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Lackaffe III

Endlich war der Lack durchgehärtet und ich konnte gucken, ob unter der stumpfen Orangenhaut ein brauchbares Ergebnis schlummerte oder doch nur erwartbarer Pfusch:

Materialmäßig habe ich 3000er Nassschleifpapier, 6000er Polierpaste, 26000er Politur sowie zwei mittelharte Polierschwämme verwendet:

Poliert wurde ausschließlich von Hand. So hat man (insbesondere als Anfänger) mehr Kontrolle über das Ergebnis. Ich habe noch dabei an dieses Tutorial gehalten.
Hierzu ein Top-Tipp:
Wenn ihr sowas von Hand aufpolieren wollt, beißt die Zähne zusammen und macht es an einem Tag.
Ihr habt am nächsten Tag so einen Muskelkater, dass ihr ansonsten eh nicht mehr weitermachen könntet.
Mit dem 3000er Schleifpapier habe ich nass vorgeschliffen, um den Sprühnebel zu entfernen und die rauesten Bestandteile der obersten Lackschicht zu brechen.
Das wurde dann schon mal deutlich besser:

Nun konnte ich mit der Polierpaste weiter machen:

Hier sieht man anhand der Spiegelung so langsam, wie der Glanz in den Kotflügel zurück kehrt:

Hier zum Vergleich eine nur geschliffene Stelle:

Nach ein paar weiteren Durchgängen spiegelte sich auch die Deckenleuchte wieder im Lack:

Am Ende habe ich ca. die Hälfte der Polierpaste verbraucht, um hier anzukommen:

Nun fehlten noch die Durchgänge mit der Politur um dem Kotflügel zu finalem Glanz zu verhelfen:

Im Ergebnis fühlt sich der Lack glatt wie ein Babypopo an. Die abgeschliffenen Partien und deren Übergänge kann man weder sehen noch fühlen. Der Lack hat auch wieder einen schön tiefen Glanz, wie der Rest des Fahrzeugs.
Ehrlich gesagt hätte ich mit so einem guten Ergebnis nicht gerechnet. Für „zeitwertgerechte“ Lackierarbeiten ist die Spraydose völlig ausreichend. Ich würde es jederzeit wieder machen.

Eh jetzt zweifelnde Kommentare ob meiner Sehkraft in die Tasten gehämmert werden:
Natürlich sehe ich den Farbunterschied im Metallic-Lack!
Ich hatte auch nie erwartet, dass das passt. Volkswagen hat seit Ende der 90er-Jahre die Farbe LA7W „Reflexsilber“ unverändert im Programm. Da ist es utopisch zu erwarten, dass sich da nie im Hintergrund die Zusammensetzung geändert hat. Ganz zu Schweigen davon, dass sich (selbst bei unserem Garagenfahrzeug) der Farbton durch die UV-Strahlung verändert hat. Gerade bei Silber-Metallic garantiert selbst eine Lackanalyse beim Lackieren nicht, dass es nachher nicht zu Farbabweichungen kommt.
Interessant war für mich daher eher das Oberflächenfinish und ob man die Übergänge an den Schleifstellen sieht. Und beides ist wirklich super geworden.
Der Farbunterschied wird auf den Bildern eh nur so deutlich, weil man mit der Nase drauf gestoßen wird.
Im Alltagsbetrieb wasche ich unsere Autos zwei mal im Jahr. Da kann man froh sein, wenn man erkennt, was die überhaupt mal für eine Farbe hatten.
So sieht es mit Abstand, inkl. Vogelschiss, aus:

Trotzdem lerne ich daraus für die nächste Spraydosenlackierung. Beim nächsten Mal würde ich versuchen, auch den neuen Metallic-Lack auf den Radlauf zu begrenzen und auch dessen Sprühnebel weg zu schleifen, so wie die Grundierung. Durch die Kante, würde es dann noch unauffälliger.

