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Service en gros I

Im August waren sowohl der Combo als auch der Gerontengolf mit dem Service dran.
Zeit für eine Großbestellung (Paket 1 von 2):

Beim Combo stand nix an, was wir nicht schon mal hier im Blog behandelt hätten. Da will ich euch nicht mit Wiederholungen langweilen.
Nachdem meine Unterdruckpumpe zwischenzeitig das Zeitliche gesegnet und Tante Louise sie aus dem Programm genommen hat, habe ich mir eine neue besorgt:

Funktioniert tadellos.
Beim Tanz um die Bremssättel fiel mein Blick auf die Feder hinten links:

Hmm, so sollte die eigentlich nicht enden. Eher so:

Mist, Federbruch. Da kümmere ich mich aber nach dem Service drum.
Hinten rechts habe ich dann noch den defekten Entlüfternippel im Bremssattel ausgetauscht:

Damit war der Service abgeschlossen und ich konnte das Serviceheft weiter stempeln:

Einen Eintrag habe ich noch frei, dann muss ich auch hier Einlegeblättchen basteln.

Servicezeit

Der Sommer bedeutet auch immer Servicezeit für den Combo:

186000 Service

Neben neuem Öl samt Filter habe ich ihm auch neue Bremsflüssigkeit spendiert.
Hierzu einige Tipps: Es empfiehlt sich vor Beginn der Arbeiten den aktuellen Bremsflüssigkeitsstand im Vorratsbehelter zu markieren (z.B. Klebeband oder abwischbarer Stift):

Markierung aufgeklebt

Füllt man nämlich nachher mehr Bremsflüssigkeit ein als vorher drin war, kann es sein, dass sie beim nächsten Wechsel der Bremsbeläge (und damit verbundenem Zurückstellen der Kolben) überläuft.
Hat man Probleme den aktuellen Flüssigkeitsstand im Behälter zu sehen, hilft eine auf den Behälter gelegte Taschenlampe:

Vorratsbehälter erleuchtet

Bei undurchsichtigen Behältern könnt ihr euch einen Peilstab basteln.
Moderne Vorratsbehälter haben keinen direkten Zugang zum Flüssigkeitsvorrat mehr:

Kleines Loch

Ich habe mir mit einem extra dünnen Schlauch beholfen, um durch die kleine seitliche Öffnung (siehe oben) zu kommen:

Absaugen

So konnte ich mit meiner Mityvac-Unterdruckpumpe (Hat Tante Louise leider aus dem Programm genommen) einen Großteil der alten Flüssigkeit aus dem Vorratsbehälter absaugen.
Danach ging es dann mit der Pumpe von Rad zu Rad:

Bremssattel

Die Reihenfolge ist beim Combo: vorne links, vorne rechts, hinten links, hinten rechts
Leider hat der Entlüfternippel hinten rechts sein Staubkäppchen verloren, so dass er so zugegammelt war, dass selbst bei beherztem Tritt auf das Bremspedal keine Bremsflüssigkeit aus dem geöffneten Nippel kam. Ich habe ihn dann so weit gelöst, dass die Bremsflüssigkeit aus seinem Gewinde ausgetreten ist. So ließ sich auch dort die Flüssigkeit wechseln und der Sattel entlüften. Ist aber leider eine echte Sauerei.
Ich schreibe mal einen neuen Nippel auf die Einkaufsliste.
Natürlich muss man während des Absaugens immer darauf achten, dass der Vorratsbehälter nicht leer wird. Ich habe alle 100ml wider nachgefüllt, was gut geklappt hat.

Damit war der Service beendet. Zündkerzen und Innenraumfilter sind zwar zeitlich dran, aber von der Kilometerzahl noch weit vom Austauschintervall entfernt. Beim Benzinfilter ist das mittlerweile ja schon ein Running Gag.

