Stumme Zeugen der Vergangenheit

Als ich Sir Edward für den TÜV gründlich sauber gemacht habe, habe ich in einer Ritze diesen zusammengeknüllten Kassenbon gefunden:

Schön finde ich das Datum unten auf dem Bon: 20.04.1985
Hat ne ganze Zeit auf mich gewartet, das gute Stück. Aber auch das ist ein Hinweis, warum Sir Edward so eine geringe Laufleistung hat. Der Laden liegt gerade mal 1,3 Meilen (2 km) vom Haus des Vorbesitzers entfernt.
Für diese Strecke benutze ich normalerweise nen Fahrrad.
Ich liebe solche Funde!

Wer hat an der Uhr gedreht?

Seit dem Kauf des Kleinen hat die Uhr nicht mehr funktioniert. Ist ein altbekanntes Problem in 1800er-Kreisen. Das Öl im Uhrwerk verharzt im Laufe der Jahrzehnte und verklebt so das filigrane Uhrwerk. Sollte die Uhr noch laufen, aber im Laufe des Tages mehrere Minuten verlieren, so ist das meistens die Vorstufe zum Stillstand durch Verharzung.
Zur Behebung des Problems gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Uhrwerk raus schmeißen und ein modernes Quarzwerk in die alte Hülle setzen.
2. Das Uhrwerk selbst reparieren.
3. Das Uhrwerk vom Profi überholen lassen.
Wir haben uns für Möglichkeit Drei entschieden. Normalerweise versuchen wir ja so viel selbst zu machen, wie möglich, aber nachdem wir das Gehäuse der Uhr nach der obigen Do-it-yourself-Anleitung abgenommen hatten und ein undurchsichtiger Haufen kleiner Zahnräder in winzigen Lagern vor uns lag, haben wir beschlossen, dass wir dort eher etwas kaputt machen, als sie repariert zu bekommen.
Leider gibt es nur wenige Spezialisten, die mit dem Smith-Uhrwerk klar kommen. Dementsprechend bekamen wir vom ersten Uhrmacher den Zeitanzeiger auch mit abgebrochenem Stundenzeiger und der Aussage „Da komme ich doch nicht mit klar.“ zurück…..
Wir griffen dann auf den in Volvo-Uhrgeschädigten-Kreisen sehr bekannten, sehr langsamen und sehr teuren Ka-Ja-Tachodienst zurück. Es dauerte mehrere Monate, bis wir die Uhr zurück bekamen und kostete eine ansehnliche Stange Geld. Aber so ist das wohl bei Spezialisten. In den sauren Apfel muss man beißen.
Bevor wir sie wieder eingebaut haben, haben wir sie natürlich erstmal mit Sir Edwards Batterie getestet:

Nun läuft sie wieder wie am ersten Tag und auch der gebrochene Zeiger wurde ausgetauscht. Wir sind glücklich. Und das zählt.
Beim Einbau im 1800 sollte man übrigens dran denken, die Batterie abzuklemmen oder die Sicherung für den Innenraum raus zu nehmen! Die Uhr bekommt nämlich „Dauerplus“. Das heißt, auf dem Kabel liegt immer Saft, auch wenn die Zündung ausgeschaltet ist (Sonst würde sie ja auch immer stehen bleiben)! Kommt man beim etwas fummeligen Einbau an den metallenen Unterbau des Armaturenbretts, so funkt es anständig und die Sicherung brennt sofort durch… Also Obacht!
Mit eingebauter Uhr sieht der Innenraum auch gleich wieder viel hübscher aus:

