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Motorenbautag

Zu Zeiten unserer Vorväter hatte mir Wuschel in meiner Verzweiflung ob Lolas Getriebe angeboten, dass er sich des Problems mal annimmt.
Ein erster Schritt war, dass ich Anfang des Jahres ein Konvolut Motorenfragmente bei eBay ersteigert habe.
Nun war es endlich an der Zeit Nägel mit Köppen zu machen und Wuschel im Pott zu besuchen.
Wo sowas steht, ist man in guten Händen:
GET-Racer
Nach der obligaten Begrüßungsrunde konnte ich zum ersten mal die ersteigerten Klumpen selbst beäugen.
Was soll ich sagen? „Kernschrott“ trifft es eher als „Schnäppchen“:
Fragmente
Unfassbar, wie versifft Motoren und Getriebe waren:
verdreckte Motorfragmente
Leider war der Teilewäscher defekt, so dass wir mit einem Pinsel und meiner zweckentfremdeten Zahnbürste die Teile attackieren mussten.
Wir haben stundenlang bei Temperaturen um den Gefrierpunkt geschruppt, bis die Brocken endlich in annehmbarem Zustand waren.
Leider fiel uns dabei immer mehr Murks auf, der an den Teilen schon mal veranstaltet wurde.
Dichtflächen waren per Schraubendreher aufgehebelt worden, Risse in einer Motorhälfte wurden zugekittet und eine Kickerwelle war so krumm getreten, dass wir sie abflexen mussten, um den Motor zu zerlegen:
abgeflexte Kickerwelle
Denjenigen, der an den Motoren vorher gearbeitet hat, als „Metzger“ zu bezeichnen, verbittet sich die Fleischerinnung. Ihre Mitglieder arbeiten filigraner….
Nach der Reinigung und Sichtung der Teile (Der Plan zwei „neuwertige“ und einen „guten gebrauchten“ Motor aufzubauen, konnte glücklicherweise gehalten werden) konnten wir langsam an den Zusammenbau gehen.
Eine der beliebtesten Aufgaben war es dabei, die Kugellager der Fliehkraftkupplung wieder zusammen zu setzen:
Kugellager der Fliehkraftkupplung
Die kleinen Scheißerchen laufen lose in einer Rille zwischen zwei mit Federkraft zusammengepressten Teilen. Ein Spaß, dass Ganze zusammen zu fummeln. Der Lösungsansatz ist, sie einfach mit einer dicken Schicht Lagerfett „ein zu kleben“ und gaaaanz behutsam darauf zu achten, dass die Feder die Teile gleichmäßig zusammen presst. Eine ebenfalls beliebte Lakaienaufgabe, bei der ich zu Höchstform auflaufen konnte, war das Planschleifen der Dichtkappen und abkratzen der Dichtflächen. „Stunden….“
Den ganzen Nachmittag und Abend über erhitzten wir dann Motorhälften, pressten Lager und Wellen ein, schwangen Messschieber (mein Erstgeborener wird „Nonius“ heißen) und jonglierten mit Zahnrädern.
Ich konnte viel lernen! Wuschel beantwortete alle meine Fragen ausführlich und mit großer Geduld.
Leider zeigte der lange Tag seine Wirkung und wir mussten einen der frisch zusammengesetzten Motoren nochmal spalten (Distanzscheibe vergessen). Um nun aber das Kugellager von der Kurbelwelle ab zu bekommen, war ein männlicher Abzieher von Nöten, welcher in der Werkstatt nicht vorhanden war. Samstag Abend gegen 22 Uhr hatte aber auch keine kommerzielle Werkstatt mehr auf, die wir hätten anbetteln können.
Glücklicherweise erbarmte sich einer von Wuschels Kollegen und nahm mich mit raus nach Herdecke in die elterliche Werkstatt:
Werkstatt
Dort war das Lager Ruck-Zuck runter. Herzlichen Dank für die schnelle Hilfe!!
Danach konnten wir den Motor, diesmal mit Distanzscheibe, wieder zusammen bauen. Dabei fiel mein Blick auf das Pleul:
Rocket Pleul
Na, wenn das kein gutes Ohmen für die spätere Performance des Motors ist! Wo „Rocket“ drauf steht, kann ja nur Weltraumtechnik drin sein….
Weit nach Mitternacht hatten wir dann endlich zwei der drei Motoren zusammen:
fast fertige Motoren
Beim zusammenräumen fiel mein Blick schmunzelnder Weise auf diese Kiste:
gebrauchte Muddis
Völlig groggy sank ich bei Wuschel zuhause in den Schlafsack. Leider musste ich mich am nächsten Morgen schon um kurz nach sechs auf die Bahn begeben (Story dazu folgt), so dass ich Wuschel weder sein wohl verdientes Frühstück ausgeben, noch mich anständig bedanken und verabschieden konnte. Das tut mir ehrlich Leid!
Danke für deine unschätzbare Hilfe Wuschel! Ohne dich würde Lola noch sehr lange auf ihren Motor warten müssen.
Wenn ich mich irgendwie erkenntlich zeigen kann, so will ich das jederzeit gerne tun!

