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überspringender Funke

Vaddern verlautbarte, dass der Jagdwagen nicht mehr mit voller Kraft gen Wildschweine laufen würde.
Das war nicht nur subjektiv spürbar, auch das redselige Borddisplay teilte abwechselnd „Fehlzündung Zylinder 2“ und „Fehlzündung mehrere Zylinder“ mit.
Eine kurze Recherche später zeigte sich, dass beim Porsche Cayenne der ersten Serie (Typ 9PA) dieser Fehler häufig auftaucht und meistens an einem Defekt der Zündmodule liegt.
Die Reparatur in Eigenregie ist kein Hexenwerk, erfordert jedoch eine gewisse Fingerfertigkeit, da etliche Bauteile entfernt werden müssen, ehe man das Übel an der Wurzel packen kann.
Exemplarisch will ich mal den Wechsel auf der rechten Motorseite (Zylinder 1[vorne] bis 4[hinten]) darstellen, da er komplizierter als der Wechsel auf der linken Seite (Zylinder 5 bis 8) ist.
Als erstes entfernt man die Kunststoffabdeckungen im Motorraum:
rechte Motorseite
Unschwer ist nun zu erkennen, dass der zweite Zylinder natürlich genau unter der Halterung der Drehmomentstütze liegt.
Doof.
Die muss also auch raus.
Zum Lösen der Stütze benötigt man eine 16er-Nuss und einen 12er Vielzahn. Eventuell muss man die Stütze auch am anderen Ende leicht lösen, um sie hochzuklappen:
Drehmomentstütze gelöst
Im nächsten Schritt entfernt man die Sekundärluftpumpe (3 Torxschrauben):
Sekundärluftpumpe gelöst
und die Kunststoffabdeckung mit dem Porsche-Schriftzug über den Zylindern (4 Torxschrauben):
Halterung Drehmomentstütze
Der Ausbau der Abdeckung ist ein wenig fummelig.

Zum Entfernen des motorseitigen Halters der Drehmomentstütze benötigt man Torxnüsse der Größe 12 (oben) und 10 (unten). Insbesondere die 10er Nuss muss schlank sein, damit man an die Schraube kommt. Bei uns passte eine Nuss in 3/8“.
Nun hängt die Stütze nur noch an dem kleinen Massekabel.

Der Ausbau der Stütze ist natürlich nur nötig, wenn man an Zündmodul und -kerze des 2. Zylinders gelangen will. Alle anderen Zylinder sind ohne diesen Ausbau zu erreichen. Der Tausch bei Zylinder 5 bis 8 auf der linken Fahrzeugseite läuft genauso, ist aber viel einfacher, weil dort keine Drehmomentstütze sitzt.

Das folgende Foto zeigt das Zündmodul des 2. Zylinder, die Steckverbindung ist bereits gelöst. Wenn man nun noch die Schraube des Moduls mit einer 12er-Torxnuss entfernt, kann man das Modul einfach abziehen und gelangt an die Zündkerze:
Zündmodul Stecker gelöst
Sehen die Zündkerzen so aus, sollte man sie direkt mit wechseln:
Zündkerze
Es empfiehlt sich auch sicherheitshalber alle Module zumindest auszubauen:
Module 4-8
Meistens ist es nämlich so, dass auch weitere Module schon deutliche Schäden aufweisen. Im häufigsten Fall sind es solche Risse:
Risse im Modul
Oder solche Risse:
Risse im Modul 2
Oder schon Brandspuren durchgeschlagener Funken:
Brandspuren

Nach meiner Information gibt es daher auch die Porsche-interne Anweisung, bei einem solchen Defekt prophylaktisch alle Zündmodule gegen eine verbesserte Nachfolgeversion auszutauschen. Die verbesserten Zündmodule haben die Teile-Nummer:
948 602 104 03
Zündmodule mit Index 00 oder 01 sollten getauscht werden.
Beim Jagdwagen waren noch die besagten 01er Module verbaut.
Beschriftung
Dementsprechend haben wir auch alle 8 Module auf einmal getauscht.