Damit kommen wir zur allseits beliebten Statistik:

Von uns gefahrene Kilometer: 134.888 km
Davon auf Gas gefahrene Km: ~132.800 km
Verbrauchtes Gas: 6835,88 Kg (bei 5,1475 Kg/100 km)
Gaskosten (bei durchschnittlich 1,099€/Kg): 7512,63 €
Durchschnittsgaskosten/100 km: 5,66 €
Durchschnittsspritkosten/100 km bei vergleichbarem Benzinmodell: 10,47 €
Ersparnis: ~6.387.68 €

Ein ausgekochter Bremsbelag

Wie euch ja hinreichend bekannt sein dürfte, waren beim Bug die vorderen Bremsschuhe bzw. deren Beläge ja durch die inkontinente Bremse versaut.
Sie hatten sich über die lange Standzeit voll mit Bremsflüssigkeit gesogen.
In meiner jugendlichen Naivität hatte ich erst überlegt, sie in Bremsenreiniger einzulegen um sie (zumindest für die TÜV-Abnahme) wieder tauglich zu bekommen. Axels einleuchtender Kommentar erstickte diesen Versuch allerdings zu Recht im Keim.
Durch den Bremsenreiniger wäre die Bremsflüssigkeit nur oberflächlich verschwunden. Sobald die Schuhe aber etwas Temperatur bekommen hätten, wäre sie aus der porösen Struktur wieder an die Oberfläche getreten. Not nice.
Also hatte ich mich nach Ersatz umgesehen, welchen Meister Koch auch für mich bestellte.
Allerdings teilte ihm sein Lieferant mit, dass Bremsschuhe für 10″-Mini-Vorderräder momentan überall ausverkauft sind. Die Wartezeit soll mehrere Monate betragen!
So lange will ich natürlich die TÜV-Abnahme nicht aufschieben.
Der Meister zeigte mir daher beim letzten Garagendonnerstag , wie man früher solche versauten Beläge wieder fit gemacht hat.
Bremsflüssigkeit basiert auf Polyglykolverbindungen. Sprich: Alkohol. Wir alle wissen, dass Alkohol ab einer gewissen Konzentration nicht nur nen dicken Kopp macht, sondern auch vorzüglich brennt.
Also habe ich die Schuhe kurzerhand an ein paar alten Strippen vor die Heizkanone gehangen:
Bond Bug Bremsschuhe ausbrennen 4
Es dauerte auch nicht lange, bis der schon angesprochene Effekt auf trat und die aufgesogene Bremsflüssigkeit an die Oberfläche kam. Leider hab ich davon keine scharfen Fotos:
Bond Bug Bremsschuhe ausbrennen 5
Allerdings dürften diese ausreichen um zu verdeutlichen, wie 1. ölig feucht sie wurden und 2. gefährlich meine Ausgangsidee war:
Bond Bug Bremsschuhe ausbrennen 6
Wartet man dann noch eine Weile länger erreicht die aufgesogene Flüssigkeit ihren Flammpunkt und das Spektakel geht los. Die Beläge stehen in Flammen:
Bond Bug Bremsschuhe ausbrennen 11
Ab dann gilt es, die Temperatur so zu regulieren, dass die Beläge nicht das glühen anfangen. Dann sind sie nämlich auch hinüber. Ansonsten vertragen sie die Hitze.
Das Spiel treibt man dann so lange, bis nix mehr fackelt bzw. keine Bremsflüssigkeit mehr an die Oberfläche kommt. Zwischendurch wenden nicht vergessen.
Ich hab hier gerade kein Foto vom Endergebnis zur Hand (wird nachgeliefert), aber ich bin positiv erstaunt. Die Schuhe sehen wieder Knochen trocken aus und glänzen auch nicht mehr. Faszinierend. Mal wieder was gelernt.
Für den TÜV sollte das reichen. Neuwertigen Ersatz gibt es, sobald er wieder lieferbar ist. Steht oben auf der Liste.

