Schlagwort-Archive: Motorrad

Kupplung und Kleinkrams

Vom Alltagsbetrieb der Gorilla kann ich momentan nur erfreulich unspektakuläres berichten.
Mittlerweile habe ich über 200 problemlose km mit ihr zurück gelegt. Eine erste Betankung hat einen Durchschnittsverbrauch von 2,5 l/100 km ergeben. Allerdings ist das bei nur einer Tankfüllung und einem Füllstand „Pi mal Auge“ nur sehr bedingt aussagekräftig. Sie springt auf den ersten Kick an und läuft an guten Tagen auch mal 55-57 km/h. Eine rasende Geschwindigkeit im Vergleich zu meiner treuen Moffa.
Allerdings muss ich auch zugeben, dass das Fahrverhalten sehr grenzwertig ist.
Aufgrund des winzigen Radstands und der Schubkarrenräder ist es für eine schnittig genommene Haarnadelkurven ausreichend, die Spermien von einem Testikel ins Andere zu verlagern.
Das reicht vollkommen als Gewichtsverlagerung.
Den Geradeauslauf als „instabil“ zu bezeichnen, wäre eine klare Untertreibung.
Keine Ahnung, welchen Pakt mit dem Schöpfer die Menschen haben, welche in die Kisten 175ccm Motoren mit 23,5PS hängen….
Schraubermäßig gabs nur optische Verbesserungen und Kleinkrams.
Bei der letzten Ersatzteillieferung waren neben dem Dichtset, neue Gummigriffe, ein neuer Gasbowdenzug und NOS-Rückspiegel mit dabei:
Ersatzteillieferung
Den Gasbowdenzug zu tauschen ist eigentlich ein selbsterklärender Job. Sollte jemand bei der Nachahmung die Einstellschraube für die Zuglänge suchen, findet er sie unter der Gummitülle am Vergaserdeckel:
Einstellschraube Gasbowdenzug
Die Tülle sitzt sehr stramm in einer Nut am Deckel. Zarte Gewalt hilft.
Für die richtige Technik zum aufziehen der neuen Griffgummis hab ich mal ein wenig das Netz befragt.
Schmunzeln musste ich bei dieser aus dem Ruder gelaufenen Diskussion.
Ich habe mich dann gegen die Stalingrad-Methode und für Wasser mit einem winzigen Spritzer Spüli sowie eine Spritze mit Kanüle entschieden:
neue Gummigriffe
Hat bombig zum lösen funktioniert (einfach mit der Kanüle zwischen Lenker und Gummi gehen und das Wasser rein drücken).
Zum aufziehen hat leichtes einreiben der Innenseite mit der Lösung ausgereicht.
Auch die Spiegel waren fix montiert:
Gorilla im vollen Dress
„Wenn sie groß ist, will sie eine Enduro werden…“
Die etwas knorpeligen Gangwechsel ließen sich über die Einstellung der Kupplung weicher gestalten:
Kupplung eingestellt
Bei Gelegenheit muss ich mal etwas Öl in die Gabel kippen. Da scheint sich auch einiges zu verkrümeln:
ölige Gabel
Allerdings muss ich mich da auch erstmal schlau machen, was man da am besten verwendet und wie aufwändig der eigentlich nötige Dichtungstausch wird.
Im Sintermetall-Filter der Spritversorgung haben sich in der Zwischenzeit schon reichlich Rostpartikel eingefunden, die ich damals nicht raus gespült bekommen habe:
Rostpartikel im Benzinfilter
Is immer gut, so ein Filter! Erspart ne Menge Fummelarbeit.

Da die Kiste im Betrieb natürlich reichlich rappelt, habe ich mitllerweile auch so gut wie jede Schraubverbindung nachgezogen. Bisher konnte ich noch jede Schraube und Mutter vor dem Verlust retten. Einfach an der Ampel auf ein helles klingeln horchen.
Seit zwei Wochen ist Ruhe und ich hab den 10er-12er Schraubenschlüssel nicht mehr in der Bürotasche…