Christos Krümmer III

Gestern hab ich ein wenig weiter am Einlass- und Auslasskrümmer gewurstelt.
Ein mit Schleifpapier umwickelter Pinsel funktionierte ganz gut um die Spuren der Feilen zu beseitigen:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 31
Allerdings musste ich dann doch auf den klassischen Finger zurück greifen, um die ganzen Rundungen zu glätten. Erst 80er, dann 220er und abschließend 400er Schleifpapier um den Zeigefinger gewickelt und dann „gib ihm“. Irgendwann beschloss ich, dass ich nun keine Lust mehr hätte und dass das Resultat zufriedenstellend ist:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 33
Nah am Babypopo.
Dafür war ich aber auch der Mann mit dem grauen Daumen und den wunden Fingern vom Schleifpapier:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 34
Anschließend habe ich noch die Flansche geplant:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 35
Beim Flansch zum Vergaser musste ich mir mit einem umwickelten Holzklotz behelfen, da ich die Stehbolzen nicht ausdrehen wollte:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 37
Damit der Krümmer neben dem neuen Fächerkrümmer sich nicht hässlich und alt fühlt, habe ich ihn dann noch von außen ein wenig sauber gepinselt:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 38
Danach konnte er wieder zurück an seinen angestammten Platz.
Beim los- und anschrauben des Einlasskrümmers müsst ihr drauf achten, dass man die Muttern nicht einfach komplett ab bzw. drauf drehen kann, sondern immer mit der Aussparung im Krümmer gehen muss. Also immer Schrittweise vorarbeiten:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 46
Sieht richtig lecker aus, finde ich:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 47
Ok, ich hab mit meinen Schmuddelpfoten das Band ein wenig eingesaut, aber das ist eh nicht lange so weiß…
Ich hab übrigens auch neue Muttern zum anschrauben der Krümmer benutzt. Die Neuen sind aus Bronze/Nickel/Kupfer und können daher nicht mehr fest rosten. Ich hab die Muttern jetzt mal „fest“ angezogen. Nen Drehmomentschlüssel hab ich hier ja leider nicht (man würde auch nicht an alle Muttern kommen).
Danach habe ich mich dem Auspuff zugewandt. Den muss ich ja absägen, da der Krümmerflansch nun entfällt.
Der neue Krümmer reicht runter bis hinter die vordere Aufhängung an der Getriebeglocke:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 40
Der Plan ist daher, den alten Auspuff so ab zu sägen, dass die Aufhängungsschelle die beiden Rohre zusammenpresst. Zu sägen war also genau hinter der Schelle:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 41
*Hüstel* Hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass es gut war, dass ich die einzelnen Rohrsegmente nicht verschweißt habe?
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 42
Das abzuschneidende Stück bekam nochmal eine neue Lage hitzebeständigen Lack:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 44
Danach war es mal wieder ein Einsatz für „den Spreizer„:
Reliant Rialto Fächerkrümmer einbau 48
Natürlich war es doof, das Rohr vorher zu lackieren, da ich die Backen des Schraubstocks so fest anknallen musste um das glatte Rohr zu halten, dass er danach wieder runter geschrubbelt war… egal. Hab ich also nochmal lackiert. Das aufspreizen ging ganz gut. Das Rohr müsste jetzt mit mittlerem Klopfen auf den Krümmer passen. Vorne (da wo später die Schelle sitzt) habe ich zwei Schlitze gesägt, damit ich es später zusammendrücken kann. Dürfte auch dicht werden.
Mal sehen, wann ich zum finalen Zusammenbau komme.
Ich muss ja eh noch auf das Care-Paket von wuschel warten.
Außerdem tut mir der Kopf weh. Oma hatte ihre gesammelten Kegelfahrt-Schnaps-Vorräte zur Entsorgung freigegeben:
Gelage bei Heiko 23

“Sag Aaaaa…-Frame.” VI

Tut mir leid, dass ihr noch nicht früher was von mir lesen konntet, aber heute war Großkampftag. Zum einen ist ja dank Auto Mobil Osnabrück endlich der Achsschenkel zerlegt und ich konnte nun weiter machen. Zum Anderen musste ich heute rein hauen, eh das Gelbfieber, mit dem ich seit gestern infiziert bin, stärker wird.
Ich hab heute an mehreren Baustellen parallel gearbeitet. Als erstes will ich über meine Fortschritte am A-Frame berichten.
Zum Anfang kamen die verbliebenen Nadellager raus. Das funktionierte so, wie ich es schon vermutet hatte. Also fix ne passende Hülse gesucht und für eine gleichmäßigere Trefferfläche des Hammers noch einen alten Bolzen lose rein gesteckt:

Danach gabs dann auf den Kopp. Nix spektakuläres und auch schnell fertig:

Nun war der Achsschenkel endlich gänzlich nackig und ich konnte ihn ausgiebig sauber machen.
Als nächstes habe ich mich daran begeben, die Laufspuren der alten Lager wegzupolieren. Dazu habe ich eine Metallpolitur von Nigrin verwendet. Einfach den Schenkel eingespannt, aufgetragen, einen Stoffstreifen vom Lappen gerissen und nach Einwirkzeit schön „rubbel-die-Katz“:

Ich finde das Ergebnis durchaus brauchbar:

Vorher sah die gleiche Stelle so aus:

Die Pittingspuren sind deutlich weniger spürbar.
Nachdem das erledigt war, konnte ich mich der Bremsplatte zuwenden. Da warteten ja immer noch die alten Radbremszylinder auf ihren Ausbau.
Mittlerweile hatte ich auch passende Bremsleitungsschlüssel (offene Ringschlüssel) besorgt:

Der Rialto braucht für die 3/8″-24 UNF Bremsenfittings Schlüsselweite 11 (Überwurfschrauben) und 14 (Überwurfmuttern).
Als erste habe ich eine olle Schraube in eines der Löcher gedreht, um mir eine dauerhafte Markierung zu schaffen, welche Seite oben war:

Leider halfen auch die passenden Schlüssel nix. Trotz einer Woche in Rostlöser saßen die Fittings so fest, dass sich eher der Schlüssel aufbog, als dass sich die Schraube bewegt hätte:

Es half also alles nix. Ich musste zur Radikalkur greifen und die Kneifzange ansetzen. *Knaps* und draußen waren die Zylinder:

Nun konnte ich auch über die abgekniffenen Enden einen geschlossenen Ringschlüssel schieben und mit mehr Kraft zur Sache gehen:

Das half und bald hatte ich alle Verschraubungen draußen:

Wenn ich mir die so besehe, ist es vielleicht auch nicht schlecht, dass sie nun neu kommen müssen. Sind schon ziemlich gammelig.
Die Bremsflüssigkeit, die dann noch aus den Zylindern tropfte machte auch sehr lustige Schlieren in der restlichen alten Flüssigkeit:

Hier noch zwei Fotos von den Beschriftungen auf den alten Girling Bremszylindern. Vielleicht hilfts bei der Ersatzteilsuche:

Das Blöde ist nur, dass ich nun irgendwie die kaputtgekniffene Bremsleitung ersetzen muss. Morgen will ich mal mit Sparesman sprechen, ob der die kleinen Stücke zufällig auf Lager hat. Das wäre dann ja schön easy. dann könnten die Leitungen dort komplett neu. Ansonsten muss ich wohl nochmal horchen, ob das Angebot von as bzw. seinem Kumpel noch steht…
Außerdem muss ich mir überlegen, was ich mit der Bremsplatte mache. Sandstrahlen und lackieren wäre der eleganteste Weg. Leider habe ich weder Kompressor noch andere Sandstrahlgelegenheit. Aber so zugeschmoddert, wie die ist, kann ich sie auch nicht lassen. Blöd. Muss ich drüber sinnieren.
So, dass muss für heute reichen. Die anderen Artikel gibts morgen. Das Gelbfieber macht mich fertig. Ker, bin ich groggy.

Der Prinzessin neue Schuhe X

Abschließend noch ein paar direkte Vergleichsfotos zwischen einem alten Rad, dass ich noch liegen habe und dem von mir neu eingespeichten:

Vorher-Nachher

Vorher-Nachher 2

Und hier noch zwei Bilder vor identischem Hintergrund:

Vorher-Nachher 3

Vorher-Nachher 4

Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, muss aber an dieser Stelle festhalten, dass ich es nicht noch einmal machen würde. Schon für 65€ bekommt man nämlich ein neues komplett-Chrom-Rad und für ca. 83€ gibt es sogar neue Kompletträder aus Edelstahl. Natürlich ist die finanzielle Ersparnis schon signifikant. Ich schätze sie liegt bei ca. 120-140€ im Vergleich zum Neukauf von Edelstahlrädern. Allerdings ist das schleifen und polieren eine Arbeit für jemanden der Mutter UND Vater erschlagen hat. Mir taten noch Tage später die Arme und Gelenke weh. Auch das einspeichen selbst ist eine zeitraubende Geschichte. Bei genauer Betrachtung sieht man ebenfalls die 30 Jahre Straßenverkehr, die die Räder hinter sich haben. Soviel Material abzutragen, damit diese tiefen Kratzer verschwinden war einfach nicht möglich. Dementsprechend „unperfekt“ ist auch das Detailfinish.
Allerdings kann ich nun von mir selbst behaupten mal Räder selbst eingespeicht zu haben und kann mitreden, wenn jemand klagt, was für eine Heidenarbeit das alles ist. Es ist halt mal wieder die Erfahrungsgeschichte, die einem beim Duo/Oldtimer immer begleitet: Neu kaufen, kann jeder…