Drucksache

Nachdem die Elektrik und der Innenraum nun erstmal wieder beisammen waren, gings direkt an die nächste Baustelle:
Die Kupplung
Der Bug hat mir seine lange Standzeit anscheinend nachhaltig übel genommen. Das Kupplungspedal hatte keinerlei Widerstand und schlackerte lose hin und her. Da war wohl (mindestens) der Kupplungsgeberzylinder fest. Kacke.
Ich hab es erstmal mit entlüften am Kupplungsnehmerzylinder versucht (man hofft immer auf Wunder):
Bond Bug hydraulische Kupplung 7
Da kamen aber nur knapp 50 ml Bremsflüssigkeit raus:
Bond Bug hydraulische Kupplung 10
Danach suckelte der MITYVAC Bremsenentlüfter da nix mehr raus.
Also alles auseinander reißen.
Los gings mit dem Nehmerzylinder. Da die Hydraulikleitung am Zylinder kein Drehelement hat, muss man den ganzen Zylinder ausbauen und diesen dann abdrehen:
Bond Bug hydraulische Kupplung 9
Das ist aber dank WD40 recht easy. Wesentlich grauenhafter war es den Zylinder im Innenraum auszubauen. Die Bolzen, welche die Zylinder (Bremse und Kupplung) halten, sitzen so beschissen, das da kein ran kommen ist. Die Muttern auf der Vorderseite sind übrigens aufgeschweißt. Später gibts noch Detailbilder, wo die Misere besser zu erkennen ist.
Es bleibt einem nichts anderes übrig, als den ganzen Pedalbock auszubauen.
Also erst Pedale los:
Bond Bug hydraulische Kupplung 13
Dann die Verschraubungen, welche den Bock an der Karosserie halten:
Bond Bug hydraulische Kupplung 14
Danach kann man den Bock so anheben, dass man mit einem möglichst kurzen 13er Schlüssel von unten den Bolzen auf der Rückseite los schrauben kann:
Bond Bug hydraulische Kupplung 15
Man hat zwar kaum Platz zum schrauben und kommt dementsprechend langsam voran, aber irgendwann ist auch dieser Bolzen los und man kann den Bock samt Kupplungszylinder raus nehmen:
Bond Bug hydraulische Kupplung 17
Hier seht ihr die blöden Bolzen:
Bond Bug hydraulische Kupplung 18
Der obere Bolzen wird lässig von der Falz des Blechs verdeckt. Da kommt man mit einem gekröpften Ringschlüssel noch einigermaßen ran. Aber an den unteren ist kein Rankommen. Nach oben verdeckt ihn der Korpus des Zylinders, nach unten der Wagenboden und auch links und rechts ist nur ein Finger breit Platz.
Da ist großes Optimierungspotential.
Unsere erste Überlegung war, die Muttern auf der Vorderseite aus zu bohren und in den Zylinderkorpus Gewinde zu schneiden:
Bond Bug hydraulische Kupplung 20
Das wäre sauber und effektiv.
Allerdings darf dann auch nix schief gehen (im wahrsten Sinne des Wortes). Daher wollen wir erstmal eine andere Lösung probieren. Wir haben noch einen Sack voll Regalschrauben (zum verbinden von Lagerregalen). Da sind spezielle Muttern bei die quasi so aussehen:

Nur das ihr Gewinde dezentral sitzt (Sorry, hab gerade kein original Bild zur Hand und Google liefert bei der Suche nach „exzentrische Mutter“ nur Dinge, die ich nicht sehen will…). Setzt man diese Muttern auf dem Bolzen an, drehen sie sich mit, bis der exzentrische Teil irgend wo gegen läuft und sich dort abstützt. Danach zieht man sie einfach fest. Genauso werden wir es auch machen. Auf die Rückseite kommt solch eine Mutter. Die kann man mit einer gewinkelten Zanke oder spitzen Fingern vor das Loch halten, bis der Bolzen von der Vorderseite aus packt. Dann dreht sich die Mutter mit, bis sie am Zylinderkorpus an stößt und sich in der Folge selbst fest zieht. Los gehts dann genauso.
Das sollte eine (De-)Montage in Zukunft wesentlich vereinfachen.