Leider stellte Wuschel am nächsten Tag beim zusammensetzen des dritten Motors fest, dass wir wohl im Eifer des Gefechts bei mindestens einem der Motoren die Anlaufscheiben für die Feder der Kickerwelle vergessen haben!
Tragischerweise lässt sich das auch nicht von außen feststellen, so dass beide Motoren wieder gespalten werden müssen…. sehr ärgerlich, aber wenn schon, dann auch ordentlich!
Das letzte Kapitel ist somit noch nicht geschrieben.

Schraube locker

Ich gebe ja zu, gerne mit frischen unvergnaddelten Schrauben zu arbeiten.
Die Gorilla strotzte leider vor abgerundeten Hex-Schrauben und ausgefransten Schlitzschrauben. Letztere sind ab Werk aus einem überraschend weichen Material und häufig ein Grund für Ärgernisse.
Eine gute Gelegenheit also, zu einem der verfügbaren Schrauben-Sets für den Motor zu greifen und die ollen Dinger gegen schicke Inbus-Schrauben zu tauschen.
Ich habe ein Set vom Oldieschraubershop.de bestellt:
neue Motorschrauben
Alle Schrauben haben eine 8.8er-Festigkeit und sind hart verchromt. Sollte also halten und auch eine lange Zeit lang schick aussehen.
Um mir einen Überblick zu verschaffen, habe ich sie dann erstmal sortiert:
neue Motorschrauben sortiert
Und anhand der Explosionszeichnungen einzeln ausgetauscht:
Explosionszeichnung
Leider stimmten viele der Maße nicht 1:1 so dass ich ein wenig raten musste, ob an eine bestimmte Stelle die etwas zu kurzen oder die etwas zu langen Schrauben gehören.
Eine Tauschanleitung wäre da als Inhalt des Sets sehr wünschenswert gewesen! Leider sind nun nämlich auch einige Schrauben übrig und an anderer Stelle fehlen welche. Nicht sehr befriedigend.
Da muss ich mir nochmal Hilfe im Forum holen, da ich keinen blassen Schimmer habe, wo die hingehören. In den Explosionszeichnungen finde ich auch keine Schrauben in dem Maß.
Das der Schraubentausch eine gute Idee war, zeigte sich im laufe der Aktion mehrfach. So sah z.B. eine der Motorschrauben aus:
rostige Motorschraube
Als ich die Abdeckung über der Kupplung demontierte fiel mir auch noch die nächste Falle auf:
loses Kettenritzel
Die Halteplatte des Ritzels war nur mit einer Schraube gesichert, welche lediglich zwei Umdrehungen eingeschraubt war. Das wäre mir bei der ersten Probefahrt um die Ohren geflogen!
Bei der Gelegenheit habe ich alle Schrauben mit dem im Handbuch vorgeschriebenen Drehmoment angezogen. Leider habe ich es versäumt, die Schrauben danach mit Nagellack zu markieren, da keiner zur Hand war. Muss ich noch nachholen.
Was ich ja besonders amüsant finde, ist das Honda für diesen Zwerg auf dem 4-Takt-Prinzip beharrte. Das hat dann solche Auswüchse wie die Steuerkette, welche auch wahlweise als filigraner Damenschmnuck getragen werden kann (Man achte auf das Größenverhältnis):
Steuerkette Ventiltrieb
Bei der Gelegenheit habe ich auch mal die Verzahnung der Kickstarterwelle inspiziert. Von den Simson-Motoren kenne ich sie als Schwachstelle, welche sich im laufe der Jahre zu einem Korkenzieher verdreht. Bei der Gorilla sieht sie aber noch aus wie neu:
Verzahnung Kickstarterwelle