Wer rastet, der rostet

Nachdem der Zusammenbau langsam an Fahrt gewinnt, kann ich mich auch einiger Details widmen.
Wie ihr ja wisst, lag die Gorilla jahrelang teilzerlegt in einer Garage.
Das hat leider auch den Tank in Mitleidenschaft gezogen.
Auf der Unterseite findet sich einiges an Rost:
Rost auf der Unterseite
Da der Tank jahrelang ohne schützendes Benzin auskommen musste, ist auch das blanke Metall im Inneren angegriffen:
Tank innen mit leichtem Flugrost
Der Lack außen ist zerkratzt und abgestoßen, so dass sich auch dort der erste Rost bildet.
Zwei Dellen finden sich ebenfalls im Tank.
Nun stellt sich die Frage:
Was tun?
Ich würde den Tank vor der erneuten Inbetriebnahme gerne innen entrosten und mit einer Tankversiegelung behandeln.
Hat jemand von euch so was schon mal gemacht und kann mir ein bestimmtes Produkt empfehlen?
Oder ist es schlauer, ihn erstmal so wie er ist zu verwenden und die Versiegelung nach einer späteren Neulackierung auf zu bringen?

Den Rost auf der Außenseite wollte ich entfernen und mit Rostschutzlack behandeln, damit da erstmal Ruhe ist. Sobald die Gorilla ihr „Erprobungsjahr“ hinter sich hat, will ich sie eh komplett zerlegen und neu lackieren (lassen).
Die Dellen würde ich bei der späteren Neulackierung als „Patina“ behalten. Die Aufkleber sind zum Teil zerrissen oder fehlen komplett, so dass es da nix besonderes zu retten gibt. Außerdem gibt es sie auch als hochwertige Repros.

Rokon – Hart im geben

Seit der Geschichte mit dem Bond Bug bin ich ja vorsichtig, was solche Artikel betrifft, aber: Reizen würde mich eine Rokon schon….
Ihr habt keine Ahnung, wovon ich spreche? Na, dann lasst mich euch ein wenig erleuchten.
Rokon ist ein Hersteller für Allrad-Motorräder. Ja, ihr habt richtig gelesen: Allrad!
Bevor irgend so ein Vogel das Quad erfunden hat (Welches ja eigentlich auch nur ein „verbessertes“ Honda ATC ist) hat sich jemand in den frostig-sumpfigen Wäldern Vermonts hingesetzt und überlegt, wie man Forstgerät auch in die entlegensten Winkel des dunklen Waldes bringen könnte. Die Konsequenz war einfach: Es musste schmal wie ein Motorrad sein und sich überall durchwühlen können wie ein 4×4.
Daraus entstanden ist eines der wohl ungewöhnlichsten Serienmotorräder der Welt!

Damit ihr euch was unter dem Allradantrieb vorstellen könnt, hier ein Scan der Patentschrift:

Auch als angetriebene Schwimmhilfe kann die Rokon dienen:

Das großartige an der Rokon ist ihre Vielseitigkeit. Hier ein Einsatzvideo:
Rokon Werbevideo
In dem Video sieht man auch schön, was es alles an Zubehör für Rokons gibt. Vom Holztransporter:

Bis zum Pflug:

Leider waren Deutschlands Wälder seit jeher zu zugänglich, als dass die Rokon hier jemals vertrieben werden konnte. Allerdings finden sich in Skandinavien immer mal wieder einzelne Exemplare. Die englischsprachige Fangemeinde dominiert natürlich.
Allerdings gibts auch eine deutsche Seite zur Rokon. Dort findet ihr auch ein paar schöne Fotos von der Technik.
Diesen Dinosaurier kann man übrigens auch heute noch in verschiedenen Ausführungen neu kaufen. Witzige Einsatzvideos mit dicken amerikanischen Jägern finden sich ebenfalls auf der Herstellerseite.
Damit im lokalen Offroad-Park auf zu tauchen wäre schon sehr reizvoll….

Frisch vom Kuchenblech

Es ging ja schon durch einige einschlägige Medien, aber auch ich will noch schnell so tun, als hätte ich Neuigkeiten zu verbreiten:

Ab dem „Frühjahr“ (was auch immer das genau heißen wird) soll es ein neues Kennzeichenformat geben, welches auch ohne besondere Ausnahmegenehmigung beantragt werden kann.

Das neue Kennzeichen soll das Format Breite: 180, Höhe: 200 mm haben.