Stelle wo der Elefant das Wasser lässt II

Ok, das Warten hat ein Ende. Heute gibts also endlich die nackte und ungeschminkte Wahrheit über Sir Edwards ersten Besuch beim deutschen TÜV.
Die Kurzversion: Sir Edward demoliert, erhebliche Mängel festgestellt und trotzdem zufrieden.
Die Langversion:
Als erstes hatte ich bei der nächsten TÜV-Station in Detmold angerufen um einen Termin für die „Vollabnahme zur Erstzulassung gemäß § 21 StVZO“ ab zu machen. Dort teilte man mir mit, dass ich frühstens in zwei Wochen einen Termin bekommen könnte. Großartig! Allerdings sagte der Herr am Telefon, dass ich es beim TÜV in Paderborn mal versuchen sollte. Die hätten eventuell eher einen Termin für mich. Also dort angerufen. Die Dame meinte dann, dass sie keine Termine vergeben würden, sondern, dass bei ihnen das Müller-Prinzip vorherrscht. Sie meinte dann noch, dass der einzige Prüfingenieur bei ihnen, der eine solche Abnahme machen dürfe, jeden Tag um 12 Uhr eine Stunde Mittagspause macht und das um 16 Uhr Feierabend ist. Damit stand der Plan: Anreiste auf 12 Uhr um dann ne Stunde zu warten und der Erste in der Schlange zu sein.
Doch es sollte anders kommen…. oder um es mit meinen Freunden von Top Gear zu sagen: „ambitious but rubbish“
Morges orderte ich mal wieder beim lokalen Hängerhökerer einen Transportanhänger. Damit es nicht wieder so ein riesen Trumm wie bei der Englandfahrt wird, gab ich ihm die Maße laut Handbuch durch und er meinte, dass er einen passenden Mini-Bagger-Hänger stehen hätte. Kurz drauf holte ich den Anhänger bei ihm ab und zuhause angekommen schoben Vaddern und ich Sir Edward auf ihn drauf.
Aus reiner, grenzenloser und unverzeihlicher Dummheit habe ich dabei nicht aufgepasst und Sir Edward schrappte auf meiner Seite am scharfkantigen Ausleger des Hängers entlang. Uns war zum heulen:

Auf dem Bild sieht die Schramme nicht so fies aus, wie sie in Wirklichkeit ist. Die hat es echt in sich!
Nachdem wir uns emotional wieder etwas gefangen hatten, haben wir Sir Edward neu positioniert und einen neuen Anlauf gestartet. Jetzt ging der Wagen zwar beschädigungsfrei auf den Hänger, allerdings ließ sich die hydraulische Auffahrrampe nicht mehr schließen….. Ganz großes Tennis!
Also wieder abladen und zurück zum Hökerer, den Hänger tauschen.
Dort angekommen, offenbarte er uns, dass er eigentlich keinen passenden Hänger mehr da hätte. Alle vermietet.
Nach einigem Suchen fand er aber doch noch einen.
Leider war das aber ein Hänger, welcher die Ladefläche über den Radkästen hat. So wie der, den as damals organisiert hatte.
Durch den steilen Winkel war es wieder ein großer Krampf Sir Edward zu verladen, klappte aber schlussendlich doch noch. Unsere Nerven lagen nun blank und eigentlich hatten wir beide auch keine Lust mehr. Keinen Meter von zuhause weg und schon nur Scheiße…. so durfte der Tag einfach nicht weiter gehen!
Der Zeitplan war mittlerweile für den Eimer. Wir rauften uns aber trotzdem zusammen und machten uns auf den Weg nach Paderborn.
Das TÜV-Gelände empfing uns überraschenderweise mit gähnender Leere:

Nach einer problemlosen Anmeldung konnten wir Sir Edward abladen, was dank mitgenommenem Wagenheber und Balken auch ganz gut ging. Bei der Anmeldung meinte die Dame am Empfangsschalter: „Ein Dreirad wollen Sie zulassen?! Wenn ich das dem Prüfer auf den Zettel schreibe, sagt der mir, dass ich das Kind weg schicken soll…“ Er ließ sich aber doch noch überzeugen das Kinderspielzeug mal anzugucken (Der Kühlergrill war noch demontiert, falls wir die Scheinwerfer nochmal nachstellen müssten):

