgeschwindigkeitsfahrten“ kursstabiler.
Das stellt einen mal wieder vor die Qual der Wahl: Nimmt man ein frühes Modell und meldet es hier als Oldtimer an? Oder nimmt man ein möglichst neues Modell um die ausgereiftere Technik zu haben?
Machen wir mal eine Liste:

  1. Feinstaubzonenbefahrung: Ist egal, weil jegliche Three-Wheeler davon gemäß Anhang 3 zu § 2 Abs. 2 Nr. 4 der Feinstaubverordnung ausgenommen sind.
  2. Steuerersparnis: Mit einem H-Kennzeichen wären es 191€ pauschal. Mit normaler Zulassung im schlimmsten Fall (25,36€ je angefangene 100ccm) 228,24€. Macht also auch keinen wesentlichen Unterschied.
  3. Versicherung: Nen Oldtimer im Alltagsbetrieb günstig zu versichern (Oldietarife) kann man vergessen. Da spielen die Versicherungen nicht mit. Also auch kein Unterschied.
  4. Stabileres Kurvenverhalten: Spricht klar für die Neueren.
  5. Feuergefahr: Der Nachteil an GFK-Karosserien ist, dass sie brennen wie Zunder. Deswegen lässt der TÜV z.B. auch keine Buggys mehr zu. Elvis Payne musste das mit seinem „Ole Blue“ schmerzlich erfahren. Die Bilder sind ein Trauespiel. Allerdings wurde den späteren Modellen (ab Robin Mk I) ein feuerhemmendes Mittel in den GFK gemischt. Die Feuergefahr ist also bei allen Modellen gleich hoch. Auch keine Entscheidung.
  6. Crashverhalten: Na, da wollen wir mal nicht drüber reden. Not vs. Elend
  7. Bleizusatz: Ich habe gelesen, dass die Motoren erst 1989 auf bleifreies Benzin umgerüstet wurden. Würde also wieder für die späteren Modelle sprechen.
  8. Zulassung: Das ist der Knackpunkt! Da Reliants niemals in Deutschland verkauft wurden, wurden sie hier auch nie vom TÜV zugelassen. Ich könnte mir in diesem Zusammenhang vorstellen, dass der TÜV etwas kooperativer ist, wenn man einen fremden Oldtimer zulassen möchte, als wenn man einen fremden Gebrauchtwagen zulassen möchte. Etwas entschärft wird die Situation, da die Reliants in den Niederlanden und Österreich verkauft wurden (dort bekommt man daher auch links-gelenkte Modelle). Dank EU sind die deutschen Behörden nämlich verpflichtet, auch hier Fahrzeuge zuzulassen, welche schon mal im EU-Ausland zugelassen waren. Das ist aber nur eine generelle Regelung. Was sie dafür an Umbauten und Auflagen fordern dürfen, steht auf einem anderen Papier. Das spricht klar für ein älteres Modell.
  9. Angebot: Auch das ist ein Knackpunkt. In England bekommt man die Reliants in allen Formen und Farben, aber hier? In Deutschland gibt es meines Wissens nach keinen einzigen zu kaufen. Und das Angebot in Österreich und den Niederlanden ist auch sehr übersichtlich.
  10. Prestige: Son H-Kennzeichen is schon geil….

Ich galube, ich muss diese Entscheidung noch etwas vertagen.
Über das Reliantforum habe ich Kontakt zu jemandem, der hier in Deutschland gerade einen 1977er Reliant Robin MK I restauriert. Mal sehen, was er zu berichten hat, wenn es an die Zulassung geht. Ich denke, dass wird dann meine Entscheidung in gutes Stück vorran bringen.
In Östereich hat einer mal einen älteren Reliant Regal restauriert. Der steht momentan zum Verkauf, ist mir aber mit seinen 25 PS und 110 Km/h Spitze zu schmalbrüstig. Außerdem ist er wohl zu schade für den Alltag. Die Ösis mochten die Reliants, weil sie dort bis Anfang der 90er als „Motordreiräder“ zulassungs- und Steuertechnsich den Motorrädern gleich gestellt waren.
Recht interessant zu lesen, ist auch die Nordkap-Challange von Elvis Payne und seinem Bruder Goeff. Hier die technischen Vorbereitungen und hier das Reiseblog selbst.