Der Prinzessin neue Schuhe VI

Nachdem ich nun die Räder vermessen und aussortiert hatte, hab ich mich ans ausspeichen gemacht. Es wird immer vorgeschlagen, man soll hierzu eine Flex nehmen, weil das am schnellsten geht. Ich hab hingegen jede Speiche einzeln rausgeschraubt. Wer weiß, wozu man die nochmal gebrauchen kann…
Als die Teile dann einzeln vor mir lagen, konnte es ans schleifen, polieren und lackieren gehen.
Als erstes musste die 30 Jahre alte Oxidationsschicht samt Dreck runter. Dazu hab ich einen Messing-Bürstenvorsatz für die Bohrmaschiene benutzt. Es ist wichtig keine Eisen-Bürste hierzu zu verwenden, weil beim schruppen winzige Teilchen der Bürste in das Alu eindringen. Wenn das dann rostfähiges Materieal ist, fängt eure Trommel später mal an zu rosten und ist dann ein Fall für den Eimer bzw. die Drehbank!
Räder neu einspeichen 038
Allerdings erwieß sich die Messingbürste als blöde Idee, da sie zu hart war und tiefe Kratzer in der Trommel hinterließ:
Räder neu einspeichen 041

Als wesentlich besser hat sich eine später von mir gekaufte Polyamid (Nylon)-Bürste herausgestellt. Die entfernt den Dreck genau so gut, hält ihre Form und hinterlässt nur ganz feine Kratzer. Dreck an Stellen, in die ich mit der Bürste nicht kam, habe ich mit Bremsenreiniger eingeweicht und dann mit einem kleinen Schraubenzieher rausgekratzt bzw. mit einem Tuch abgewischt.Nachdem der Dreck runter war, konnte es ans schleifen gehen. Den Anfang bildete 400er Schleifpapier. Dann 600er, dann 800er und zum Abschluss noch nasses 1000er-Papier. Das Wasser fungiert bei diesem letzten Arbeitsschritt als Gleitmittel und ergibt einen hübscheren Glanz. Was an dieser stelle als kurze Beschreibung rüber kommt, war in Wahrheit tagelange, eintönige Arbeit, bei der einem am Abend der Arm vor Schmerzen abfällt. Die einzigen Bauteile bei denen ich einen Deltaschleifer zum schleifen einsetzen konnte, waren die Bremsendeckel und der Zierdeckel des Vorderrades. Und für den habe ich kein feineres Schleifpapier als 360er gefunden. Das ersparte mir also auch nur den ersten 400er-Arbeitsschritt.
Nachdem ich auch mit schleifen fertig war, konnte es ans polieren gehen. Ich hab erst mit einem öligen Politurmittel (in fester Blockform) experimentiert, dass wir noch rumliegen hatten. Durch rubbeln mit dem Stein kam etwas Abrieb auf das Bauteil. Der sollte dann mittels Sisalbürste an der Bohrmaschiene wieder runterpoliert werden. „Sollte“…. Das Ergebnis war ein hartneckiger, schwarzer Schmier auf den Teilen und in der Bürste. Toll. Ich hab mir dann aus dem Baumarkt SONAX Chrom-& AluPaste mitgebracht. Die war wesentlich besser zu verarbeiten, auch wenn sie eine Menge Staub im Werkraum hinterließ, so das tägliches saugen angebracht war. Den poliertechnischen Abschluss bildete dann eine Behandlung mit dem Wundermittel Nevr-Dull und ein kräftiges abputzen mit einem sauberen Lappen. Auf dem nächsten Bild seht ihr die einzelnen Schritte: Unten links ein Teil im Ausgangszustand, oben links eines nach der Messing-Bürsten-Behandlung und oben rechts eines im finalen Polierzustand.
Räder neu einspeichen 051
Beim Felgenhorn sieht man den unterschied auch recht deutlich. Hinten der Ausgangszustand und vorne das fertig polierte:
Räder neu einspeichen 056
Da ich ja ein fauler Mensch bin, will ich in Zukunft nicht dauernd meine Felgen nachpolieren müssen, um den Glanz zu erhalten. Daher habe ich mir extra harten Klarlack besorgt und die fertigen Teile damit überlackiert. Dadurch wurde der Glanz etwas matter (wenn man ganz genau hin sieht, erkennt man die feine Orangenhaut des Lacks), aber ich fand es noch tragbar:
Räder neu einspeichen 057
Bei der Trommel sieht man ganz deutlich den Glanz des Klarlacks und die Riefen der Messingbürste.
Räder neu einspeichen 058
Wie gesagt: Die Teile, die ich mit der Nylon-Bürste gemacht habe, haben eine viel feinere Oberfläche!
Insgesamt bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden.
Der nächste Schritt war dann das aus- und einpressen der Radlager. Hierbei sollte sich herausstellen, dass die vorherige Lackierung der Trommel keine ganz brillante Idee war…