Und mit der Einfahrt Sir Edwards brach auch der gesamte Betrieb der TÜV-Station zusammen. Alle Ingenieure kamen herbei und jeder wollte mal einen Blick in den Motorraum, den Innenraum und auf die Vorderradaufhängung werfen. Ausdrücke wie „Och, wie SÜß!!“, „Na, DAS ist auch ne Lösungsmöglichkeit…“, „Sehr interessant!“ wechselten sich im Minutentakt ab. Ich möchte jedoch betonen, dass alle Anwesenden wohlwollend und mit einem Lächeln Sir Edward betrachteten. Es gab wirklich keine einzige abfällige Bemerkung. Herr Steinkemper (der Prüfer) ging sehr behutsam und dem Seltenheitswert angemessen mit Sir Edward um. Da hatte ich wesentlich schlimmeres befürchtet! Schön war auch sein etwas verzweifelter Blick, als er sagte: „Sagen Sie mal, auf die Hebebühne bekommen wir den ja nicht. Und die Grube geht ja auch nicht. Wie kann ich denn da mal drunter gucken?!“. Die Lösung bestand dann darin, dass ich rückwärts mit dem Vorderrad an die Kante der Grube gerollt bin. So konnte er (und jeder andere interessierte Ingenieur) doch noch einen Blick auf Sir Edwards hübsche Unterseite werfen. Natürlich musste ich einige konstruktive Besonderheiten erläutern und eifrig Fragen beantworten. Aber auch das alles fand in sehr angenehmem, fast kollegialem Rahmen statt. Abschließend wollte Herr Steinkemper noch eine Probefahrt machen, um die Bremsen zu testen (der Bremsenprüfstand fiel ja auch aus). Meinen Einwand, dass es nichts persönliches gegen ihn wäre, aber er mit seinen bestimmt 195cm und Schuhgröße 44+ einige Probleme bekommen würde, wies er lächelnd ab. Nur um Sekunden später festzustellen, dass der Fahrersitz schon ganz hinten war…. Es sah dann in etwa so aus, wie als as mal probegesessen hat. Nur halt mit nem Lenkrad zwischen den Knien. Es folgte dann auch ein Hilferuf an seinen Kollegen, dass dieser mal die Einstellung der Scheinwerfer überprüfen solle. Er käme nicht mehr aus dem Auto raus. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Seine Kollegen übrigens auch nicht. Wie schon gesagt, war die Einstellung der Scheinwerfer in Ordnung und auch die Bremsen konnten ihn überzeugen. Er war insgesamt sehr angetan von Sir Edward, hatte technisch nichts auszusetzen und hätte ihm ohne zu zögern die Vollabnahme erteilt. Wäre da nicht der verflixte §59 StVZO gewesen……
1. Absatz II verlangt, dass die FIN vorne rechts am Rahmen eingeschlagen ist. Reliant hat zwar die FIN eingeschlagen, aber leider im Steinschlagbereich des Vorderrades (am Querrohr beim Getriebe). Dementsprechend findet sich kaum noch ein Reliant mit lesbarer FIN….
2. Absatz I verlangt, dass auf dem Typenschild Hersteller des Fahrzeugs; Fahrzeugtyp; Baujahr (nicht bei zulassungspflichtigen Fahrzeugen); Fahrzeug-Identifizierungsnummer; zulässiges Gesamtgewicht und zulässige Achslasten (nicht bei Krafträdern) angegeben sind. Das Reliant-Typenschild sieht im Original leider nur so aus:

Unter diesen Umständen konnte Herr Steinkemper Sir Edward nicht abnehmen. Ausnahmen sind nur für Fahrzeuge vor dem 1.10.1969 zulässig. Da waren ihm also die Hände gebunden. Da habe ich auch vollstes Verständnis für.
Dementsprechend wies der Prüfbericht auch „erhebliche Mängel“ aus:

Ich habe nun drei Monate Zeit, die Mängel zu beheben und wieder vorstellig zu werden.
Bedeutet also: Blanko-Typenschild besorgen und gravieren lassen, sowie Fahrgestellnummer einschlagen.
Herr Steinkemper meinte, dass wir die FIN auch gerne bei ihm vor Ort einschlagen könnten. Schlagzahlen hätten sie da und wir könnten dann einfach deren Grube benutzen.
Danach luden wir mit Hilfe eines Fahrlehrers und seiner Schüler Sir Edward wieder auf den Hänger und verbrachten ihn in die Tiefgarage. Dort luden wir ihn ab und verstauten ihn neben dem Bug.
Als wir wieder raus kamen, schrieb eine Politesse gerade das Kennzeichen des im Parkverbot stehenden Hängers auf… Der Charm meines Vaters konnte sie aber davon überzeugen, uns doch kein Knöllchen zu geben.
Sir Edward bleibt nun erstmal in der Tiefgarage, da ich es vor unserem Afrika-Trip wohl nicht mehr zum TÜV mit ihm schaffe.
Es bleibt also festzuhalten:
1. Die Obrigkeit war uns den ganzen Tag über sehr wohlgesonnen, nur wir selbst habens verbockt.
2. Beim TÜV arbeiten keine Unmenschen, sondern freundliche, entgegenkommende Leute mit Leidenschaft für interessante Technik.
3. Nie wieder Hänger solange das Fahrzeug noch fährt!
4. Irgendwas is immer.

Sobald ich Sir Edward zugelassen habe, gibts nochmal einen ausführlichen Bericht, zu all den technisch notwendigen Änderungen, sowie dem erforderlichen Papierkrams um einen Reliant Rialto in Deutschland zuzulassen.

Immer ruhig bleiben

Nachdem auch die Beleuchtungsmalessen geklärt waren, blieb mir nur noch den Leerlauf nach zu stellen (Ihr seht, ich kann mich vor dem Ergebnis der TÜV-Abnahme nicht mehr lange drücken…).
Der Verkäufer hatte ja die Halteschraube des Gaszugs verstellt. Daher wusste ich auch nicht, ob der Leerlauf ok war. Ein ausgehender oder unrunder Motorlauf beim TÜV ist ja schon peinlich. Soll ja nen guten Eindruck machen, der Junge!
Auf der Probefahrt und den anschließenden Tests hatte sich der Motorlauf als etwas ruppig und unrund erwiesen. Wenn man die Kupplung trat, hatte man immer Angst, dass er aus gehen würde. Ein Check war also angebracht.
Also Motor warm gefahren und unser ur-altes Messgerät ausgemottet:

Seit der nutria-braunen VW 1600-Limousine meines Vaters (1978 gekauft von Dr. Mäxius und heute noch beweint), wurde das Gerät nicht mehr benutzt. War also auch in dieser Hinsicht eine Premiere. Vielleicht hätten wir vorher erstmal an einem modernen Fahrzeug mit Drehzahlmesser gucken sollen, ob das Gerät noch anständig anzeigt. Im Nachhinein hab ich da so meine Zweifel. Egal, zurück zum Thema:
So sah das Hexenwerk im Detail aus:

Neben vielen anderen Sachen kann man damit auch die Drehzahl eines Motors messen. Dazu schließt man die schwarze Klemme an den Minuspol der Batterie und die rote Messklemme an den Minuspol der Zündspule an. Don’t ask me… Hexenwerk halt. Lustiges Detail: Man kann das Teil nur zwischen 6- und 8-Zylindern umschalten. Laut Handbuch soll man für 4-Zylinder-Motoren einfach den 8-Zylinder-Wert durch zwei teilen. Man merkt, dass dieses High-Tech Dingen aus Amerika kam…
Weiterhin kann man bei dem Gerät zwischen „LO RPM“ und „HI RPM“ umschalten. Da wir ja den abzulesenden Wert immer halbieren sollten, haben wir auch für die Leerlaufdrehzahl die „HI RPM“-Einstellung verwendet. Entscheidend ist also die oberste Skala. Wie gesagt: Keine Ahnung, ob das richtig war. Sobald Sir Edward zugelassen ist, werde ich mal ne richtige Werkstatt aufsuchen und auch die CO-Werte überprüfen lassen. Die können sowas besser als ich.
Im R3W-Forum wird empfohlen, dass man über die Leerlauf-Einstellschraube des Vergasers ein Stück alten Benzinschlauchs stülpen soll.
Vorher (mit noch verstelltem Gaszug):

Mit Schlauch:

Der Schlauch hat (theoretisch) den Vorteil, dass man ohne große Fummelei den Leerlauf mit montiertem Luftfilter einstellen kann. „Flexible Welle“ quasi:

An sich ne echt gute Idee. Allerdings hat sie bei uns irgendwie nicht richtig funktioniert. Sobald man nämlich nur am Schlauch leicht wackelte, veränderte sich die Drehzahl willkürlich. Mal 400 rauf, mal 200 runter. Mystisch. Daher kam er wieder ab und es musste doch mit einem langen Schraubenzieher gefummelt werden. Geht auch.
Im Handbuch steht, dass der Motor 900 U/min im Leerlauf machen soll. Das haben wir mal eingestellt:

Allerdings lief Sir Edward so sehr unrund. Keine Einstellung, mit der ich zum TÜV wollte.
Also haben wir den Leerlauf langsam hoch geschraubt, bis der Motor ausreichend ruhig lief und auch die Schwankungen der Anzeigenadel weniger stark waren. Bei 1400-1500 U/min war das erst der Fall:

(Mein Vater hat übrigens ein unnachamliches Talent in Videoaufnahmen rein zu quatschen… bitte entschuldigt dies.) Wie gesagt, alles nur mit dem ur-alt-Messgerät und nur für den TÜV. Ich begebe mich da nochmal anständig dran. Versprochen! Es war halt im wahrsten Sinne des Wortes, der Vorabend des TÜV-Termins…
Nachdem der Leerlauf eingestellt war, musste noch die Choke-Einstellschraube justiert werden. Diese soll bei eingestelltem Leerlauf 0,04inch (1,016mm) Abstand zum Chokezug haben. Wir haben abgerundet und 1mm genommen.
Nun war Sir Edward wirklich bereit für seinen großen Auftritt!

Es werde Licht

Als nächstes auf meiner TÜV-Liste stand noch der Beleuchtungscheck.
Die Scheinwerfer funktionierten ja und nachdem ich die Schrauben optimiert hatte, ließen sie sich auch einstellen.
Ich wählte die rustikale Rechenschiebermethode zum einstellen:

Sehr gute Anleitungen und Skizzen finden sich hier und besonders hier. Leider habe ich auf den Hella-Scheinwerfern keine Prozentangabe zum Neigungswinkel gefunden. Ich hab daher mal 1,2% angenommen. Tobias hat dann den Ballast im Auto gespielt, Vaddern hat vorne am Brett die Markierungen ausgemessen und Kommandos gegeben und ich habe an den Einstellschrauben gedreht. Nachdem wir das Prinzip verstanden hatten und uns auch einig waren, welches „Links“ nun gemeint ist, klappte es ganz gut. Das Ergebnis kann auch nicht so schlecht ausgefallen sein, da der TÜV-Mensch meinte, sie wären gut eingestellt. Sollte also passen. Vielleicht fahre ich irgendwann nochmal in einer Werkstatt vorbei und lasse sie mit einem Messgerät einstellen, um das Maximum an Leuchtweite raus zu holen.
Der nächste Patient war die Nebelschlussleuchte. Die wollte partout nicht leuchten, obwohl Strom durchs Kabel krabbelte. Ich muss aber ausdrücklich betonen, dass der Fehler NICHT bei der besten aller Freundinnen lag, welche die Leuchte montiert hat! ICH hatte die Masseverkabelung nicht anständig gemacht. Konnte sie nix zu. Mit einem neuen Kabelschuh war das dann auch behoben.
Der Check der restlichen Beleuchtung förderte dann weiteres Unbill zutage.
Wenn ich rechts geblinkt habe, ging die rechte Positionsleuchte dauerhaft an. Wenn ich die Positionslichter eingeschaltet habe, leuchteten Positionslicht und Blinker zusammen. Links war alles ok.
Mein erster Verdacht war das Blinkrelais (wie immer der Fehler, das Schlimmste zuerst anzunehmen…). Das Blinkrelais (oben) und das Warnblinkrelais (unten) sind nämlich in Reihe geschaltet:

Leider ist ihr Funktionsprinzip aber genau umgekehrt. Im Blinkrelais öffnet ein Bimetall wenn es heiß wird und unterbricht den Stromkreis = Lampe blinkt. Im Warnblinkrelais schließt ein heißes Bimetall den Stromkreis = Lampe blinkt. Dadurch, dass man aber den Warnblinkschalter selten benutzt, korrodieren dort die Kontakte und nach der Betätigung, geht der Schalter nicht mehr weit genug zurück, um den Blink-Stromkreis wieder zu schließen.
Sollte das Blinkrelais mal den Geist aufgeben, kann man zur Not das Warnblinkrelais umstecken und selbiges überbrücken. Das hat den Vorteil, dass schlechte Erdung nicht so sehr auf die Blinkgeschwindigkeit durchschlägt. allerdings brauchen die Blinker dann auch länger bis sie ansprechen, da das Bimetall erstmal heiß werden muss.
Sollte man dann Ersatz für das Blinkrelais selbst suchen, wird es haarig. Hier ein Bild vom Original Lucas 8FL 12V Type 36:

Das Problem ist nämlich, dass das Relais nur zwei Anschlüsse hat:

98% der verfügbaren Relais haben aber drei Anschlüsse. Das einzige Relais mit zwei Anschlüssen, dass ich gefunden habe und das auch genug Last verträgt (4x21W) ist das Hella 4lz 961 553-122. Das ist aber rund (und passt damit nicht mehr in die Halterung) und soll auch gelöste 25+€ kosten. Dafür bekommt man auch schon ein schönes lastunabhängiges Relais mit dem man auch LED-Blinkleuchten verwenden kann.
Aber genug des Exkurses!
Nachdem ich also von den Preisen der Ersatzrelais erfahren hatte, habe ich erstmal alle anderen Fehlerquellen gechecked. Bei nem Plastikauto ist das immer als erstes (auch wenn ich mich selbst nicht dran gehalten habe) die Masse. Daran liegen 98% der elektronischen Malessen.
Mittlerweile hatte es übrigens das Regnen angefangen. Aber im provisorischen Zeltbau kenne ich mich ja aus:

Also erstmal den Scheinwerfer vorne ausbauen:

Arsch-lecken! Auf die Idee waren schon Menschen vor mir gekommen und hatten dabei den Kreuzschlitz der verrosteten Schraube rund gedreht…
Also ausbohren. Hier das Bilderbuch-Ergebnis:

Nachdem der Regen vorbei war, hab ich dann mit nem Überbrückungskabel eine direkte Masse-Verbindung zur Batterie gelegt. Damit lüppte der Blinker wieder:

Also wirklich Massefehler. Also habe ich alle Masseverbindungen mal aufgearbeitet.
Der Massepunkt am Rahmen sah schon fies aus:

Ist jetzt wieder sauber und hat nen neuen Bolzen bekommen.
Die Kabel am Scheinwerfer wurden gereinigt und mit Lötzinn verstärkt:

Hier übrigens noch ein Doku-Foto von der Fassung, falls die Nachwelt mal eine braucht:

Der Text besagt 21W 5W Seima 427-D. Ist übrigens „Made in France“, wie ich das schon vermutet habe (Man beachte auch die schönen neuen Edelstahlschrauben):

Nachdem die Verkabelung vorne nun wieder ok war, blinkte Sir Edward zwar, aber doch ziemlich müde.
Also gingen Vaddern und ich auch noch das Rücklicht an:

Ist auch mal wieder eine schön englische Konstruktion. einfach die beiden Halterungen auf nen Stück Presspape nieten und das dann mit Nägeln (!) und Dübeln an die Karosse tackern.
Die Dübel kann man natürlich nicht beschädigungsfrei ausbauen. Hier seht ihr ihre ungeschützte Rückseite:

Der Dreckklumpen mit dem Pfeil ist der Dübel mit nem Nagel….
So sahen die Dübel ausgebaut aus:

High-tech…
Als Ersatz gab es nach erfolgter Kontaktpflege mal wieder Edelstahl:

Leider brachte das aber alles keinen Zuwachs in der Blinkgeschwindigkeit.
Erst mit angelassenem Motor nahm auch die Blinkgeschwindigkeit zu. Da war sie dann normal. Na wegen mir….
Somit war auch das Kapitel der Beleuchtung abgehakt.