Nachtrag:

11. Vollverzinkung: Mit Einführung des Rialtos bekamen alle Reliants vollverzinke Chassis. Das wiederum sprich eindeutig für ein späteres Modell.
12. Automatikgurte: Ab 1986 hatten die Rialtos vorne Automatikgurte und hinten statische Beckengurte. Vorher hatten alle nur vorne statische 3-Punkt-Gurte. Wie assi das ist, habe ich ja bei unserem Volvo 1800S gesehen. Spricht klar für den Rialto.

Wenn die Mauren kein Öl liefern…

So ein Duo ist ja schon etwas speziell, was das Getriebeöl angeht. Die normalen Schwalben nehmen ja fast alles. Empfohlen wird für die SAE80. Im Handbuch vom Duo (und der HycomatSchwalben) steht, man soll das „Einheitsöl 36“ nehmen. Allerdings ist mit dem Einheits-Bauern-und Arbeiterstaat auch der Fundus an Einheitsölen untergegangen. Als passendes Kapitalisten-Ersatzöl wird im Internet öfters mal „HLP46“ proklamiert. Das ist eigentlich ein Hydrauliköl und kein originäres Getriebeöl bzw. Motoröl. Ich hab mal aus Verzweiflung (weil ich HLP46 partout nicht gefunden habe) mein Duo mit SAE80 betrieben. Allerdings lief das bei mir nicht so problemlos. Die Kupplung rutschte und der ohnehin spärliche Kraftfluss war noch magerer. Nach ca. 500 Metern konnte ich nur noch im 1. Gang und knapp über Standgas fahren, weil mehr Gas nur die Kupplung rutschen ließ. Ich hab gleich am übernächsten Tag (nachdem ich endlich HLP46 gefunden hatte) das Öl gewechselt. Danach waren die Kraftschlussprobleme weg.

Ich hab damals mal ne Liste fürs Simsonforum gebaut, wo man HLP 46 bekommt:

„Unter die Bezeichnung HLP46 fallen Mineralöle, die als Druckflüssigkeiten in Hydraulikanlagen verwendet werden. Sie enthalten Wirkstoffe zur Erhöhung der Alterungsbeständigkeit, des Korrosionsschutzes und der EP-Eigenschaften (Extreme Pressure). Aufgrund ihrer Additivierung werden sie allen Anforderungen gerecht und vorwiegend in Hydraulikanlagen eingesetzt, in denen hohe thermische Beanspruchung auftritt, sich durch Wasser Korrosion bilden kann und deren Pumpen oder Hydromotoren aufgrund der Betriebsbedingungen Öle mit Verschleißschutz bei Mischreibung benötigen.

Freigaben & Performancelevels

    Hydrauliköle DIN 51524 – HLP
    SEB 181 222 – HLP
    Kurzbezeichnung gemäß DIN 51502: HLP 46
    Viskositätsklassen gemäß DIN 51519: ISO VG 46

Für weitere technische Details möchte ich auf dieses Pdf verweisen.

Namen der Öle verschiedener Hersteller mit diesen Eigenschaften:
aral vitam GF 46 (46, 215, -27)
aral vitam DE 46 (46, 210, -27)
BP energol HLP 46 (47, 220, -27)
BP energol HLP-D 46 (47, 225, -30)
BP energol SHF 46 (49, 200, -42)
ecubsol oel HYD (47, 214, -33)
ecubsol oel HH 46 (45, 225, -27)
esso nuto H 46 (44, 220, -27)
Liqui moly HLP 46
mobil DTE 15 (42, 220, -26)
Shell Tellus C 46
texaco rando oil HD B-46 (44, 204, -27)
texaco hydraulic oil HDW 46 (46, 210, -21)

Als Bezugsquellen habe ich bisher aufgetan:

ebay (welch Wunder)
Ratio (1L Liquid Molly HLP 46 für 4,99 €)
Marktkauf Baumarkt (1L Liquid Molly HLP 46 für 5,59 €)
Zweirad-Steinberg (1L für 5€)
– Gabelstapler-Service
– Hydraulik-Dienst
– Landmaschinenhandel
– Baumaschinenhandel