Inkontinente Verzögerung

Um die Wartezeit auf den neuen Sicherungskasten zu überbrücken, hab ich mich mal unter den Bug begeben.
Ich hatte den ja noch nie von unten betrachtet.
Mein erster kritischer Blick galt natürlich den Benzinleitungen.
Wie zu erwarten war, fand sich da auch wieder grauenhaftes:
Benzinleitung Bond Bug
Das Verbindungsstück zur Benzinpumpe ist ohne Schlauchschellen nur gesteckt und der Schlauch zerlegt sich schon in seine Bestandteile. Dringender Handlungsbedarf!
Leider sieht man auch deutlich, dass die vollverzinkten Rahmen erst mit der „Rialto“-Serie bei Relinat Einzug erhalten haben. Es findet sich reichlich Rost. Nix gravierendes, aber alles gut angerostet. Da muss ich also auch mal mit ner Schruppscheibe tätig werden und danach Bratho-Korrux 3-in-1 streichen.
Leider ist auch (wie bei Sir Edward) der Halterahmen vom Kühler durchgegammelt:
PC260576
Nicht akut, aber in absehbarer Zeit auch fällig.
Eigentliches Ziel meiner Expedition war es allerdings, dass Leck im Bremssystem zu finden.
Der Hauptbremszylinder ist leer und das Bremspedal fühlt sich eher nach Gaspedal an…
Ziemlich schnell rückten die vorderen Radbremszylinder ins Visier des Fahnders. Der Lack auf der Rückseite der Bremstrommel-Abdeckplatte hatte die Konsistenz von Gummi, warf Falten und ließ sich einfach abziehen. Klares Anzeichen von ausgelaufener Bremsflüssigkeit.
Also habe ich den Bug auf Achsständer gesetzt und die Bretter unter dem Vorderrad entfernt:
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Bisschen mulmiges Gefühl, wenn die Kiste auf lediglich noch einem Balken über einem schwebt, aber die Arbeitsposition ist natürlich vormidabel.
Kaum hatte ich die Bremstrommel runter und die Gummikappe des einen Radbremszylinders angelupft, quaddelte mir die Brühe auch schon entgegen:
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Das ist so nicht original! Einfache Diagnose.
Leider ist der Andere auch nicht 100% trocken unter seiner Manschette:
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Natürlich hab ich aber nur einen Ersatz-Bremszylinder hier liegen. Doof.
Egal. Auseinander muss die Chose eh.
Also die Bremsbeläge runter genommen und ein schnelles Erinnerungsfoto der Federn-Anordnung gemacht:
PC260586
Die Beläge werde ich in Bremsenreiniger einlegen. Mal sehen, ob das den öligen Film entfernt. Ansonsten müssen die auch neu.
Als nächstes mussten die Bremsleitungen vom defekten Zylinder ab.
Da graute es mir ja schon etwas vor. Bei Sir Edward endete das damals desaströs.
Das Glück war mir allerdings hold und beide Verschraubungen lösten sich mit moderatem Kraftaufwand:
PC260587
Als ich kurze Zeit später den Radbremszylinder draußen hatte, hab ich ihn mal interessehalber zerlegt:
PC260588
Sieht schon fies vergammelt aus.
Gänzlich zerlegt und gereinigt, sieht er jedoch garnicht mal so übel aus:
PC260592
Der Zylinder und der Bereich hinter dem Dichtgummi am Kolben weisen keine Rostfraß-Spuren auf. Wahrscheinlich hat nur das Gummi seine abdichtende Fähigkeit verloren.
Das ganz kommt jetzt in ein beschriftetes Tütchen und in den Fundus. Wer weiß, wann man den nochmal braucht.
Ich hätte natürlich auch schon direkt nen neuen Bremszylinder eingebaut, wenn ich die Ersatzteile nicht in Osnabrück vergessen hätte….