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Kleiner Service, großer Aufwand

Das Handbuch des Rialtos wünscht sich, dass der gewissentliche Eigentümer alle 10.000 Meilen das Dämpfungsöl des SU HS-2 Vergasers nachfüllt.
Aber gerne doch. Da passt es gut, das wir die 10.000 Meilen gerade überschritten haben.
Also erstmal Grundlagen klären:
Das Handbuch wünscht sich schlicht „engine oil“. Mein geliebtes Haynes ist da schon konkreter und begehrt SAE 20W/50.

Von Vadderns Nachbarn hab ich einen original SU-Spare-Parts-Catalogue bekommen, welcher nach SAE 20 verlangt.

Und da ich vorher in beides nicht rein geguckt habe, sondern dieses Internet befragte, habe ich schnödes ATF verwendet:

Soviel sei schon mal gespoilert: Es macht keinen Unterschied. Hauptsache der Kolben wird durch irgendwas gedämpft. Zur Not Sonnenblumenöl.

Nun also zur praktischen Umsetzung. Bei Vadderns 1800S erledigt man das im vorbei laufen. Haube auf, liegen die Vergaser vor einem, Käppchen samt Dämpfer runter schrauben, Öl einfüllen bis der Messschieber sagt:“Passt“ (13mm über der Dämpferbohrung). Ist ne Sache von 3 Minuten.

Beim Rialto ist es etwas kompliziert. Seht ihr die schwarze Kappe auf der Glocke des Vergasers? Gaaaanz tief hinten rechts. Nein?

Moment, ich schraube schnell den Luftfilter samt Gehäuse weg:

Da ist sie.
Ach, ihr bekommt den Dämpfer nicht entfernt, weil die Karosserie zu dicht darüber ist? Kein Problem, ich schraube schnell den Vergaser samt Leitungen vom Vorheizelement los, um ihn nach vorne kippen zu können.

Ach geht nicht, weil auf den Stehbolzen nicht genügend Platz für einen normalen 1/2-Zoll Maulschlüssel ist? Kein Problem, ich feile gerade einen schlanken Blech-Schlüssel passend.

Ach Mist, der lässt sich nicht drehen, weil zu wenig Platz ist? Kein Problem, ich säge ihn auch noch ab.

So, jetzt haben wir ein passendes Werkzeug (siehe oben im Bild) und können den Vergaser ein Stück nach vorne ziehen, so dass der Dämpfer entfernt werden kann:

Hier sieht man auch die Bohrung des Dämpfers innerhalb der Glocke. Da soll das Öl 13mm drüber stehen. Bei waagerechtem Vergaser versteht sich. Keine Chance dass beim Rialto sauber hin zu bekommen.

Gut, dass es englische Technik ist. Da kann man auch getrost gröber ran gehen. Einfach auffüllen, bis das Öl Pi-mal-Auge unten am Gewinde steht, dann den Dämpfer einschrauben, einen Lappen auf das Entlüftungsloch oben in der schwarzen Kappe halten und mit der Hand ein paar mal kräftig den Kolben des Vergasers durch die offene Ansaugseite hoch drücken. Alles überschüssige Öl wird so nach oben durch die Entlüftung raus gedrückt. Bei ATF eine echt stinkige Angelegenheit, aber nachher passt der Pegel.

Danach alles wieder zurück bauen und fertig ist die Laube für die nächsten 10.000 Meilen. Den mund-geklöppelten Spezialschlüssel packt man am besten zum Bordwerkzeug.

Bei dieser Gelegenheit:
Hatte ich eigentlich schon mal gesagt, wie liebevoll ich die Beschriftung des Luftfilter-Gehäuses finde?

Ich finde, da ist Unternehmerstolz spürbar.

Wir brauchen Druck! Druck! Druck!

Nach dem Reinfall mit dem ersten Kompressionstester, haben wir jetzt ne Ecke mehr investiert und was anständiges gekauft.
Erstes Testobjekt war Sir Edward. Für das ewige Ruckeln kam ja ein eventuell verbranntes Ventil in Frage. Dementsprechend gabs jetzt nen zweiten Anlauf.
Der neue Tester hat schön lange Adapterstücke mit nem anständigen Sechskant und Gummidichtringen. Kann man spitzenmäßig einschrauben:

Ich hab den Wagen mit kaltem Motor und voll durchgetretenem Gaspedal getestet.
Zylinder 1:

Zylinder 2:

Zylinder 3:

Zylinder 4:

Das macht zusammengefasst:
Zylinder 1: 160 psi (11.03 bar)
Zylinder 2: 167 psi (11.51 bar)
Zylinder 3: 165 psi (11.3 bar)
Zylinder 4: 188 psi (12.96 bar)

Interessant ist, dass Zylinder 4 so aus der Reihe tanzt. Allerdings ist das laut Forum im Toleranzbereich für yellow Top-Motoren. Im Neuzustand sollen diese hoch verdichteten Motoren annähernd 200 psi abgeliefert haben.
Keiner der Werte ist so schlecht, dass ein Defekt vorliegen könnte. Das beruhigt mich sehr. Hab mich ja schon den Motor zerlegen sehen….