Stehbolzenmassaker

Eine der ersten Baustellen an der Gorilla sind ihre Stehbolzen am Krümmerflansch:

Den nicht abgerissenen habe ich sicherheitshalber mit der Lötlampe erhitzt und anschließend abgeschreckt. Das hatte ja schon beim Wasserpumpenbolzen des 740 geholfen. Nachdem alles wieder abgekühlt war, ließ der Bolzen sich auch vorsichtig mittels gekonterter Muttern ausdrehen.
An dem abgerissenen Bolzen bin ich jedoch gescheitert. Für gekonterte Muttern war der Stummel zu kurz. Ein Schweißgerät hat noch immer keinen Weg in unsere heimische Werkstatt gefunden. Daher blieb mir nur der Weg, den Bolzen auf zwei Seiten flach zu feilen und mit einer Gripzange zu greifen:
Stehbolzen abgefeilt und mit Gripzange gegriffen
brachte aber alles nix. Sitzt noch immer Fest das Biest. Es drehte sich einfach die Zange auf dem Bolzen.
Muss ich wohl den Motor ausbauen.
Dann mal weitersehen. Vielleicht bekomme ich doch noch mit unserem prähistorischen Elektrodenbräter eine Mutter auf den Stummel geschweißt.
Ansonsten muss ich mir was schlaues einfallen lassen, wie ich das Teil ausgebohrt bekomme.

Ein anderes Rätsel konnte ich jedoch lösen. Ich habe mich ja immer gewundert, dass der Auspuff nicht passen würde, obwohl es ein Originalteil zu sein schien. Das hier war die maximale Überschneidung, die möglich war:
Auspuff montiert
Bei der näheren Begutachtung fiel mir aber auf, das im Flansch noch ein zweiteiliger Ring sitzt:
Auslass gebrochener Ring
Eine kurze Nachfrage im Bonsai Crew-Forum zeigte, dass dies eigentlich ein Dichtring ist, der „nach“ dem Auspuff eingesetzt wird und dann mit dem Pressstück des Flansches verschraubt wird. Also fix mit der Zange den Ring da raus gepuhlt und schon passt der Auspuff!
Durch das Forum konnte ich auch direkt die nächste Frage klären. Nämlich: Ist mein Motorgehäuse hin?
Auslass ausgebrochenes Stück
Wie ihr auf dem Bild seht, sieht es so aus, als wäre ein Stück Guss aus dem Flansch ausgebrochen.
Allerdings auch da konnte mich das Forum beruhigen. Das ist normal bei den 6V-Honda-Motoren….
Die waren an dieser Stelle ab Werk so verarbeitet. Original ist da eine V-förmige Kerbe, deren Ränder gerne so ausgefranst waren.

Kopfarbeit III

Tobias hatte sich entschlossen, die Überholung des Zylinderkopfes auszulagern.
Vor einigen Tagen kam dann der Kopf fertig überarbeitet zurück:
Volvo 740 Zylinderkopf bearbeitet 12

Volvo 740 Zylinderkopf bearbeitet 13
Ein wenig erboßt ist Tobias über die ungefragte Anwendung von silbernem Lack durch den Instandsetzer. Muss man sich also merken, dass man da beim nächsten mal explizit drauf verzichtet.
Dafür sieht nun aber alles wieder aus wie geleckt:
Volvo 740 Zylinderkopf bearbeitet 14
Augenscheinlich wurde der Kopf geplant. Zumindest finden sich konzentrische Schleifspuren:
Volvo 740 Zylinderkopf bearbeitet 15
Sind auch fühlbar. Allerdings nur ganz leicht. Wird die Dichtigkeit schon nicht beeinflussen.
Hier sieht man übrigens nochmal schön die Korrosionsspuren an den Wasserkanälen:
Volvo 740 Zylinderkopf bearbeitet 17
Mal sehen, wie fix der Zusammenbau nun von statten geht.
Zwei der Bolzen der Wasserpumpe hat Tobias schon mal im Block abgerissen….

