Nach der Elektrik stand der A-Frame auf meinem Arbeitsplan. Also munter ausgebaut:
Ziel war es, den A-Frame so weit zu zerlegen, dass ich den Achsschenkelbolzen („Kingpin“) tauschen konnte. Das geht in ausgebautem Zustand auf der Werkbank am einfachsten.
Hierzu muss die Trägerplatte der Bremse weichen. Will man die Bremsbacken mit ihrem komplizierten Geflecht aus Federn und Splinten nicht demontieren, reicht es auch, die komplette Platte vom Achsschenkel zu lösen und auf dem A-Frame nach hinten zu schieben. Um die Platte zu bewegen, müssen die auf dem folgenden Bild schon fehlenden drei Schrauben entfernt werden:
Anschließend bohrt man ein Loch in die Abdeckkappen des Achsschenkelbolzens und hebelt beide raus:
Nun muss der Sicherungsstift entfernt werden, der den Achsschenkelbolzen hält:
Dies geschieht durch die beiden seitlichen Bohrungen im Achsschenkel. Ich weise zur Sicherheit darauf hin, dass der Splint konisch geformt ist und daher nur in eine Richtung ausgetrieben werden kann. Also Augen auf!
Das austreiben des Splintes wird in Reliant-Kreisen immer als kritischster Moment beschrieben und es kursieren Horrorgeschichten von Ausbohraktionen und ähnlichem. Allerdings hatte ich selbst beim Rialto keine Probleme mit dem Sicherungssplint. Und da war durch die lange Standzeit wirklich alles festgegammelt! Viel problematischer ist nach meiner Erfahrung dass nun anstehende austreiben des Achsschenkelbolzens selber. Je nach Vernachlässigung des Fahrzeuges bzw. Standzeit geht diese Arbeit schwerer oder einfacher. Beim Rialto war damals eine professionelle 20-Tonnen-Presse nötig. Beim Bond Bug, welcher durch mich ja einen liebevollen und regelmäßigen Abschmierdienst erfahren hat, reichten ein Durchschlag und ein kleiner Hammer:
Ist der Kingpin draußen, kann man den Achsschenkel samt Radnabe und –lager, sowie die Bremsplatte abnehmen:
Mit dem nackten A-Frame sowie der Heizungsbox ging es anschließend in die Halle in der die neue Sandstrahlkabine meines Bruders steht:
Durch glückliche Fügung (ebay Kleinanzeigen) konnte er sie zum Schrottpreis erstehen.
Leider stellte sich aber heraus, dass sie noch nicht richtig funktioniert. Nach ca. 10 Minuten sandstrahlen mit Korund war erst ein ca. 5 Markstück große Fläche rostfrei. Hier das Ergebnis nach zwei Stunden an der Heizungsbox:
Auch die Verwendung einer separaten Kreislaufpistole brachte bisher keine merkliche Verbesserung. Irgendwas kann da mit der Druckluftversorgung nicht stimmen. Entweder der Durchsatz im Schlauch ist nicht groß genug, oder der Druckminderer am Kessel arbeitet nicht ordnungsgemäß. Laut Manometer lagen im Kessel 11 Bar an. Da hätte mehr gehen müssen.
Egal. Ich hatte vorgesorgt und reichlich Schruppscheiben und Drahtbürsten samt Bohrmaschine eingepackt. In Teamarbeit mit Vaddern bin ich dem A-Frame zu Leibe gerückt.
Leider erwies er sich als Kernschrott:
Wie erkennbar ist, ist er in der rechten Aufnahme durchgerostet. Das verheißt für die restliche Substanz auch nichts Gutes.
Da gibt’s keine Experimente, sondern Neuware.
Denn eins will ich sagen: Bei nur drei Rädern kann man auf keins verzichten!
Bei vier Rädern wäre es ja nicht so schlimm, wenn von einem die Aufhängung abreißt, weil sie durchgerostet ist. Da läd man sich einfach eine dicke Beifahrerin ins Auto und fährt gemütlich weiter…
Nun geht die große Suche nach einem neuen A-Frame los. Soweit ich informiert bin, hat Reliant mehrfach die Bauform geändert und nur noch von wenigen Bauformen gibt es NOS-Exemplare (z.B. der vom Rialto). Mal sehen, wo ich einen ausgebuddelt bekomme und welche meiner Nieren sie dafür in Zahlung nehmen.