Bei der Gelegenheit habe ich auch mal ein Foto von den Zündkerzen gemacht, nachdem ich nun einige Zeit mit 30 „Flanken“ der Gemischschraube fahre:

Die Kerze von Zylinder 4 ist die links außen.
Laut Forum ist es normal, das Zylinder 4 zu fett läuft.
Mit 30 Flanken ist das ruckeln nun weg. Das werde ich jetzt erstmal so lassen und austesten. Nachdem wir aus England zurück sind, werde ich wohl mal bei einer Werkstatt vorbei fahren und nen CO-Tester anschließen lassen. So richtig geheuer ist mir das immer noch nicht…

Frühlingsputz gegen Schluckauf

Es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, die mich an Sir Edward noch stören. Eine davon ist sein permanenter Schluckauf. Befindet sich das Gaspedal in einer Stellung zwischen Leerlauf und 3/4 Vollgas hat man ein andauerndes leichtes Rucken. So als würde er etwas langsamer und im selben Moment wieder stark beschleunigen. Im ersten Gang ist es klar fühlbar. Im zweiten mit durchschnittlich sensiblem Popo und darüber nur wenn man es weiß (zumindest bilde ich mir das ein). Gibt man während des Ruckens 3/4- bzw. Vollgas, ist es weg.
Ich hatte es sowohl mit dem alten Verteiler als auch jetzt mit der 123ignition. Choke ziehen ändert nichts. Ob man nen Berg hoch fährt oder nur cruised ebenfalls nicht.
Im Stillstand hört man die Drehzahl konstant leicht hoch und runter gehen.
Alles sehr suspekt.
Im R3W Forum wurde Dreck im Vergaser als mögliche Ursache angesprochen.
Also habe ich mir den Lümmel heute mal vorgeknöpft. Bin jedes mal erstaunt, was für eine Fummelarbeit es ist, den da raus zu bekommen!
Nach einigem Gefluche hatte ich ihn draußen und auf der Werkbank. Nach kurzem Gerühre sah das verbliebene Benzin in der Vorratswanne so aus:
dreckiges Benzin im Vorratsbehälter
*Mjam*…
Im Glas sah es nicht weniger nach Acker aus:
Dreckiges Benzin aus dem Vergaser
Also weiter auseinander gebaut und gesäubert (So nen SU HS2 Vergaser ist erfreulich übersichtlich):
SU HS2 zerlegt
Fifer hat auf seiner Seite eine gute Beschreibung zur Reinigung. Danach habe ich mich gerichtet.
Als erstes habe ich den Vorratsbehälter ausgewischt und wollte anschließend die Hauptdüse rückspülen. Dafür empfiehlt Fifer ein Stück Schlauch durch das man pusten soll. Natürlich hatte ich keinen passenden Schlauch zur Hand. In einer ersten Kurzschlusshandlung habe ich daher einen meiner letzten STUDENTOP-Kulis geschlachtet:
erster Versuch mit Kulli
Kurzes angestrengtes Nachdenken förderte aber eine viel bessere Lösung zutage:
Spülung mit Spritze
Mit der Spritze kann man frisches Benzin unter saftigem Druck ohne Gepansche rückwärts durch die Düse in den Vorratsbehälter jagen. Sprudelt schön und förderte eine anständige Ladung Sedimente zutage. Das ganze habe ich dann noch fünf mal wiederholt, bis nur noch klares Benzin raus kam.
Jetzt sieht der Vorratsbehälter wieder aus wie neu:
sauberer Vorratsbehälter
Nach drei Stunden sah der Bodensatz im „Dreck + Benzin“-Glas übrigens so aus:
Bodensatz
Hab ich wohl nen halbes englisches Moor importiert. Frühlingsputz war echt angebracht….
Danach habe ich den Vergaser wieder eingebaut und bin zu einer Proberunde gestartet.

Ergebnis: Das Ruckeln ist unverändert nach wie vor da…..

Blöd. Naja, wenigstens ist der Vergaser jetzt wieder sauber. Ich fahre jetzt noch eine Weile mit Vergaserreiniger im Tank, um auch die sonstigen Bereiche sauber zu bekommen.
Mal sehen, was mir noch so einfällt.

Regenrinne

Als ich auf der Suche nach dem Falschluft-Leck bei Sir Edward war, teilte man mir im R3W-Forum mit, dass das Tropfblech unter dem Vergaser falsch herum montiert ist. Auf diesem Foto aus der Anfangszeit, sieht man die alte Montageposition:
Unterdruckanschluss
Das Tropfblech soll dazu dienen, dass Benzin, welches aus dem Vergaser tropft, nicht auf den heißen Auspuffkrümmer läuft und den geliebten Rialto in einen Feuerball verwandelt. Außerdem soll der angenietete Asbestlappen Hitze vom Vergaser fern halten und so Dampfblasenbildung verhindern.
Also schon ganz sinnvoll das Teil.
Wie man auf dem Foto oben sieht deckte das Blech früher nicht den Bereich unter dem Benzinreservoir ab. Weiterhin waren seine Seiten nach unten abgerundet, so dass austretendes Benzin einfach dort drüber laufen könnte. Wenn man so drüber nach denkt, hätte mir das auch früher mal auffallen können…
Keine Ahnung, warum das mal jemand aus Versehen falsch rum montiert hat.
Dank neuem Ratschenkasten war die Reparatur schnell erledigt.
Hier das Blech richtig rum mit Lappen:
Tropfblech
Und hier richtig rum montiert:
Tropfblech richtig herum montiert
Es ist zwar auch nicht schön, dass etwaiges Benzin nun hinten einfach runter tropft, aber der Sicherheitsgewinn sollte schon immens sein! Bei der Gelegenheit habe ich auch das Anschlussgummi der Verbrauchsanzeige erneuert und gegen ein 90°-Stück aus dem Unterdruck-Steuerungssatz getauscht.
Jetzt ist vorne auch mehr Platz zum hantieren:
Tropfblech richtig herum montiert
Wieder was abzuhaken. Sehr schön!