Für den Einbau hier noch die Anzugsmomente:

  • alte Zündkerzen 25 Nm, neue 30 Nm
  • Zündmodulschraube und Sekundärluftpumpe 10 Nm
  • Halter der Drehmomentstütze oben 23 Nm, unten erst 5 Nm, dann 10 Nm
  • Schrauben der Kunststoffabdeckung 5 Nm
  • Drehmomentstütze 60 Nm

Gorilla will nicht warm II

Ok, dass Problem ließ mir keine Ruhe!
Konnte doch nicht sein, dass ich bei diesem herrlichen Frühlingswetter drin sitze und Montags auf dem Drahtesel ins Büro rollern muss!
Also mal Menschen nach Hilfe gefragt und deren Tipps systematisch abgearbeitet:
Sonntägliches schrauben
So sah die Kerze nach den Aussetzern aus:
Zündkerzengesicht nach Nadeländerung
Nicht wirklich dramatisch, wie ich finde.
Ich habe sie vor der erneuten Verwendung mit einer Kupferbürste gereinigt.

Die Ventile habe ich auch neu eingestellt:
Einlassventil
Ist bei der Gorilla/Monkey zwar etwas umständlich, da man sich für das Auslassventil unter den Motor legen muss, aber immer noch um Welten besser, als beim Rialto.
Hier übrigens ein schönes Video zum Thema:

Die Ventile stellt man auf folgende Werte ein:
Einlassventil 0.05 mm
Auslassventil 0.07 mm
Auch hier mal wieder mikroskopische Werte im Vergleich zu anderen Viertaktern.
Die Gorilla-Ventile hatten aber nur minimal zu viel Spiel.

Dann habe ich die Vergasernadel näher begutachtet.
Die saß eine Kerbe zu tief:
falsch eingestellte Nadel
Die Nadel gehört (bei serienmäßigen Fahrzeugen) eigentlich mit der mittleren Kerbe aufgehangen.
Bei der ursprünglichen Einstellung war das Gemisch magerer eingestellt. Da hat also auch schon mal wieder jemand dran rum gefummelt.
Die Nadel hat die Bezeichnung „R4304E“ (Wobei das „R“ auch ein“B“ sein kann). Ob das die richtige Nadel für die 50ccm-Honda-Motoren ist, muss ich noch recherchieren.

Mit den neuen Einstellungen habe ich dann wieder eine Testrunde gedreht.
Die Symptome blieben aber ähnlich. Ruckeln/Verschlucken nach einiger Zeit und lausige Gasannahme bzw. Verschlimmerung beim gasgeben.
Besonders schlimm wurde es direkt nach dem schalten.
Allerdings ging der Motor jetzt im Standgas nicht mehr aus.

Um die Tankentlüftung als Fehlerquelle auszuschließen habe ich während des ruckelns mal eine Runde gänzlich ohne Tankdeckel gedreht.
Brachte aber auch keine Besserung.

Wieder zurück wollte ich nochmal das Kerzenbild prüfen.
Dabei fiel mir auf, wie labberig der Kerzenstecker saß….. Ihr ahnt, was kommt, oder?!

Da hatte schon mal jemand dran „gearbeitet“:
vermurkster Zündkerzenstecker
Ich habe bisher wirklich noch keine einzige ordentlich ausgeführte Arbeit an dem Bike gefunden!

In meinem Fundus fand sich noch ein Strobo-Teststecker (hat ein Leuchtelement, welches Zündaussetzer im laufenden Betrieb visualisiert):
Strobo-Stecker

Mit dem Ding lief die Gorilla meine 6-km-Teststrecke einwandfrei!

Mal sehen, ob sie morgens zur Arbeit wieder zickt, oder ob es das wirklich war.
Auf jeden Fall besorge ich morgen einen ordentlichen Zündkerzenstecker. Der Alte liegt schon im Müll.

So sieht das Kerzenbild übrigens jetzt aus:
Zündkerzengesicht mit Aussetzern
Bilderbuch!