Die Maße der Kennzeichenschilder betragen bisher für:

  • einzeilige Kennzeichen: Breite: 520 mm, Höhe: 110 mm,
  • zweizeilige Kennzeichen: Breite: 340 mm, bei zwei- und dreirädrigen Kraftfahrzeugen 280 mm, Höhe: 200 mm
  • verkleinerte zweizeilige Kennzeichen: Breite: 255 mm, Höhe: 130 mm.

Wobei verkleinerte zweizeilige Kennzeichen nur für Leichtkrafträder sowie für Zugmaschinen mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 40 km/h und Anhänger mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 40 km/h, wenn diese mit einem Geschwindigkeitsschild für die betreffende Geschwindigkeit gekennzeichnet sind, vorgesehen sind.

Als US-Car oder Motorradfahrer musste man sich daher bisher mit dem normalen zweizeiligen Kennzeichen („Kuchenblech“) rumärgern.
Zum Vergleich nun links alt, rechts neu:

Hier gibts auch nochmal eine Zeichnung vom neuen Kennzeichen mit allen notwendigen Maßangaben:

Vier Zeichen scheinen das Limit für den unteren Bereich zu sein. Da ändert sich also nix im Vergleich zu den bisherigen Blechen.
Die Frage ist nur, ob so ein doch recht winziges Schild nicht etwas verloren am Heck eines ausgewachsenen Amis aussieht. Müsste man vielleicht vorher mal mit ner Schablone austesten.

Auf dieser Seite kann man übrigens ausprobieren, auf was für ein Kennzeichen die gewünschte Buchstaben/Zahlenkombination noch passt.

Im März soll die neue Regelung durch den Bundesrat laufen und damit Eingang in die Fahrzeug-Zulassungsverordnung finden.

Einige Bundesländer (Hessen & Bremen) erlauben neuerdings auch bei Fahrzeugen über 30 Jahren neue Kennzeichen in alter DIN-Schrift und ohne Euro-Feld:

Feiner Zug wie ich finde. Historisch korrekt.
Allerdings findet sich für diese Vergabepraxis keine rechtliche Grundlage in der Fahrzeug-Zulassungsverordnung. Dementsprechend kann man auch gegen den Gebührenbescheid über 100€ pro Ausgabe getrost Widerspruch einlegen. Keine gesetzliche Grundlage für die behördliche Maßnahme = keine gesetzliche Grundlage für die Kosten. Einfache Gleichung.
Um das Schild muss man dann auch keine Angst haben. Sie sollen laut den jeweiligen Landes-Verkehrsministern trotzdem ihre Gültigkeit behalten.
Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Jost de Jager (CDU) will sich bei Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) für eine bundesweite Ausnahmegenehmigung bzw. Regelung einsetzen. Hoffen wir das das fruchtet. Herr Ramsauer scheint ja gerade eh für hübsche Vielfalt im Schilderwald zu sein.
Interessant wäre vielleicht mal das Experiment, einfach ein Kennzeichen nach alter DIN-Norm prägen zu lassen und damit zur Zulassungsstelle zu stolzieren. Vielleicht pappen die da ja auch einfach so die Plaketten drauf.

Nachtrag:
Wenn ihr ein DIN-Kennzeichen verwendet, vergesst aber den Nationalitäten-Aufkleber nicht. Aber bloß keinen mit „BRD“ verwenden. Das ist kommunistisch-subversiv!

Die besten Schrauber-Apps

Es wäre nicht mein Telefon, wenn es nicht ein paar schrauberspezifische Gimicks bereithalten würde.
Daher habe ich mal eine Liste zusammengestellt, welche kostenlosen Apps ich für den Schrauber von Welt sinnvoll finde:

  • Google Mobile Navigation

    Dagegen kann jedes mir bisher bekannte Navigationssystem einpacken. Damit findet man auch den entlegensten Schrottplatz.
  • DailyRoads Voyager

    Da das Telefon eh beim fahren vor der Scheibe hängt, damit man Google Mobile Navigation folgen kann, kann man auch gleich die Aussparung für die Kamera in der Halterung nutzen und das Telefon als BlackBox gebrauchen. DailyRoads Voyager zeichnet im Hintergrund auf der SD-Karte eine Endlosschleife von Videos auf. Mit dabei sind auch Daten über die gefahrene Geschwindigkeit, die genaue GPS-Position, die Geräusche im Innenraum (klickern des Blinkerrelais!), etc.. Ich hab mittlerweile genug Verkehrsunfall-Gerichtsprozesse miterlebt um zu wissen, dass ein Video vom Unfall jeden Richter überzeugen dürfte, auch ohne das ein teurer Sachverständiger bestellt werden muss.
  • Trapster