Bei den letzten Vier soll man vorsichtshalber eine große leere Limoflasche mitnehmen, da die oft das Öl nur in dicken Fässern haben. Aber fürn Fünfer in die Kaffekasse sollen die einem was abzapfen…Gerüchteweise…“

Wenn ich groß bin, will ich dichter werden

Wie schon angesprochen, bin ich ja gerade dabei die Frontscheibe meiner Lola neu abzudichten. Hierzu hatte ich mir bei ebay eine neue Fensterscheibendichtung geschossen. Bei der Auktion stand extra „Für Duo 4/1“ bei. Sollte man also von ausgehen, dass die dann passt, oder? Pustekuchen. Die alte Originaldichtung hatte eine Tiefe von 8 mm. Die Neue hatte eine Tiefe von 13,5 mm. Das macht, da ja auf jeder Seite mehr Tiefe dazukommt, insgesamt 11 mm mehr Weg für die Scheibe den sie hin und herwandern kann. Die Dichtung war aber nicht das einzige Problem. Die Scheibe selbst ist lausig verarbeitet. Ich glaube, als die produziert wurde, waren Zollstöcke gerade aus…kamen auch nicht mehr rein… Die Scheibe ist viel zu klein für den Rahmen. Man kann sie mehr oder weniger einfach in den Rahmen legen. An einigen Stellen sind es nur 2-3 mm die sie im Rahmen halten. Das Resultat war auch, dass die Scheibe mit der Dichtung absolut nicht passte. Wenn die Scheibe ganz rechts im Rahmen stecke, konnte man links nen Finger zwischen Rahmen und Scheibe durchstecken….Ganz großes Tennis. Hier mal ein unscharfes Foto zur Verdeutlichung. Links die neugekaufte und rechts die Originaldichtung:
Fensterdichtung 020
Also „original passende Dichtung für Duo 4/1“ in die Tonne gekloppt und selbst nach was passendem umgesehen. Ich habe eine Skizze von der mir gewünschten Dichtung gemacht und ungefähr 20 verschiedene Gummiwerke und Händler angeschrieben.
Einige meldeten sich nicht, andere hatten nichts passendes und einige schieden aus, weil die Mindestabnahmemenge 200 Meter war. Die dann noch verbliebenen schrieb ich an, ob sie mir nicht ein paar Muster schicken könnten, damit ich ein wenig rumexperimentieren könne. Zu meiner Überraschung machten das auch recht viele. Hier eine kleine Auswahl der Muster, die sie mir schickten:
Fensterdichtung 018
Im Endeffekt kam nur eine einzige Dichtung aus dem ganzen Haufen in Frage. Sie hat nur 5mm Tiefe und gleicht somit die mangelnde Maßhaltigkeit der Scheibe aus. Außerdem ist sie nicht so wie die alte Dichtung ein einfaches „U“ sondern hat auf jeder Seite noch eine doppelte Dichtlippe. Das sollte das Wasser auf jeden Fall draußen halten. Quasi „Duo Dichtung – The Next Generation“!
So sieht das gute Stück im Querschnitt aus:
Fensterdichtung 012 klein
Die Mindestabnahmemenge war 10 Meter. Blöd, aber noch zu verkraften. Also bestellt. Und, was soll ich sagen? Sie passt perfekt. Selbst oben in den Rundungen, wo die andere Repro-Dichtung Wellen und Falten geworfen hat, liegt sie schön dicht an. Zwar mussten wir ein wenig nachhelfen, da natürlich der Kurvenradius der Scheibe nicht mit dem Radius des Rahmens übereinstimmte, aber auch das war zu machen. Insgesamt habe ich 2,8m gebraucht. Der abschließende Dichtigkeitstest fehlt noch, aber da bin ich recht zuversichtlich, dass die Dichtung ihn mit Bravour bestehen wird.
Warum ich hier solche Lobgesänge auf die Dichtung singe und die Quelle nicht verrate? Naja, ich hab jetzt noch 3x 2,8m bei mir rumliegen (Es wurden 11,5m geliefert.). Die würde ich gerne wieder loswerden… 🙂

Heinz Erhardt sah das übrigens ähnlich.