Verlustschmierung

Gestern hab ich mal den Ölstand bei Sir Edward gechecked:

Das war knapp! Muss ich echt öfter nach gucken!
Es fehlten ziemlich genau 500ml. Das sind umgerechnet 200ml auf 1000 km. Laut Forum sind 500ml auf 1000 Meilen (1600km) ok. Das macht ca. 300 ml auf 1000 km. Na, ich werde die Sache mal im Auge behalten. Interessanterweise bläut er nicht merklich während der Fahrt. Öllecks am Motor sind auch keine wesentlichen ersichtlich.
Das Zündkerzengesicht ist ein wenig dunkel:

Aber das liegt wohl eher daran, dass ich momentan immer mit teilweise gezogenem Choke fahre (eliminiert das Ruckeln!).
Ich stelle den Vergaser morgen mal fetter.

In diesem Zusammenhang muss ich auch mal das Ölleck am Getriebe erwähnen:

Der hintere Dichtring zur Kardanwelle scheint undicht zu sein. Da will ich dieses Wochenende mal nach dem Ölstand sehen. Das Leck selbst muss noch warten. Da hab ich momentan keine Zeit zu. Vielleicht gehe ich da dran, wenn ich mal die Kreuzgelenke der Kardanwelle erneure. Muss ich mich schlau lesen, welche Arbeiten da ein Aufwasch sind.

So langsam spitzt sich die Lage zu

Über die Ostertage waren wir mit Sir Edward zu den Eltern der besten Freundin von allen. Das waren 450km und damit eine gute Gelegenheit um mal die ganzen Veränderungen über eine längere Strecke zu testen.
Leider mit ernüchterndem Ergebnis.
Ich meine bei höheren Geschwindigkeiten (110-120 km/h) klingeln zu vernehmen.
Außerdem ruckelt er immer noch und auch die Kraftentfaltung ist etwas zäh/wie in Kaugummi.
Ich hab daher mal nach unserer Rückkehr die Zündkerzen ausgebaut und mir besehen. Hier die Kerzen in Ihrer Einbaureihenfolge:
Zündkerzengesichter 1-4
Und hier nochmal ne Detailansicht von Kerze 1 und 2:
Zündkerzengesichter 1-2
Meine Laienhafte Interpretation besagt, dass Zylinder 2-4 zu fett laufen. Zylinder 1 hingegen läuft besser/gut.
Das „zu fett“ ist ja auch kein Wunder, da ich den Vergaser momentan mit „22 Flanken“, statt der idealen 18-20, betreibe.
Da die Nebenluftproblematik aber eigentlich abgehakt sein sollte, bleiben mir nur fiesere Diagnosen: Ventilspiel falsch (easy) oder sogar Ventil verbrannt (gemein)….
Am Wochenende werde ich mal vorsichtig nach hause fahren und unterwegs Shell V-Power auf den halben Tank Super tanken, um den Oktan-Wert anzuheben.
Zuhause gibts nen Kompressionsmesser. Der hilft mir hoffentlich weiter.
Der Plan ist folgender:
1. Ventilspiel einstellen (wie erkenne ich ob ein Ventil vollständig offen ist?)
2. Neue Ventildeckeldichtung (Gibts da was zu beachten? Ist ne Korkdichtung)
3. Kompressionstest trocken
4. Wenn sich da Unterschiede zeigen: Kompressionstest nass (Motoröl ins Kerzenloch um vorübergehend die Kolbenringe abzudichten)
5. Wenn dann immer noch unterschiedliche Kompression: Zylinderkopf ab und Ventile angucken (Neue Dichtung liegt parat. Anzugsmoment und Reihenfolge hab ich. Gibts sonst was zu beachten?)
6. Bilder machen und um Hilfe rufen……

Zündstoff

Da die TÜV-relevanten Arbeiten an Sir Edward sich so langsam (hoffentlich) dem Ende zu neigen, hab ich mich mal daran gemacht, die normalen Wartungsarbeiten abzuhaken. Da steht unter anderem „Zündkerzen wechseln“ drauf. Das ist bei den Rialtos keine so einfache Sache, wie es normalerweise ist. Zylinder 1 und 2 (1 = nächster am Kühler) haben ihre Kerzen nämlich direkt in der Nähe des Verteilers:

Da ist einfach kein Platz für einen normalen Zündkerzenschlüssel. Aber dazu kommen wir gleich noch. Erstmal habe ich den Kontaktabstand bei den neuen Kerzen auf das richtige Maß gebracht. Das Handbuch sagt 0,025 inch oder 0,64 mm. Ich war da mal großzügig und habe auf 0,65mm aufgerundet:

Als Zündkerzen verwende ich NGK BPR5ES. Diese werden auch im R3W-Forum für den Stadtverkehr empfohlen. Bei verstärktem Überland- und Autobahneinsatz soll man laut Forum eher NGK BPR6ES verwenden. Mal sehen, wie die Kerzen sich so bei mir schlagen.
Als nächstes mussten die alten Kerzen raus. Vorher nicht vergessen, rings um die Kerzenlöcher sauber zu machen, damit keine Brösel in den Brennraum fallen!
Das ging bei Zylinder 3 und 4 problemlos:

Dort gingen die neuen Kerzen dann auch easy rein. Dank der guten Zugänglichkeit durch den Fahrerfußraum, konnte ich die Kerzen auch mit dem empfohlenen Drehmoment anziehen:

Das steht aber leider nicht im Handbuch, sondern nur im Haynes. Natürlich hab ich es mittlerweile schon wieder vergessen und das Haynes liegt zuhause in der Werkstatt. Ich meine, es waren entweder 21 Nm oder 24 Nm. Ich versuche dran zu denken, das nochmal nachzusehen und hier zu propagandieren.
Solltet ihr mal irgendwas per Drehmomentschlüssel anziehen, denkt dran, möglichst keine Verlängerungen zu benutzen, da diese durch den langen Hebelweg das Drehmoment verfälschen. Immer „as kurz as possible“.
Zylinder 2 war etwas Fummelarbeit, aber ging auch raus. Nur rein wollte die neue Kerze nicht, da ich die Nuss nicht drüber bekam. Die Ur-Alt-Kerzen (ich vermute, dass auch das noch die Ersten sind) haben einen kleineren Sechskant als die neuen:

Daher sind die Nüsse, die man braucht, auch unterschiedlich dick.
Im Forum wird empfohlen, den Verteiler ganz auszubauen. Alleine die Kappe abzunehmen reicht nicht, da eine „Metal-Beule“ des Verteilers selbst im Wege ist (links unterhalb der Metall-Lasche):

Allerdings hatte ich da wenig Lust drauf. Hätte ja auch eventuell eine neu einzustellende Zündung nach sich gezogen.
Mein Vater kam mal wieder mit der Lösung um die Ecke. Im Fundus fand sich solch ein einfacher Zündkerzenschlüssel:

Kurz und schmal wie er ist, passt er gut am Verteiler vorbei. Es gab dann zwar kein passendes Drehmoment mehr, aber „etwas mehr als Handwarm“ sollte auch im 20 Nm-Bereich liegen.
Bei Zylinder 1 war schon ein raus-schrauben nicht möglich. Die Nuss samt Ratsche hatte einfach keinen Platz. Doch auch hier half der Fundus und Improvisationstalent:

Die gewählte metrische Nuss, war etwas zu groß für die zölligen Kerzen. daher mussten wir, damit der Schlüssel schön fest sitzt, etwas Distanz überbrücken. Dazu eignete sich hervorragend solch eine Klemmschelle aus Blech. Danach wackelte die Kerze nur noch minimal:

Allerdings war das Loch, durch das man den Stahlstift zum drehen hindurch steckt zu tief, so dass dort schon der Isolator-Körper im Weg war. Zog man den Schlüssel so hoch, dass das Loch frei war, griff er nicht mehr auf dem Sechskant. Teufelskreis. Abhilfe schaffte hier ein passender Maulschlüssel:

Das Einschrauben der neuen Kerze, war dann wieder easy, da das Loch bei dem größeren Schlüssel höher war und der Stahlstift dann am Isolator vorbei kam. Allerdings war auch hier Essig mit dem Drehmoment.
Wenigstens sind jetzt schöne neue Kerzen drin! Fotos vom Zustand der Alten und Details, wie verbraucht sie sind, liefere ich nach.
Wie gesagt: „It’s a pig to work on.“