Schmiermitteltauschtour

Neben der in jeder Hinsicht kritischen Arbeit am Astra gings natürlich auch am Bug voran.
Nachdem beim letzten Testlauf keine neuen/gravierenden Lecks aufgetreten sind, bin ich zu einer kleinen Testrunde gestartet. Was soll ich sagen? Noch jetzt muss ich grinsen, wenn ich nur dran denke. Alles funktionierte, selbst die von mir kritisch beäugte Kupplung legte alle Gänge Butter weich ein und schien auch nicht zu rutschen, wenn man mal etwas vehementer aufs Gas trat. Wir hatten sie vor dem Testlauf noch einmal entlüftet. Anscheinend muss ich damit leben, dass sie völlig gefühllos und mit dem kleinen Finger zu betätigen ist.
Die Testrunde war aber einfach grandios. Was haben die Nachbarn entgeistert geguckt…
Nachdem der Motor etwas warm geworden war, habe ich mich auch direkt daran begeben, die ganzen Schmiermittel zu wechseln.
Die Ölablassschraube der Ölwanne sorgte dabei für etwas Kopfzerbrechen. Die Schraube ist total rund gedreht und ihr aufgepresster Kupferdichtring sieht aus wie die Mondoberfläche:
Bond Bug Ölfwechsel 14
Da hatte schon jemand mal mit einem Silikonring für etwas mehr Dichtigkeit gesorgt. Ein echtes Trauerspiel.
Mal sehen, wo ich da eine passende Ersatzschraube bekomme. Meinen Messungen zufolge hat die Schraube folgende Maße:
UNC-Gewinde
18 Steigungen pro Zoll
12,6mm = 1/2 Zoll Gewindedurchmesser
8,43mm = 1/3 Zoll Gewindetiefe
Wir haben dann mittels Schälbohrer und 800er Schleifpapier einen metrischen Kupferdichtring auf ein passendes Maß gebracht und ihn zur Unterstützung mit eingebaut:
Bond Bug Ölfwechsel 17
Das hält bisher auch dicht.
Da man in Deutschland nicht an die passenden Fram PH2834 Ölfilter kommt, stand ich mal wieder vor der Wahl Mann W712/21 oder W914/2. Ersterer ist etwas höher als das Original, Letzterer etwas größer im Durchmesser. Sir Edward läuft mit dem 914/2. Für den Bug wollte ich mal den 712/21 testen. Hier sieht man ganz gut den Größenunterschied:
Bond Bug Ölfwechsel 20
Passt aber alles super in den Motorraum. Ich glaube der dickere 914/2 wäre da störender:
Bond Bug Ölfwechsel 21
Eingefüllt wurde dann das gute Penrite 20W-50. Mal sehen, wie sich das so bewährt.
Weiter gings dann in der Mitte am Getriebe. Das bekam auch eine neue Füllung. Das alte Öl war stein-grau:
Bond Bug Ölfwechsel 22
strange….. jemand ne Ahnung, wie das kommen kann?
Die nahezu jungfräuliche Ablassschraube am Getriebe hatte zur Abdichtung einen Papierring aus dem Klempnerbedarf. Der wurde auch ausgetauscht gegen ein schönes Kupferpendant:
Bond Bug Ölfwechsel 24
Am Differential wurde ich überrascht mit der Tatsache, dass mein Bug schon die spätere zweigeteilte Achse hat und nicht die frühe dreiteilige:
Bond Bug Ölfwechsel 26
Das bedeutete nämlich, dass die Achse gar keine Ablassschraube für das Öl hat, sondern einfach wie bei Sir Edward immer wieder aufgefüllt wird:
Bond Bug Ölfwechsel 25
Da die Achse wohl schon mal überholt wurde, habe ich es da auch mit auffüllen genügen lassen und nicht wie bei Sir Edward die alte Brühe abgesaugt:
Bond Bug Ölfwechsel 29
Hinterher fanden sich doch einige Brösel im Ölablassbecken:
Bond Bug Ölfwechsel 30
Ein Großteil ist Rost. Der wird aus/von der Ölwanne stammen. Der prognostiziere ich keine lange Lebensdauer mehr. Fiese Roststellen. Ob der sonstige Abrieb aus dem Motor stammt kann ich leider nicht mehr nachvollziehen. Ich Töffel hab natürlich Getriebe und Motor gemeinsam in das Becken entleert. Naja, wird alles die Zeit zeigen.
Frisch geschmiert ist nun auf jeden Fall. Und das ist ja bekanntlichermaßen schon halb gefahren…