    Um vom leicht verträumten dahincruisen nicht noch ein teures Erinnerungsfoto zu bekommen, fungiert Trapster als Radarwarner. Per Community werden alle Arten von finanziellen Gefahren für den modernen Kraftfahrer gemeldet und an die anderen Nutzer weitergeleitet. Trapster bestimmt dann aus der eigenen GPS-Koordinate den Kurs und die Geschwindigkeit und meldet sich, sobald man sich einer Gefahrenstelle nähert. Per „I like-Button“ können dann andere Nutzer, die an der selben Stelle vorbei kommen die Gefahr „bewerten“ und so das System selbst aktuell halten. Schaut mal eure eigene Heimatstadt auf der Trapster-Homepage an. Osnabrück ist z.B. schon ganz gut abgedeckt.
  • aCar

    aCar wird häufig nur auf seine Funktion als digitales Tankbuch reduziert. Das ist aber ein Fehler wie ich finde. aCar fungiert nämlich auch als Service-Reminder. Einmal alle notwendigen Service-Intervalle (Ölwechsel, Abschmierdienst, Ventile und Vergaser einstellen, etc.) eintragen und schon erinnert aCar einen dran, welches Auto mit welchem Service dran ist. Keine lästigen Papierlisten mehr und ein nachtragen von Hand mit dem Ergebnis, dass der Luftfilter nun schon 100.000 km auf dem Buckel hat. Ach ja, den Benzinverbrauch kann man damit auch aufzeichnen…
  • Car Finder

    Da hat man mal wieder sein Reliant Dreirad auf einem Parkplatz geparkt, plötzlich fällt die Reliant National Rallye ein und der ganze Platz ist voller Threewheeler…. Tja, wo steht jetzt nochmal der Eigene? Car Finder hilft bei diesen häufigen Notlagen, indem man die GPS-Position beim Aussteigen speichert (dazu dann im Parkhaus noch die Ebene und Reihe einträgt) und später per Kompass wieder zurück geführt wird. Und damit in der Zwischenzeit nicht noch die Parkuhr abläuft, gibts dafür auch noch einen Timer.
  • Verkehrsinformationen Mobil

    Ob ein Stau hinter der nächsten Ecke lauert sagt dir die App Verkehrsinformationen Mobil. Es ließt die ADAC-Staumeldungen und Prognosen aus und bereitet sie in einer Google-Maps-Ansicht auf, so dass man immer genau sehen kann, wo mit Verzögerungen zu rechnen ist. Das Ganze funktioniert für Autobahnen genauso wie für Bundesstraßen. Vielleicht nix für die Fahrt zum Bäcker um die Ecke aber für einen längeren Trip durchaus nützlich.
  • Fuel Mix

    Schluss mit Kopfrechnen an der Tanke! Zwar kann die englische Fuel Mix-App kein frei einstellbares Mischungsverhältnis und auch kein 33:1 (wie es ältere Simson-Motoren brauchen), aber sein deutscher Bruder (der wenigstens letzteres kann) will eine ständige Internetverbindung, welche eigentlich nicht nötig ist. Lola reicht 1:50 und damit reicht mir dieser Funktionsumfang.
  • ConvertPad

    Wenn das Handbuch eures amerikanischen Schnauferls von 1500 Torr-Reifendruck spricht, ist an der Tanke guter Rat teuer. Da sich nämlich weder auf der Insel noch in den Kolonien die Notwendigkeit metrischer Maßsysteme durchsetzen konnte, gelangt man als Geisteswissenschaftler, wie ich, schnell an seine mathematischen Grenzen, wenn es ans umrechnen geht. Hier hilft ConvertPad. Einfach gewünschte Ausgangs-Maßeinheit auswählen, Wert eingeben und schon bekommt man eine Liste mit umgerechneten Werten. Die Umrechnungs-Kategorien reichen dabei von „Astronomisch“ bis „Zeit“. Was man da nicht umrechnen kann, gibt es nicht.

So, das wäre meine Liste. Habt ihr noch Favoriten? Gerne auch aus dem „Nicht-KFZ-Bereich“!